Verlag: Neukirchener Verlag
Seitenzahl: 208
ISBN: 9783761568620

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Martin Benz: Wenn der Glaube nicht mehr passt

„Was ist, wenn der Glaube nicht mehr funktioniert, keine Begeisterung mehr weckt, keine Antworten auf brennende Fragen bietet und in seiner Perspektive vor allem rückwärtsgewandt ist?“, fragt der Autor Martin Benz in der Einleitung. In seinem Buch möchte er Wege zeigen, den Glauben wieder neu zu beleben, aber auch anders zu leben.

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Für ihn hat der konservativ-evangelikale Glaube nicht mehr gepasst. Gottesbild, Bibelverständnis, sexualethische Vorstellungen, Heuchelei und Unehrlichkeit, mangelnde Barmherzigkeit und Lieblosigkeit, Wahrheit, Kreuz, Erlösung und Verdammnis sind nur einige Punkte, mit denen der Autor sich in seinem Buch auseinandersetzt. Für ihn ist es schwierig, einen liebenden, einen gerechten, einen barmherzigen und einen zornigen, einen eifersüchtigen Gott unter einen Hut zu bringen.

Er schreibt: „Im Laufe dieses geistlichen Umzugs habe ich für mich entschieden, welche Glaubensüberzeugungen und auch Glaubenspraktiken ich entsorgen muss. Sie haben sich nicht bewährt, sie haben nie funktioniert. Manche Überzeugungen haben dem Leben einfach nicht standgehalten.“ Benz entwickelt eine übergeordnete biblische Ethik, die Barmherzigkeit, Liebe und die Würde des Menschen zum Prinzip hat. Nach dieser Ethik möchte er leben. Weg von einzelnen Geboten, die dem Menschen sagen, was er zu tun und zu lassen hat und hin zu eigenverantwortlichem Denken.

Insgesamt gibt das Buch viele wertvolle Hinweise. Die erste Hälfte des Buches hat mich begeistert. Es führt den Leser dazu, über seinen Glauben und seine Glaubensgrundsätze nachzudenken. Dann kommt ein langes Kapitel zum Thema Homosexualität, das der Autor unter dem Begriff „Neuordnungen – wenn Gott tut, was er nicht will“ einordnet. Das geschieht etwas willkürlich. Er stellt Homosexualität auf eine Stufe mit Nackt-gesehen-werden (Noah), Beischlaf während Menstruation (Gesetz), Ehescheidung, dem Wunsch Israels nach einem König und anderen Dingen, bei denen Gott Zugeständnisse machte, ohne es zu wollen.

Sehr gut und inspirierend sind die ethischen Prinzipien, die der Autor aufstellt: Entspricht mein Tun und Verhalten der Grundidee der zehn Gebote? Fördert mein Verhalten Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Demut? Bringt mein Verhalten Liebe zum Ausdruck? Ist mein Verhalten hilfreich und aufbauend? Stellt es Würde und Wertschätzung her? Zu jedem dieser Grundideen gibt es längere Abhandlungen.

Ich empfehle dieses Buch sehr aufmerksam und kritisch zu lesen. Wie Paulus im Thessalonicherbrief sagt: Prüfet alles und an dem Guten haltet fest.

Von Brigitte Keune

Leseprobe (PDF)

ZUSAMMENFASSUNG

Ein interessantes Buch mit vielen guten Inspirationen, aber auch einigen Ansätzen, die zweifelhaft erschienen.

2 Kommentare

  1. Es gibt die Barmherzigkeit und Liebe auch mit der Zorn Gottes. Der eine macht den anderen nicht unmöglich. Sicherlich gibt beide in Gottes Wort, von vorne nach hinten. „Wer aber sein Wort bewahrt, in dem ist die Liebe Gottes wirklich zur Vollendung gekommen. Daran erkennen wir, dass wir in ihm sind.“ (1Joh 2,5) Ohne Zorn gibt es keine Rettung. Ohne der Opfer Jesus am Kreuz gibt es auch keine Rettung. Sein Blut war notwendig uns von Gottes Zorn zu retten. „Darum ist auch der erste Bund nicht ohne Blut besiegelt worden.“ (Heb. 9,18) Der Bibel hat nur eine Botschaft, Gottes Rettung von seinem Zorn zu seiner Herrlichkeit durch seinen eigenen Sohn, Jesus Christus. Alles andere ist ein Wunsch nach einem Leben ohne Probleme, die nie existiert hat seit Adam und Eva. Wenn Martin Benz behauptet „Neuordnungen – wenn Gott tut, was er nicht will“, ist es ein gott nach Martin Benz’s Bild aber nicht nach Gottes Wort. Gott tut immer, was er will. Sein Wille ist nicht wie unsere. Genau dass ist wichtig als gläubige Mensch. Ein Gott ohne Zorn ist auch ein Gott ohne Liebe. Eine gefallene Kreatur ist Gott so wichtig, dass er selber für Ihm gestorben ist. Warum? Weil er sein eigenes Urteil – Zorn – an Sünde aufgehoben wird durch seinen eigenen Sohn. Was Gott als Sünde bezeichnet macht ihm nicht „Unzeitgemäß“. Andersrum, wenn wir sein Wort einwilligen, sind wir frei gesetzt anderen zu lieben wie auch Er uns liebt – wenn notwendig bis ans eigene Kreuz zu sterben für andere.
    Es gibt keinen anderen Gott. Jesus.de sollte auch kein andere vorstellen, egal wie kritisch man denken kann oder sollte.

  2. Verstehe ich das richtig? Da wendet sich jemand vom chr. Glauben ab und entwickelt dafür ein eigenes, recht esoterisch geprägtes Glaubensbild, was mit der Erlösungstat Jesu nichts mehr gemein hat. Das nennt man dann praktischerweise „progressiven Glauben“ und will damit suggerieren, dass man sich damit, über den alten und anscheinend verstaubten konservativen Glauben hinweg positiv weiterentwickelt hätte. Dabei ist auch diese Art der Leugnung der Erlösungsbedürftigkeit und Jesu Erlösungstat schon uralt. Darüber schreibt er ein Buch, welche hier für so wertvoll erachtet wird, dass man es unbedingt empfehlen muss?
    Auf mich wirkt dieses Statement in dem Buch eher als Glaubenstotalschaden. Irgendwelches, auch noch so sehr anscheinend barmherzige, aber dennoch esoterische Glaubensverständnis, ist wahrlich nichts, was erstrebenswert wäre. Insbesondere dann nicht, wenn darin die Erlösungstat Jesu geleugnet wird und Jesus stattdessen als eine Art Guru degradiert wird.

    Ich bin auch immer wieder über die wiederholte Behauptung erstaunt, dass in „den“ Kirchen die Glaubens- und Lehrauffassungen nicht hinterfragt würden oder gar peinlichst vermieden werden. Das hat, außer in Sekten, nichts mit der Realität zu tun. Tatsächlich findet durchgehend, über die Jahrtausende hinweg, eine solche Auseinandersetzung statt.

    Sorry, aber ein Buch über einen Glaubensschiffbruch, der in einer verwässerten, esoterisch angehauchten Glaubenshaltung hat, nichts Empfehlenswertes.
    (Ja, bevor einer meckert: Ich habe in das Buch selbst hineingeschaut.)

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Ein interessantes Buch mit vielen guten Inspirationen, aber auch einigen Ansätzen, die zweifelhaft erschienen.Martin Benz: Wenn der Glaube nicht mehr passt