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Auf Seele, Gott zu loben (Psalm 104)

Die Dichterin dieses Chorals ist eine der wenigen Frauen, deren Lieder es in das evangelische Gesangbuch geschafft haben. Es basiert auf Psalmworten und einer alten Melodie.

1. Auf Seele, Gott zu loben. Gar herrlich steht sein Haus!
Er spannt den Himmel droben gleich einem Teppich aus.
Er fährt auf Wolkenwagen, und Flammen sind sein Kleid.
Windfittiche ihn tragen, zu Diensten ihm bereit.

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2. Gott hat das Licht entzündet, er schuf des Himmels Heer.
Das Erdreich ward gegründet, gesondert Erd und Meer.
Die kühlen Brunnen quellen aus jauchzend grünem Grund,
Die klaren Wasser schnellen aus Schlucht und Bergesgrund.

3. Vom Tau die Gräser blinken, im Wald die Quelle quillt,
Daraus die Tiere trinken, die Vögel und das Wild.
Die Vögel in den Zweigen lobsingen ihm in Ruh,
und alle Bäume neigen ihm ihre Früchte zu.

4. Gott lässet Saaten werden zur Nahrung Mensch und Vieh;
Er bringet aus der Erde das Brot und sättigt sie
Er sparet nicht an Güte, die Herzen zu erfreun.
Er schenkt die Zeit der Blüte, gibt Früchte, Öl und Wein.

5. Der Wald hat ihn erschauet und steht in Schmuck und Zier.
Gott hat den Berg gebauet zur Zuflucht dem Getier.
Das Jahr danach zu teilen, er hat den Mond gemacht.
Er lässt die Sonne eilen und gibt den Trost der Nacht.

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6. Den Menschen heißt am Morgen er an das Tagewerk gehen,
lässt ihn in Plag und Sorgen das Werk der Allmacht sehn.
Er ist der treue Hüter, wacht über Meer und Land,
Die Erd ist voll der Güter und Gaben seiner Hand.

7. Lass dir das Lied gefallen. Mein Herz in Freuden steht.
Dein Loblied soll erschallen, solange mein Odem geht.
Du tilgst des Sünders Fehde und bist mit Gnade nah.
Lob Gott, o meine Seele, sing ihm Halleluja.

Martha Müller-Zitzke


Vielleicht kennen Sie das: Sie gehen an die frische Luft, sehen etwas – und dann fällt Ihnen ein Lied ein. Wer im Frühjahr morgens einen Spaziergang macht, sieht den grünen Rasen glitzern. Und eine Liedstrophe meldet sich, die dritte aus unserem Lied „Auf Seele, Gott zu loben“. Insgesamt sind in den Liederbüchern sieben Strophen abgedruckt, vierstimmig! Man findet den vollständigen Text in einem Gedichtband aus dem Jahr 1947. Das Gedicht erschien bald danach als Chorlied, mit einem bestens geeigneten Tonsatz aus dem 16. Jahrhundert unterlegt.

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Vermutlich hat die Dichterin Martha Müller-Zitzke selbst schon die Melodie im Kopf gehabt. Sie nahm nämlich regelmäßig an Singwochen teil, in denen geistliche und weltliche Chormusik gepflegt wurde. Das hatte sie angeregt, dichterisch tätig zu werden. Ganz in der Nähe ihres Wohnsitzes, dem niedersächsischen Bodenfelde, traf sich übrigens regelmäßig ein Kreis von Dichtern. Deren öffentliche Lesungen dürfte sie besucht haben.

Wer den Text unseres Liedes anschaut, bemerkt schnell: Die Basis ist ein Bibeltext. Um Vollständigkeit bemühte Psalmlieder wirken oft „zwanghaft bereimt“. In unserer Nachdichtung des Psalms hingegen kommt das poetische Element nicht zu kurz. Die Dichterin hat es geschafft, die 35 Verse der biblischen Vorlage zu bündeln, konzentriert und sprachgewandt, in ursprünglich neun Strophen, halb so vielen wie zum Beispiel bei den Liedern eines anderen Dichters.

Wer das Lied singt, folgt der Aufforderung, Gott den Schöpfer zu loben. Die biblische Vorlage bietet viele Bilder. Die zunächst den Himmel besingenden stammen aus dem Bilderschatz des alten Orients. (Vielleicht haben Sie auch noch in Erinnerung, welch ein Schatz es war, im Haus einen „Perserteppich“ zu haben?) Schon bei der zweiten Strophe vernimmt man im Psalmtext und in unserem Lied Anspielungen auf die Schöpfungsgeschichte. Wer weitersingt, unternimmt einen Spaziergang durch eine wunderschöne Naturlandschaft, vom allmächtigen Gott geschaffen als Lebensraum für die Tiere – und für uns Menschen! Wir werden daran erinnert, dass wir täglich auch unseren Pflichten nachzukommen haben und dass wir stets, bei allem Auf und Ab, vom gütigen Gott beschenkt und beschützt werden.

Das Naturerlebnis führt zu einem geistlichen Ergebnis: „Ich will dem Herrn singen mein Leben lang und meinen Gott loben, solange ich bin“ (Psalm 104,33). Unser Lied geht hier noch einen Schritt weiter. Wer mitsingt, bittet in direkter Rede, beherzt und voller Freude, den gnädigen Schöpfer und Erhalter, das Lied entgegenzunehmen. Und ermuntert sich – und damit alle, die einstimmen –, Gott zu loben. Halleluja! Das Lied ist in allen freikirchlichen Gesangbüchern zu lesen. Es steht auch im Evangelischen Gesangbuch einiger Landeskirchen.

Von Günter Balders


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