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Ich singe dir mit Herz und Mund

Dieses Kirchenlied stammt aus der Feder Paul Gerhardts. In 18 Strophen vereint es Predigt, Gebet und Gesang.

  1. Ich singe dir mit Herz und Mund,
    Herr, meines Herzens Lust;
    ich sing und mach auf Erden kund,
    was mir von dir bewusst.
  2. Ich weiß, dass du der Brunn der Gnad
    und ewge Quelle bist,
    daraus uns allen früh und spat
    viel Heil und Gutes fließt.
  3. Was sind wir doch? Was haben wir
    auf dieser ganzen Erd,
    das uns, o Vater, nicht von dir
    allein gegeben werd?
  4. Wer hat das schöne Himmelszelt
    hoch über uns gesetzt?
    Wer ist es, der uns unser Feld
    mit Tau und Regen netzt?
  5. Wer wärmet uns in Kält und Frost?
    Wer schützt uns vor dem Wind?
    Wer macht es, dass man Öl und Most
    zu seinen Zeiten find’t?
  6. Wer gibt uns Leben und Geblüt?
    Wer hält mit seiner Hand
    den güldnen, werten, edlen Fried
    in unserm Vaterland?
  7. Ach Herr, mein Gott, das kommt von dir,
    du, du musst alles tun,
    du hältst die Wach an unsrer Tür
    und lässt uns sicher ruhn.
  8. Du nährest uns von Jahr zu Jahr,
    bleibst immer fromm und treu
    und stehst uns, wenn wir in Gefahr
    geraten, treulich bei.
  9. Du strafst uns Sünder mit Geduld
    und schlägst nicht allzusehr,
    ja endlich nimmst du unsre Schuld
    und wirfst sie in das Meer.
  10. Wenn unser Herze seufzt und schreit,
    wirst du gar leicht erweicht
    und gibst uns, was uns hoch erfreut
    und dir zur Ehr gereicht.
  11. Du zählst, wie oft ein Christe wein
    und was sein Kummer sei;
    kein Zähr- und Tränlein ist so klein,
    du hebst und legst es bei.
  12. Du füllst des Lebens Mangel aus
    mit dem, was ewig steht,
    und führst uns in des Himmels Haus,
    wenn uns die Erd entgeht.
  13. Wohlauf, mein Herze, sing und spring
    und habe guten Mut!
    Dein Gott, der Ursprung aller Ding,
    ist selbst und bleibt dein Gut.
  14. Er ist dein Schatz, dein Erb und Teil,
    dein Glanz und Freudenlicht,
    dein Schirm und Schild, dein Hilf und Heil,
    schafft Rat und lässt dich nicht.
  15. Was kränkst du dich in deinem Sinn
    und grämst dich Tag und Nacht?
    Nimm deine Sorg und wirf sie hin
    auf den, der dich gemacht.
  16. Hat er dich nicht von Jugend auf
    versorget und ernährt?
    Wie manches schweren Unglücks Lauf
    hat er zurückgekehrt!
  17. Er hat noch niemals was versehn
    in seinem Regiment,
    nein, was er tut und lässt geschehn,
    das nimmt ein gutes End.
  18. Ei nun, so lass ihn ferner tun
    und red ihm nicht darein,
    so wirst du hier im Frieden ruhn
    und ewig fröhlich sein.

Paul Gerhardt

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Ein gelungenes Lied – eine gesungene Predigt

Bei der Vorbereitung eines Gottesdienstes stellt sich die Frage: Welches Lied passt am besten zu einem bestimmten Predigttext oder Feiertag? Und wenn das Lied sehr lang ist: Welche Strophen sollen diesmal gesungen werden?

Bei einer Liedpredigt kann man einen anderen Weg wählen, zum Beispiel Schritt für Schritt den Liedtext auslegen und dabei nacheinander Strophen gemeinsam anstimmen oder einzelne vorlesen. So wird ein langes Lied Bestandteil der Predigt. Das Besondere am Lied „Ich singe dir mit Herz und Mund“: Es ist zugleich dreierlei: Predigt, Gebet und Gesang. Der Text ist in drei Teile gegliedert, mit jeweils sechs Strophen. In manchen Liederbüchern fehlen leider einige. Bekannt und beliebt ist dieses Lied auf jeden Fall. Und das seit Jahrhunderten.

ICH – DU – WIR

Der Verfasser Paul Gerhardt hatte nach langer Wartezeit endlich seine erste Dienststelle antreten können, als Propst in einem kleinen Ackerbürgerstädtchen namens Mittenwalde. Kein Wunder, dass in dem Lied einige Wörter auftauchen, die an das damalige landwirtschaftliche Leben erinnern. Nicht von ungefähr wird dieses Lied im Kirchenkalender für das Erntedankfest empfohlen.

Das Lied „Ich singe dir mit Herz und Mund“ beginnt mit einem persönlichen Gebet und einem Bekenntnis. Dann aber reiht sich der Pastor – und jeder, der das Lied mitsingt – in die Reihe der Gemeinde ein. Die Abfolge ist auffällig. ICH – DU – WIR. Es beginnt der Beter und Vorsänger, dem das Singen ein Herzensanliegen ist. Dann wird Gott angesprochen, danach das Volk, die Gemeinde. Übrigens: Was ist das häufigste Wort in diesem langen Lied? Uns!

Das Ich, der Vorsänger, ist in der Gemeinde angekommen. Er spricht und singt nun im Namen der Gemeinde, für uns und mit uns. Doch inhaltlich dreht es sich nicht „um uns“, sondern es geht um Gottes Handeln für uns. Wer denn, wenn nicht Gott, hat uns alles geschenkt?!

Mutmachend!

Entsprechend folgt im zweiten Teil mit sechs weiteren Strophen ein Dankgebet. Wir können nur staunen, was Gott alles für uns tut und wie er mit uns umgeht, er, unser Schöpfer, Erhalter und Erlöser. Gerhardt, der Autor des Liedes, hat sich alles zu Herzen genommen. In einem Dialog mit sich selbst zieht er – stellvertretend für jeden, der das Lied mitsingt – ein persönliches Fazit. Was verdanke ich Gott? Zwölf Begriffe werden genannt: Trost, Versorgung, Sicherheit und vieles mehr. Mutmachend!

Und im Blick auf die Vergangenheit oder aktuelle Fragen oder Plagen folgt ein kerniger Tipp. Jemand hat das knapp so zusammengefasst: Der Liederdichter Gerhardt „lässt seine Sorgen links liegen und schaut auf Gott“. Im Liedtext kommt hier natürlich ein Bibeltext zur Sprache. Das Lied „Ich singe dir mit Herz und Mund“ endet mit einem Rückblick auf den bisherigen Lebenslauf, erkennbar geprägt von persönlichen Erfahrungen Gerhardts in Kriegs- und Krisenzeiten. Es schließt mit dem Ausruf: Freie Bahn für Gott! Zeitlich und ewig.

Text: Günter Balders



Hier
 findest du gute Gedanken zu weiteren altbekannten Chorälen und christlichen Liedern.

Falls du die Liederschätze auch anhören möchtest, dann kannst du im SCM-Shop vorbeischauen. Der SCM-Shop gehört wie Jesus.de zur SCM Verlagsgruppe.

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