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Kein herzliches Willkommen: Der Katholikentag hat in Leipzig einen schweren Stand

Leipzig hat es dem Katholikentag bisher nicht leicht gemacht: erst eine heftige Debatte über Finanzen, dann große Zurückhaltung bei der Aufnahme von Gästen. Doch es bleibt Hoffnung auf ein gelungenes Fest – in und mit der Stadt.

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Man könnte es als schlechtes Omen nehmen: Trotz reger Werbung und mehrfacher Verlängerung der Fristen ist es nicht gelungen, genügend Leipziger dazu zu bewegen, ihre Wohnungen für Helfer und Gäste des 100. Deutschen Katholikentages zu öffnen. Das Ziel von 4.000 Betten wurde klar verfehlt, nur 2.900 kostenlose Schlafplätze boten die Leipziger den Besuchern an. Dabei rühmt sich die Stadt mit ihrer 850 Jahre alten Messetradition gern als besonders gastfreundlich und weltoffen.

Doch Leipzig zwingt die Veranstalter zur Improvisation: 300 Menschen werden wohl in einer nicht genutzten Asylunterkunft schlafen, die zwar vor einigen Monaten vom Land hergerichtet, wegen der sinkenden Zahl neu ankommender Flüchtlingen aber noch nicht belegt wurde. Noch nie wurden zu einem Katholikentag nicht genug Gästebetten akquiriert. Vielen wird während des Treffens vom 25. bis 29. Mai nur das Ausrollen der eigenen Isomatte auf dem Boden eines Leipziger Klassenzimmers bleiben.

„Leipzig ist eine sehr säkulare Stadt“

Für Martin Stauch (epd-Bild / Detlef Hesse), den Geschäftsführer des ausrichtenden Vereins für den Katholikentag, liegt ein Grund für die Situation auf der Hand, auch wenn er schmerzt: Die prinzipielle Ablehnung des Christentreffens ist in Leipzig größer, als es die Veranstalter in anderen Städten bislang erfahren haben. Viele Mails und Briefe erreichen Stauch, die zum Teil nur als „unflätig“ beschrieben werden können, wie er berichtet.

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Die Kritik ist dabei vielfältig, zumeist dreht sie sich aber um zwei Punkte. Der eine ist die Skepsis gegen Religionsgemeinschaften allgemein sowie deren öffentliche Präsentation. „Leipzig ist eine sehr säkulare Stadt“, erklärt Stauch. Nur rund 4,5 Prozent der Leipziger sind Katholiken, etwa 80 Prozent sind konfessionslos. Der zweite Aspekt ist die Diskussion über den öffentlichen Zuschuss, der in Leipzig besonders heftig geführt wurde. Mit einer Million Euro unterstützt die Stadt das Treffen.

„(K)eine Million“

Das Gesicht des Protestes unter dem Schlagwort „(K)eine Million“ ist die Piraten-Politikerin und Stadträtin Ute Elisabeth Gabelmann. Sie startete ein Bürgerbegehren und sammelte mehr als 18.400 Unterschriften gegen die finanzielle Unterstützung für das Christentreffen, das ihrer Ansicht nach „weltanschaulich geprägt“ und daher nicht staatlich gefördert werden sollte. Für einen Bürgerentscheid reichten die Unterschriften nicht, doch die Diskussion über das Geld bewegte die Stadt, die eine Pro-Kopf-Verschuldung von 1.280 Euro aufweist.

Gabelmann und ihre Mitstreiter haben auch nach dem erfolglosen Bürgerbegehren nicht aufgehört, sich weiter öffentlich gegen die staatliche Unterstützung zu stellen – die insgesamt knapp die Hälfte des 9,9 Millionen Euro schweren Budgets ausmacht. Während des Katholikentages soll es sogar ein „Alternativprogramm“ geben. Genaues steht noch nicht fest, doch in jedem Fall ist eine Veranstaltung parallel zum Hauptgottesdienst am letzten Tag des Christentreffens geplant.

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Der ausrichtende Verein hat sich der Kritik mutig gestellt und unter anderem auch Gabelmann auf seiner Internetseite ausführlich zu Wort kommen lassen. Dennoch, so räumt Stauch ein, müsse wohl für die kommenden Jahre überlegt werden, wie die Vorteile eines Zuschusses für die Gastgeberstadt noch besser kommuniziert werden könnten. Im Hinterkopf hat er dabei auch Münster, wo der Stadtrat eine direkte Finanzspritze ablehnte und zum Katholikentag 2018 nur Sachleistungen beisteuert.

30.000 verkaufte Dauerkarten

Ein schwieriger Start also, den Leipzig dem Katholikentag beschert hat. Doch das bedeutet nicht, dass das Christentreffen ein Flop wird. Für auswärtige Besucher ist Leipzig nach wie vor attraktiv, die Zahl der verkauften Dauerkarten liegt mit knapp 30.000 durchaus im erwünschten Bereich. Und natürlich gibt es auch etliche Einwohner, die sich schon seit Monaten auf den Katholikentag freuen.

Nicht zu unterschätzen ist auch die Neugierde der Leipziger, die Großereignisse und kulturelle Angebote stets gern annehmen. Außerdem hat sich der Katholikentag große Mühe gegeben, die Leipziger einzubeziehen, so gibt es zum Beispiel etliche kostenlose Konzerte. Für Samstagabend ist zudem ein großes Straßenfest unter dem Motto „Danke Leipzig“ geplant, bei dem sich die Besucher des Katholikentages und die Einwohner beim gemeinsamen Picknick näherkommen sollen

Zusatzinfo:
Aus Protest gegen staatliche Zuschüsse plant die Initiative „(K)eine Million“ mehrere Gegenveranstaltungen zum 100. Deutschen Katholikentag in Leipzig. Als Höhepunkt kündigte die Stadträtin Ute Elisabeth Gabelmann (Piraten) eine „Nudelmesse“ der sogenannten „Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters“ unmittelbar im Anschluss und ganz in der Nähe des Haupt- und Abschlussgottesdienstes des Christentreffens am 29. Mai an.

Quelleepd

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