Peter Strauch schreibt dieses Lied mitten in einem Burnout. Es ist ein erster Schritt auf dem langen Weg ins Freie – für ihn und für andere.
Refrain: Meine Zeit steht in deinen Händen.
Nun kann ich ruhig sein, ruhig sein in dir.
Du gibst Geborgenheit, du kannst alles wenden.
Gib mir ein festes Herz, mach es fest in dir.
- Sorgen quälen und werden mir zu groß.
Mutlos frag ich: Was wird Morgen sein?
Doch du liebst mich, du lässt mich nicht los.
Vater, du wirst bei mir sein. - Hast und Eile, Zeitnot und Betrieb
nehmen mich gefangen, jagen mich.
Herr ich rufe: Komm und mach mich frei!
Führe du mich Schritt für Schritt. - Es gibt Tage die scheinen ohne Sinn.
Hilflos seh ich wie die Zeit verrinnt.
Stunden, Tage, Jahre gehen hin,
und ich frag, wo sie geblieben sind.
Text & Melodie: Peter Strauch
© 1981 SCM Hänssler, Holzgerlingen
In über fünfzig Liederbüchern zu finden
Es gibt nicht allzu viele Lieder, bei denen die Umstände der Entstehung klipp und klar sind. Je beliebter gerade ein altes Lied ist, desto mehr findet man „erbauliche Legenden“. Das Lied „Meine Zeit steht in deinen Händen“ ist weit verbreitet und überaus beliebt. In über fünfzig Gesang- und Liederbüchern kann man es schon finden.
Alt ist es aber nicht! Jedenfalls nicht im Vergleich zu klassischen Chorälen wie den Liedern Paul Gerhardts, die mindestens 350 Jahre alt sind. „Meine Zeit steht in deinen Händen“ erblickte erst vor 35 Jahren das Licht der Welt. Wie, wann und warum es entstanden ist, das kann man in den unlängst erschienenen Lebenserinnerungen des Autors, Peter Strauch, genau nachlesen. Strauch ist Pastor und war viele Jahre Präses des Bundes Freier evangelischer Gemeinden (FeG). Und er ist – neudeutsch gesprochen – einer unserer „Liedermacher“, also Verfasser von Text und Melodie.
„Meine Zeit steht in deinen Händen“ beginnt mit einem Refrain, der alle drei Strophen einleitet und das Lied abschließt. Der Kehrvers startet mit einem Zitat aus Psalm 31,16, einem geflügelten Wort aus der Übersetzung Martin Luthers, das vor einigen Jahren schon einmal als Jahreslosung eine Rolle spielte.
Die überraschende Information aus jener Autobiographie: Just dieses Bibelwort hat Strauch als Los gezogen, als bei einem Gottesdienst zum Jahresabschluss einzelne Kärtchen mit Bibelworten herumgereicht wurden – wie es in manchen Kreisen lange üblich war. Er schreibt: „Das war mein Wort!“ Denn er befand sich gerade in einer tiefen Krise.
Strauch schreibt Lied mitten im Burnout
Was dem Liedermacher zu schaffen machte, spiegelt sich überaus deutlich in den Liedstrophen wider: Von Sorgen gequält, mutlos schon im Blick auf den nächsten Tag – mehrere Wörter benennen die Hektik seines Berufsalltags, die ihn so belastet. Aber die Beschreibung all dieser nicht mehr zu vertuschenden Probleme münden immer wieder ein in jenes befreiende Bibelwort.
Einen Bibelferienkurs, den Strauch im Januar 1981 leiten sollte, konnte er trotz seines Burnouts nicht absagen. Jene persönliche Jahreslosung gab ihm aber Anlass und Mut, „Meine Zeit steht in deinen Händen“ zu Papier zu bringen – und mit den jungen Leuten zu singen. Das Lied war ein erster Schritt auf dem langen Weg ins Freie – für ihn und für andere. Poetisch perfekt ist das Lied nicht, wenn man die Reimstruktur in den Blick nimmt. Aber hilfreich ist es. Und es wurde vielen zum Segen. Gott sei Dank!
Text: Günter Balders