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2,5 Millionen Euro für Missbrauchsbetroffene in Rheinischer Kirche

Missbrauchsbetroffene in evangelischer Kirche und Diakonie im Rheinland haben bislang mehr als 2,5 Millionen Euro erhalten. Präses Latzel räumt „institutionelles Versagen“ bei Missbrauchsfällen ein.

In 35 Fällen habe die Evangelische Kirche im Rheinland insgesamt 540.000 Euro gezahlt, sagte deren leitender Theologe, Präses Thorsten Latzel, der Düsseldorfer «Rheinischen Post» (Online). «Und zwar schon dann, wenn Missbrauchsvorwürfe plausibel dargelegt werden. Denn wir versuchen, Betroffene vor einer Retraumatisierung zu bewahren und sie nicht alles wieder und wieder erzählen zu lassen.»

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Hinzu kämen 134 Fälle im rheinischen Gebiet der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe, die etwa in Heimen passiert seien, sagte Latzel. Hier seien bisher knapp 2,1 Millionen Euro an Anerkennungsleistungen geflossen.

Die rheinische Kirche gehe die Missbrauchsaufarbeitung «konsequent und offen» an, unterstrich der 53-jährige Theologe. Es gebe Mitarbeiterschulungen und Schutzkonzepte, die personellen Kapazitäten seien aufgestockt worden. «Die Betroffenen stehen für uns im Zentrum, und wir wollen, dass sich der Umgang mit sexualisierter Gewalt grundlegend verändert: in unserer Kirche wie in unserer Gesellschaft», betonte Latzel. Das sei ein langer Prozess.

Kritik an der Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs

Zur Forderung eines Ratsmitglieds der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Jacob Joussen, die Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs in der EKD müsse «externalisiert werden», sagte der rheinische Präses: «Wir sind ganz klar für unabhängige Aufarbeitung.» Für die rheinische Kirche geschehe dies in der zuständigen unabhängigen regionalen Aufarbeitungskommission, die im Herbst ihre Arbeit aufnehmen solle. Die Landeskirchen finanzierten die Studien und säßen lediglich als Minderheit mit am Tisch, die Forschung erfolge frei und eigenständig. Joussen hatte seinen Rückzug aus dem Rat der EKD angekündigt und als einen Grund den Umgang der EKD mit der Missbrauchsaufarbeitung genannt.

Die rheinische Kirche habe im Zuge der Aufarbeitung weitere wissenschaftliche Untersuchungen in Auftrag gegeben, erläuterte Latzel. «Eine davon soll alle Internate ins Auge fassen, die seit 1946 in evangelischer Trägerschaft auf unserem Kirchengebiet waren.» Eine andere Studie beschäftige sich mit problematischen Wirkungen früherer Sexualpädagogik.

Im Herbst nehme dann die unabhängige Aufarbeitungskommission West ihre Arbeit auf. Eine der dort zu klärenden Fragen werde die nach der Mitverantwortung von Vorgesetzten mutmaßlicher Täter sein. «Ohne dem vorzugreifen, lässt sich sagen: Ja, es hat institutionelles Versagen bei Missbrauchsfällen gegeben – auch bei Menschen auf den Leitungsebenen unserer Kirche», sagte der rheinische Präses.

Quelleepd

3 Kommentare

  1. Viel Löbliches lesen wir in diesem Artikel über den Umgang mit Missbrauchsopfern und geplanter Aufarbeitung.
    Allerdings taucht auch hier wieder die verbale Luftblase vom „institutionellen Versagen“ auf.
    Es waren immer einzelne Menschen, die jeweils in ihrer Verantwortung nicht „versagt“, sondern Böses getan haben.
    (Böses ignorieren, tolerieren oder vertuschen ist auch Böses tun!)
    Und wie weit es für diese Täter persönliche Konsequenzen gibt, ist neben der Opferentschädigung ebenfalls eine Frage der Gerechtigkeit …

    • Die Untersuchung und Benennung des institutionellen Versagens ist neben der Klarstellung, wer individuell Schuld auf sich geladen hat, sehr wichtig.

      Wenn Strukturen Missbrauch begünstigen oder schützen, dann gilt es, diese Strukturen zu benennen und zu ändern. Und zu schauen, wer für diese Strukturen zuständig war (wobei wir wieder bei individueller Schuld sind, allerdings dann wohl bei den Leitungen)

      Was die Entschädigungen angeht: 2,5 Millionen Euro bei bisher 139 Fällen ist natürlich ein schlechter Witz. Das macht 18.000 EUR je Fall. Das liegt sogar noch unter dem Schnitt der katholischen Kirche.

      Das Kölner Landgericht hat einem Missbrauchsopfer 300.000 EUR zugesprochen. Da sind wir wohl eher in angemessenen Dimensionen und es ist zu hoffen, dass noch viele Betroffene die Kraft finden, sich an Gerichte zu wenden.

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