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10 Erste-Hilfe-Tipps, wenn der Partner Pornos schaut

Pornokonsum bringt viel Leid und Selbstzweifel für die Partnerin mit sich. Psychologin Tabea Freitag meint aber auch: Die Krise kann zur Chance werden, wenn folgende 10 Tipps beachtet werden.

1. Geben Sie sich nicht die Schuld, nicht zu genügen!

Begeben Sie sich nicht in Konkurrenz mit den Pornostars oder Cybersexdamen! Sie könnten zwanzig Jahre alt sein, den Körper eines Models haben und Ihrem Partner alle Wünsche erfüllen und es würde dennoch seine Sucht nach Pornografie oder Cybersex nicht beenden.

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Denn die Sucht ist neben einem neurobiologisch wirksamen Wiederholungsdrang („craving“) auch eine erlernte Art und Weise, eine innere Leere zu füllen und mit Frust oder Langeweile umzugehen. Sie hat meist schon lange vor Ihrer Partnerschaft, in vielen Fällen bereits im Jugendalter, ihren Anfang genommen.

2. Teilen Sie Ihren Schmerz mit und holen Sie sich Unterstützung.

Drücken Sie Ihren Schmerz aus und benennen Sie den Schaden. Schreiben Sie auf, malen Sie oder finden Sie andere kreative Mittel wie Collagen, Arbeit mit Ton, Brief schreiben oder Ähnliches, um auszudrücken, was Sie empfinden. Lassen Sie auch Ihre Wut zu, denn in ihr steckt Kraft zur Veränderung.

Äußern Sie auch Ihrem Partner gegenüber Ihre Gefühle. Teilen Sie sich einer Freundin mit, der Sie vertrauen, oder suchen Sie sich Unterstützung in einer Beratungsstelle, Therapie oder Gruppe. Bleiben Sie im regelmäßigen Kontakt mit Personen, die Sie als unterstützend und ermutigend erleben.

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3. Informieren Sie sich über Cybersexsucht und die Wirkungen von Pornografie.

Ein wichtiger Schritt aus der Ohnmacht besteht darin, sich aktiv zu informieren, um zu verstehen, wie Pornografie wirkt, wie eine Abhängigkeit entstehen und sich auf Beziehung und Sexualität auswirken kann. Das hilft Ihnen wie auch Ihrem Partner, schwierige Verhaltensmuster besser einordnen, verstehen und gezielt angehen zu können.

4. Erwarten Sie Ehrlichkeit – nicht nur scheibchenweise.

Vertrauen ist das Fundament einer guten Beziehung. Sie haben das Recht, die volle Wahrheit über (Online- wie Offline-) Affären zu erfahren, da sie in die Beziehung hineinwirken und ihr Fundament untergraben. Fragen Sie Ihren Partner, wie lange, in welcher Form und in welchem Ausmaß Pornografie, Cybersex, Prostituierte oder Affären eine Rolle gespielt haben.

Um Sie nicht zu verlieren, wird er versucht sein, nur scheibchenweise das zuzugeben, was bisher ans Licht kam. Doch diese Taktik untergräbt weiter jede Vertrauensbasis. Machen Sie deutlich, dass nur durch radikale Ehrlichkeit und Offenheit Vertrauen wieder aufgebaut werden kann. Und seien Sie selbst genauso ehrlich.

5. Achten Sie gut auf Ihre Grenzen.

Achten Sie dabei gut auf Ihre Grenzen der Belastbarkeit. Hüten Sie sich vor zu vielen Details und vor krassen Bildern und Filmen, die sich schnell „einbrennen“, das heißt immer wieder ungewollt vor Ihrem geistigen Auge auftauchen.

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Wenn Sie unter traumatischen Flashbacks leiden, weil Sie schockierende, vielleicht gewalthaltige Bilder gesehen haben oder weil eigene erlebte Grenzverletzungen wieder verstärkt ins Bewusstsein kommen, suchen Sie sich therapeutische Unterstützung.

6. Fordern Sie eine Entscheidung.

Wenn Ihnen Treue in der Partnerschaft wichtig ist und Ihre Beziehung unter diesem Vorzeichen begonnen hat, erlauben Sie Ihrem Partner nicht, Sie durch Online-Affären und Internetsex zu demütigen. Es braucht den „Moment der Wahrheit“, um eine Wende herbeizuführen.

Fordern Sie eine Entscheidung: „Entweder ich oder die Online-Frauen/dein virtueller Harem! Beides kannst du nicht haben.“ Erwarten Sie Taten statt Worte (Therapie, Filter-Software, konkrete Schritte zum Ausstieg). Seien Sie konsequent. Drohen Sie keine Konsequenzen an, die Sie nicht einhalten.

7. Nehmen Sie sich Zeit, Ihren „inneren Garten“ und Ihren Wert (wieder) zu entdecken.

Sie brauchen Zeit, sich von dem Schock zu erholen. Achten Sie auf Ihr Inneres. Entdecken und pflegen Sie Ihren inneren Garten. Finden Sie (im Innen und Außen) einen ruhigen Ort, um „bei sich zu Hause“ zu sein.

Machen Sie sich Ihren Wert und Ihre Würde, Ihre Einzigartigkeit und Schönheit neu bewusst, indem Sie zum Beispiel einen Brief an sich selbst schreiben. Stellen Sie sich dabei vor, Sie schreiben an sich selbst als Ihre beste Freundin.

