Christine Poppe wächst in einer konservativen christlichen Familie auf. In ihrer Russlanddeutschen Gemeinde ist alles klar geregelt – wie Frauen sich kleiden sollen, wer in der Ehe das Sagen hat, wie die Freundschaftszeit zu verlaufen hat. Christine will gern tun, was von ihr erwartet wird. Mit 21 ist sie verheiratet, doch das erwartete Eheglück bleibt aus. Schon nach wenigen Jahren ist der Leidensdruck für sie so schwer, dass sie sich scheiden lässt. Dabei ist sie davon überzeugt, dass sie das als Christin nicht darf.
Sie fühlt sich in der Trennungszeit sehr alleingelassen. Doch ihr größter Trost ist Gott, der sie nicht, wie sie befürchtet hatte, verwirft, sondern liebevoll begleitet. Es dauert Jahre, bis sie versteht, welche Glaubenssätze ihr geschadet haben und wie sie wieder heil werden kann. Inzwischen arbeitet sie als Coach um anderen, die Ähnliches mitmachen, zu helfen.
In diesem Buch erzählt Christine ihre Geschichte. Dabei reflektiert und bewertet sie ihr Erleben. Kurze Aussagen von Menschen, die eine Trennung erlebt haben, ergänzen ihre Erfahrungen. Aber neben den autobiografischen Teilen des Buches, erzählt die Autorin vor allem, was sie in den letzten Jahren gelernt hat. Im Verlauf ihrer Therapie, beim Bibelstudium und bei der Ausbildung zur traumasensiblen Coach lernt sie viel über Themen wie Heilung, Vergebung und Grenzen. Das Gelernte gibt sie hier weiter.
Dieses Buch ist ein Buch voller Weisheit und Lebenserfahrung. Die Worte der Autorin sind mitfühlend, verständnisvoll und ermutigend. Sie macht Mut, die eigene Würde zu schützen und einen Weg zu finden, der zu einem lebenswerten und erfüllten Leben führt. Obwohl sie zu Schlüssen kommt, die manche konservative Christen nicht teilen werden, ist ihre Ansicht gut begründet. Es wird beim Lesen deutlich, dass sich ihre Gottesbeziehung vertieft hat. Es geht ihr nicht darum, ihren eigenen Willen durchzusetzen, sondern sie möchte von Gott hören, was er will, und so leben, wie es ihm gefällt.
Von Marianne Müller