Verlag: Ruhland
Seitenzahl: 356
ISBN: 978-3885091783

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Hans Graf Huyn: Ihr werdet sein wie Gott – Der Irrtum des modernen Menschen von der Französischen Revolution bis heute

Während heute für die meisten unserer Zeitgenossen mit der Französischen Revolution die Entwicklung der modernen Menschenrechte beginnt, sieht der frühere Diplomat und engagierte Katholik Hans Graf Huyn (1930-2011) seit 1789 eine Geschichte des Niedergangs. Weg vom christlichen Menschenbild hin zu verschiedenen Ersatzreligionen und Ideologien, von denen vor allem der Kommunismus und der Faschismus/Nationalsozialismus ihren totalitären Charakter offenbart haben.

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Das Buch entstand bereits im Jahr 1987 und berücksichtigt daher keine staatlichen und gesellschaftlichen Entwicklungen der Folgezeit. Aktuell wurde es unverändert neu aufgelegt. Hintergrundgedanke des Verlags war möglicherweise das Neuerstarken diverser extremistischer Strömungen (NSU, Pegida, AfD, „Querdenker“ etc.), weil er sich damit eine gewisse Aktualität des Buches versprach. Leider – fast naturgemäß – erfüllt es diesen Aspekt nur teilweise. Das Buch ist aus einer katholisch-konservativen Position – man muss es fast „Blase“ nennen – heraus geschrieben.

Manches erinnert auch an die damals in den 1980ern in evangelikalen Kreisen gehäuft erschienene „Endzeitliteratur“. Zum Teil treten auch pauschale Vorurteile aus der damaligen Zeit zutage, nach denen etwa Rockmusik des Teufels war (bei den Calvinisten galt im 16. Jahrhundert und auch noch später im Übrigen das Gleiche für die Orgelmusik!). Sehr schlecht kommen naturgemäß die Philosophen Hegel, Feuerbach und Marx weg, allerdings lässt der Autor auch an christlich inspirierten Denkern wie Kierkegaard, Tolstoi oder Dostojewskij kein wirklich gutes Haar. Sehr mit Recht stellt er indes die beiden großen Ideologien des 20. Jahrhunderts als letztlich gleich gefährlich einander gegenüber. Auch wenn heute der Linksextremismus eher mit Gewalt gegen Sachen auffällt und der Rechtsextremismus vor allem brutal gegen bestimmte Menschengruppen agiert. Neben dem National(sozial)ismus hat eben auch der Kommunismus eine tiefe Blutspur hinterlassen, die man nicht einfach beiseite wischen kann.

Wie bereits ausgeführt ist das Buch etwas aus der Zeit gefallen. Dazu kommt eine allzu große Schwarzweißmalerei zwischen der katholischen Sicht der Dinge und (fast) allem anderen. Und: Auch vor 1789 gab es massenweise menschliche Irrtümer – auch christliche. Die dunkle Geschichte der Kolonialzeit und des Imperialismus blendet der Autor weitgehend aus.

Obwohl er erst 2011 starb hat er in den Jahren nach 1987, die immerhin die deutsche Einheit und das Ende des Kalten Krieges brachten, anscheinend keine Aktualisierung oder Fortschreibung des Buchs erwogen. Immerhin ist es grundsätzlich gut lesbar und verständlich geschrieben. Bezeichnenderweise habe ich allerdings – trotz der katholischen Sichtweise des Autors – kein einziges Bibelzitat gefunden bzw. in Erinnerung – die vielleicht größte Schwäche eines Buches mit christlichem Anspruch.

Von Johannes Renz

ZUSAMMENFASSUNG

Das Buch ist grundsätzlich im historischen Sinn Horizont erweiternd, allerdings nicht wirklich auf der Höhe der Zeit und des gegenwärtigen Wissensstandes. Die Perspektive ist sehr einseitig katholisch-konservativ. Ich persönlich kann mit dem zu einem ähnlichen Zeitraum und zu einer ähnlichen Thematik erschienenen Klassiker „Wie können wir denn leben?“ von Francis Schaeffer deutlich mehr anfangen.
Das Buch ist grundsätzlich im historischen Sinn Horizont erweiternd, allerdings nicht wirklich auf der Höhe der Zeit und des gegenwärtigen Wissensstandes. Die Perspektive ist sehr einseitig katholisch-konservativ. Ich persönlich kann mit dem zu einem ähnlichen Zeitraum und zu einer ähnlichen Thematik erschienenen Klassiker „Wie können wir denn leben?“ von Francis Schaeffer deutlich mehr anfangen.Hans Graf Huyn: Ihr werdet sein wie Gott – Der Irrtum des modernen Menschen von der Französischen Revolution bis heute