Lernen Sie, Ihrer Intuition wieder zu trauen. Nehmen Sie wahr, was Ihnen kostbar ist, was Ihre eigenen Werte, Ziele und Herzensanliegen sind, was in Ihnen wachsen und aufblühen möchte und was Sie sich wünschen.

Eine Sucht […] gedeiht am besten im Dunkeln. […] Darum machen Sie das Licht an!

8. Erwarten Sie von Ihrem Partner Verlässlichkeit und absolute Ehrlichkeit, damit neues Vertrauen wachsen kann.

Eine Sucht, erst recht Internet-Sexsucht, gedeiht am besten im Dunkeln, im Verheimlichen (er) und Verdrängen (sie). Darum machen Sie das Licht an! Machen Sie deutlich, dass das Verheimlichen eines Rückfalls sowohl Ihr Vertrauen weiter zerstört als auch seine Sucht füttert.

Einen Rückfall „aufzumachen“, obwohl für beide Seiten schmerzhaft, ist dagegen bereits ein Schritt heraus aus der Sucht. Dafür müssen aber beide lernen, offen, ehrlich und konstruktiv über dieses Thema zu reden.

9. Verzeihen?

Erst wenn beherzte, ehrliche Schritte aus der Sucht gegangen worden sind und es möglich geworden ist, den Schaden und die Trümmer ehrlich miteinander anzuschauen, vielleicht auch in einer Paartherapie zu verarbeiten; wenn Sie merken, dass es Ihrem Partner wichtig ist zu verstehen, was Sie verletzt hat und was Sie brauchen, kann es an der Zeit sein, damit zu beginnen, Ihrem Partner zu vergeben.

Dies deshalb, um nicht verbittert zu werden und der Beziehung eine neue Chance zu geben. Vergeben bedeutet nicht Vergessen oder Verharmlosen. „Vergeben“ ist der Prozess, die eigenen Ansprüche an Rache, Bitterkeit, Zorn loszulassen, um gegenseitige Achtung wieder zu ermöglichen.

Das entledigt Ihren Partner nicht von seiner Verantwortung, das Ausmaß des Schadens anzuerkennen und verantwortliche Schritte zu gehen. Es bedeutet auch nicht, wieder „blind vertrauen“ zu können. Nach jahrelanger Täuschung wird Ihr Vertrauen vermutlich nie mehr 100 Prozent erreichen, aber es kann in dem Maße wachsen, wie das Fundament wiederhergestellt wird.

10. Die Krise kann zur Chance werden.

Wenn das Fundament der Beziehung wieder aufgebaut und das Suchtverhalten überwunden wird, können beide zu einem vertiefen, sehr ehrlichen Miteinander finden. Nicht wenige Paare, die den Weg aus der Online-Sexsucht geschafft haben, berichten über eine viel tiefere Liebe zueinander und eine echte Intimität und Nähe, die sie vor der Krise nicht kannten.

Tabea Freitag ist Dipl.-Psychologin und Psychotherapeutin in eigener Praxis und bei „return Fachstelle Mediensucht“ in Hannover. Veröffentlichungen und Seminare unter www.tabea-freitag.de

Dieser Artikel ist ein Ausschnitt aus der Broschüre „Online betrogen? Wenn Porno- oder Cybersexsucht die Beziehung belasten“.


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2 Kommentare

  1. Die Menschen dieser Welt finden es ganz ok in der Ehe neben der Intimität mit der Ehefrau ein bisschen Pornografie zu konsumieren. Aber so hat Gott sich die Ehe nicht gedacht.
    Wenn ein Mann seine Frau echt liebt, sollte er mit seiner Spannung, der inneren Leere oder was auch immer zu Jesus ans Kreuz gehen, der unseren Hunger und Durst nach Leben gerne stillen will und für uns kämpft. In Jeremia 2,13 werden wir davor gewarnt, undichte Brunnen zu graben, die das Wasser nicht halten können. Jesus will für uns das Wasser und das Brot des Lebens sein:). Ich finde das einfach wunderbar und ich möchte um keinen Preis mehr zurück an rissige Zisternen. Wehret den Anfängen!
    Es gibt nichts Besseres außerhalb der Gemeinschaft des lebendigen Gottes, aber sehr viel mehr, wenn wir in der Gemeinschaft mit Jesus und dem Ehepartner aufrichtig und ehrlich einander zugewandt bleiben und uns unseren leeren Liebestank von Jesus zuerst füllen lassen. Er will unser ein und alles sein, der Urgrund unseres Seins.

  2. Man sollte hier unterscheiden zwischen dem gelegentlichen Schauen eines Pornos und Pornosucht.

    Ersteres werden die meisten Menschen wohl als normal und unproblematisch ansehen. Gibt es in einer Ehe, und dazu werden sicherlich so manche christlichen Ehen zählen, aber eine Absprache, das nicht zu tun, so ist das ein Vertrauensbruch, der zu einer Ehekrise führen kann. Da ist der Weg sicherlich eine Eheberatung und Reflexion der Ehe.

    Anders sieht es bei der Pornosucht aus und das sollte man auch klar trennen. Pornosucht ist seit 2019 von der WHO als Krankheit anerkannt. Sie soll ca. 5 % der Männer betreffen (genaue Zahlen sind da schwierig, weil die Übergänge auch fließend sind). Da wird eine Eheberatung nicht helfen und nur eheliche Gespräche wohl auch nur wenig. Da sind wir im Bereich der medizinischen Therapie. Eben wie bei anderen Suchterkrankungen auch.

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