Mentalitätstrainer David Kadel möchte Menschen Mut machen und ihnen sagen, dass sie geliebt sind. Besonders wichtig ist ihm die Bergpredigt.
Welches ist dein Lieblingsbuch aus der Bibel?
David Kadel: Das Matthäus Evangelium hat mit der Bergpredigt Jesu für mich die wichtigsten Bibelverse – wie zum Beispiel Matthäus 5,8: „Glücklich sind die, die ein reines Herz haben, denn die werden Gott sehen!“ Oder Matthäus 10,1, der eine sehr bedeutende Rolle in meinem Leben spielt: „Jesus gab seinen Jüngern Vollmacht, Krankheiten zu heilen …!“ Aber an den Psalmen komme ich auch nicht vorbei, weil sie so viel Kraft, Schutz, Freude und Geborgenheit vermitteln.
Wenn Jesus bei dir zum Essen vorbeikäme, was würdest du kochen? Und worüber würdest du mit ihm reden?
David Kadel: Ich würde etwas Typisches aus meiner Heimat Persien kochen: mit Huhn, Reis, Limetten, Rosinen, Koriander … und dann gespannt darauf warten, was Jesus wohl über die alten Perserkönige erzählen würde. Und ich würde ihn fragen, woran es liegt, dass die Deutschen keinen Bock mehr auf den Glauben haben und wie man im Lande Luthers eine neue Lust am Christentum wecken könnte.
Was ist dein Zugang zu Gott?
David Kadel: Ich liebe diese besondere Zeit morgens, wo ich ganz bewusst mit Gott im Gespräch in den Tag starte. Ich nehme mir ca. 20 Minuten Zeit, um in zwei Andachtsbüchern zu lesen. Wenn ich etwas entdecke, das mich inspiriert und berührt, schreibe ich es mir in ein „Erkenntnis-Buch“, weil wir Dinge einfach viel zu schnell vergessen. Generell quatsche ich aber Jesus den ganzen Tag die Ohren voll [lacht] weil ich das Bewusstsein habe, dass er mir ständig zur Rechten steht und alleine diese Tatsache mich sehr fröhlich macht – wie es in Apostelgeschichte 2,25 beschrieben ist.
Welches Glaubensthema beschäftigt dich in letzter Zeit? Und warum?
David Kadel: Vollmacht und Autorität zu lernen. Ich habe keine Lust mehr, ohnmächtig zu sein gegenüber Krankheiten und lerne gerade sehr viel bei Kenneth Hagin und Joyce Meyer – wie uns nicht nur Vergebung und ewiges Leben durch Jesu Tod zustehen, sondern auch Heilung. Jesaja 53,4 ist da einer der Schlüssel, dass Jesus unsere Krankheit getragen hat – und das versuche ich manchmal, wenn eine Kopfschmerzattacke aus dem Nichts über mich kommt, in Anspruch zu nehmen. Ich sage dann quasi zu der beginnenden Krankheit: „Nein, ich nehme dich jetzt nicht an. Ich bin gesund, weil Jesus meine Krankheit bereits trug. Amen! Und wie oft habe ich in den letzten Monaten erlebt, dass die Symptome dann plötzlich verschwinden, weil ich meinen Fokus nicht auf sie lege, sondern auf das Kreuz, wo „Heil“ für uns liegt. Passt auch zu meinem aktuellen Leitsatz im Leben: „Where your focus goes, your energy flows“
Wofür lebst du?
David Kadel: Ich habe mich als Christ jahrelang zu sehr um mich selbst gedreht und dadurch leider keine Entwicklung erlebt. Glücklicherweise habe ich 2008 in Sachen Identität einen „Durchbruch“ erfahren. Ich soll ein „Ermutiger“ sein, ist mir damals im Dialog mit Gott und in der tieferen Gottessuche klar geworden. Das heißt, ich lebe seitdem ganz bewusst dafür, Menschen Mut zu machen: als Coach, mit Vorträgen und in der Begleitung als Mentor. Mit meinem aktuellen Mutmach-Projekt „Wie man Riesen bekämpft“ gehe ich regelmäßig in Kinderkrebsstationen in ganz Deutschland, aber auch in Jugendpsychiatrien oder Gefängnisse, um dort Menschen, die es sehr schwer haben, ganz gezielt Mut zu machen. Ich sage ihnen, dass sie wertvoll und geliebt sind und dass es uns nicht egal ist, wie es ihnen geht. Bei diesen Mutmach-Events habe ich immer Fußballer dabei – so wie Joshua Kimmich, Marco Rose und Frank Schmidt. Am Ende sind immer alle Beteiligten sehr bereichert, weil es nichts Schöneres im Leben gibt, als Menschen zu berühren.
