Immanuel Grauer, Pastor und Jugendreferent, wagt sich in seinem sehr empfehlenswerten Buch an die Beantwortung skeptischer Fragen rund um den Glauben und Gott. Dabei hat er keine Angst vor klaren Antworten. In seiner Argumentation bewegt er sich zwischen Für und Wider von Bibel, Glaube und Religion. Das hilft, nicht nur Glaube in einer postmodernen Zeit neu zu verstehen. Er regt auch den Zweifler an, einen zweiten Blick auf Christus zu werfen, „denn nicht alles im Leben ist so, wie es auf den ersten Blick scheint.“ Seine Botschaft spricht Herz und Verstand an und kann so ein sicheres Lebensfundament für einen häufig herausfordernden Alltag werden.
Präzise analysiert er den Ist-Zustand einer zunehmend verunsicherten Gesellschaft und greift in seinen lebensnahen Beispielen ebenfalls eine überbordende politische Korrektheit auf, die keinen Raum mehr zulässt für Diskurs. Sprachlich gewandt beschreibt er die Bedingungen der Postmoderne und wie die Bibel hilfreiche Orientierung sein kann für eine Gesellschaft am „Scheidepunkt der innerlich empfundenen Leere“, gepaart mit „einer Art pragmatischem Hedonismus“.
Sein Blick auf den Kolonialismus in Verbindung mit missionarischem Eifer und den damit einhergehenden Fehlern ist aufschlussreich. Die Perspektive erweitert sich, wenn er die völlig gegensätzliche Mission, wie sie von Jesus vorgelebt worden war, beschreibt, die die individuellen Freiheitsrechte des Einzelnen stärkte.
Blick auf den Urtext
In seinen Begriffserklärungen zu Bibeltexten greift er auf den Urtext zurück und zeigt damit die vielschichtige und umfassendere Bedeutung eines Wortes auf. Zum Beispiel ist Schalom mehr als nur Frieden, es bedeutet „eine vollständige Versöhnung, ein Zustand der vollsten Blüte in sämtlichen Bereichen: physisch, emotional, sozial und geistlich. Weil alle Beziehungen richtig perfekt und voll von Freude sind“.
Überraschend ist sein nicht selbstverständliches Hintergrundwissen über die Bibel. Detailliert zeigt er die Einzigartigkeit von Wundern auf, die für ihn zum nichtreduzierbaren Bestandteil des christlichen Glaubens gehören, in denen Gott in Raum und Zeit sichtbar zutage tritt, um damit zum Wunder zu werden, für jeden persönlich erlebbar, wenn er es möchte.
Christen haben Freiheit
Der Autor möchte Christen Mut machen, klar Position zu beziehen, basierend auf Liebe zum Mitmenschen. „Wir brauchen die Fähigkeit, uns tolerant und vehement mit anderen Meinungen auseinanderzusetzen“, fordert er und möchte, dass sich niemand einfach dem Zeitgeist unterwirft. Er räumt mit einem Bild von Christ sein auf, in dem alles verboten und die Individualität und Selbstbestimmung eingeschränkt ist. Klar zeigt er die Freiheit auf, die durch Christus in das Leben der Gläubigen kam.
Ein sehr inspirierendes, empfehlenswertes Buch für jeden, der sich mit dem christlichen Glauben auseinandersetzen möchte. Mit seinen prägnant objektiven und subjektiven Indizien, die für den Glauben an Jesus als einzige Wahrheit sprechen, kann es als Anleitung dienen für Gespräche rund um Glaube, Religion und Bibel.
Von Susanne van Hees