David Kadel arbeitet seit 20 Jahren als „Mentalitäts-Trainer“ mit Fußball-Profis, schreibt Bücher, wie die „Fußball-Bibel“, dreht Filme mit Jürgen Klopp und berät Unternehmen als Führungskräfte-Coach.
Link: Wie man Riesen bekämpft
Dieses Interview ist Teil unserer Serie „Wie glaubt … ? 5 Fragen, 5 Antworten“. Wir haben bekannten Christinnen und Christen Fragen zum Glauben gestellt.
Kirche/n sind zu mäßig in kreativer Menschlichkeit
„Und ich würde ihn(Jesus) fragen, woran es liegt, dass die Deutschen keinen Bock mehr auf den Glauben haben und wie man im Lande Luthers eine neue Lust am Christentum wecken könnte“! (Zitat Ende). Berechtigte Frage, aber vielleicht liegt das auch an der Form unseres Glaubens.
Ich glaube nicht, dass man dies so verallgemeinern kann. Nach einer Studie aus den 1970er Jahren waren damals beide großen Volkskirchen auch insofern stabil, dass die deutlich überwiegende Zahl aller Deutschen Mitglied einer Kirche waren und den beiden großen Kirchen ihre Steuer von der Wiege bis zur Bahre zahlten. Allerdings gestern wie heute werden von den großen Kirchen nur 1 – 3 % der Menschen mit den Glauben erreicht, der Anteil dabei der Freikirchen dürfte ihrer Größe entsprechend nicht über diesem Level liegen.
Entgegen früher treten heute viele Menschen nicht zuletzt wegen der Skandale zusätzlich aus – auch aus der Kerngemeinde – oder weil sie (was durchaus nachvollziehbar ist) mit Glauben nichts anfangen können. Dies ist ehrlich(er), auch wenn es kirchlich finanziell große Probleme macht.
Zweitens sind die großen Kirchen, vorallem unsere katholischen Geschwister, auch durchaus wir als landeskirchliche Evangelen, kirchlich oft wie die Dinosaurier. Die dachten auch, wenn sie hätten denken können, dass sie nicht aussterben (können). Wenn Kirche jesusgemäßer sein will, dann muss sie mehr gegen den Strom schwimmen, gegen die Lieblosigkeit und sich auf katholischer Seite auch endlich demokratisiieren. Niemand kann über den Glauben abstimmen, aber doch über unsere Art der Präsenz und zudem Frauen gleichberechtigen auch für alle Ämter und Dienste. Das Zölibat lässt sich nun überhaupt nicht biblisch begründen, auch wenn vielleicht Rabbiner zur Zeit Jesu zumeist unterwegs waren und daher möglicherweise eher nicht in Zweisamkeit aufgestellt. Aber das Verbot körperlicher und seelische Zweisamkeit ist ziemlich das Unmenschlichste was man sich vorstellen kann. Würde Jesus heute mit mir Mittagessen und wir uns unterhalten, würde ich ihn vieles fragen. Und ich bin sicher, dass er auf der Seite der Armen und jener ist, die eher des Arztes bzw. der Hilfe bedürfen als jene, die schon einen eingewachsenen Heiligenschein auf dem Kopf oder vor sich hertragen. Die Liebe wurde von Gott erfunden und dafür schuf er sogar ein fast unendliches Universum. Daher ist weder Gott noch das Universum bescheiden, schon gar nicht in der Qualität wie wir miteinander umgehen sollten. Das Reich Gottes ist – wie Jesus sagte – (bereits) in uns. Aber dass es auch unsere Zukunft ist, macht es um so zufriedenstellender, ein erdfrommer Christ zu sein: Gott arbeitet derzeit hier unten. Homosexuelle sind genauso unsere Geschwister als Kinder unseres Gottes wie jene, die immer noch im Mittelmeer ertrinken.