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Astrophysiker Falcke: „Glauben heißt so zu tun, als wäre Gott da …“

Was ist eigentlich ein Schwarzes Loch? Astrophysiker Heino Falcke erklärt – und spricht über Zeitreisen, Außerirdische und Momente mit Gott.

Professor Falcke, an welchem Ort sind Sie in Ihrem Job am häufigsten?

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Heino Falcke: Wenn ich richtig arbeite, kann ich tagelang vor dem Computer sitzen. Aber inzwischen halte ich auch sehr viele Vorträge oder habe hin und wieder Auftritte im Fernsehen.

Ich habe auch mal einen Online-Vortrag vor 750.000 chinesischen Zuhörern von zu Hause aus gehalten – und dann ist das Internet zusammengebrochen. Eine sehr große Bandbreite also, die natürlich nicht jeder Wissenschaftler hat.

Was sind Ihre Lieblingsaufgaben?

Für die habe ich leider kaum Zeit: Ich programmiere absolut gerne oder sitze am Teleskop. Fünf Minuten ein Objekt am Himmel messen, dann fünf Minuten ein anderes – so läuft es die ganze Nacht lang. In einem kleinen Team auf einem Berg, in einer eigenen Welt, wie in einem Kloster.

Kommen Sie aus dem Staunen nicht mehr raus?

Manchmal denke ich schon, wie erstaunlich es ist, was ich alles erleben darf, welche Leute ich treffen darf. Aber ich habe auch ein sehr großes Pflichtgefühl und nehme mir nicht so viel Zeit zum Rumschlendern. Vielleicht bin ich oft zu getrieben.

Wir haben jetzt ein Projekt in Namibia, wo wir ein Teleskop bauen wollen. Dann gibt es viele Gespräche, auch mit dem Vizepräsidenten des Landes. Am Abend nehme ich mir dann noch etwas Zeit und schaue eine halbe Stunde in den Himmel. Der ist wunderschön dort.

Photo by Mario Losereit on Unsplash

Sind das Momente mit Gott?

Ja, das ist tatsächlich so ein Dankbarkeitsmoment, den ich mir gönne, und einfach mal kurz „Danke Gott“ sage, das ist echt schön. Oder einfach nochmal zurückgucke und sage: „Danke, dass ich das erleben durfte.“

Wissenschaftliches Gebetstreffen

Kennen Sie in Ihrem Beruf auch andere Christen?

Ich kenne einige. Aber nicht alle erzählen von ihrem Glauben so offensiv wie ich. Ich weiß noch, als wir mal mit der Internationalen Astronomischen Union in Peking waren und das Treffen im großen Konferenzzentrum vom damaligen Vizepräsidenten Xi Jinping, dem heutigen Präsidenten, eröffnet wurde. Wir haben dort ein kleines Gebetstreffen organisiert und draußen mit anderen Wissenschaftlern gebetet.

Kann der Glaube also ein Antrieb sein, um im Weltall zu forschen?

Die Bewunderung für den Schöpfer spielt natürlich eine Rolle. Das teilen wir miteinander. Auch die Überzeugung, dass die Erfüllung unseres Lebens nicht in der Wissenschaft liegt. Das ermöglicht einen gesunden Abstand.

Ist der Aufbau des Weltalls für Sie der stärkste Gottesbeweis?

Nein. Gott ist im Tiefsten nicht zu verstehen oder zu erfassen. Für mich ist der stärkste Gottesbeweis das „Ja“, das er zu mir gesprochen hat. Als ich in meiner Jugend mehr über Gott wissen wollte, war das auch ein Experiment.

Gott ist echt, Gott ist Liebe.

Glauben heißt eigentlich so zu tun, als wäre Gott da und dann zu entdecken, dass er wirklich da ist. Ich habe damals Kindergottesdienst gemacht und die Geschichten der Bibel erzählt. Plötzlich waren es keine toten Geschichten mehr, sie wurden lebendig und ich habe mich damit auseinandergesetzt und schnell das Gefühl gehabt, Gott ist echt, Gott ist Liebe. Bei ihm kann ich Wut, Sorgen und Verzweiflung ablegen und sogar noch erwarten, dass er mich beschenkt. Damit habe ich die Grundlage für mein ganzes Leben gefunden.

Was ist für Sie eines der spannendsten Dinge im Universum?

Schwarze Löcher. Weil dort eine ganz neue grundlegende Physik zu entdecken ist, wirklich fundamentale Fragen von Raum und Zeit. Deswegen forsche ich daran – weil ich hier an den Grenzen unseres Wissens unterwegs bin. Da ist so ein Reichtum im All, von dem wir immer noch nur einen winzigen Teil erfassen. Sie beschäftigen sich viel mit Dingen, die für uns unsichtbar sind.

Wie bedeutend war es da, die erste Aufnahme eines Schwarzen Lochs zu veröffentlichen?

Für mich war es ein „Amazing Grace“-Moment. Erleben zu dürfen, dass das, was tatsächlich unsichtbar war und erst nur eine Theorie, dann auf einmal, zwar sehr, sehr unscharf, doch sichtbar wird, war schon besonders.

Bedeutsamer als der nach Ihnen benannte Asteroid?

Dinge bedeuten mir eigentlich nicht so viel. Na gut, der wird jetzt immer so heißen und vielleicht wird irgendwann mal jemand dahinfliegen, wer weiß. Aber es ist einer von vielen Felsbrocken, die im Weltall rumfliegen. Dass der jetzt nach mir benannt wurde, ist nett, aber wissenschaftlich ist natürlich das Bild vom Schwarzen Loch fundamentaler. Solange der Asteroid nicht auf der Erde einschlägt zumindest.

Loch in Raum und Zeit

Erklären Sie uns ein schwarzes Loch in aller Kürze.

Dort ist so viel Materie auf so kleinem Raum, dass die Anziehungskraft so groß ist, dass kein Licht, keine Materie, kein Staub, kein Gas, keine Funkwellen entkommen können. Deswegen ist es ein Loch in Raum und Zeit, aber es ist eigentlich extrem viel Materie.

Sind Zeitreisen also eines Tages möglich?

In der Nähe von Schwarzen Löchern läuft die Zeit relativ zu uns langsamer. Aber wir können sie nicht zurückdrehen. Das ist ein Trick der Science-Fiction, aber ich häng mich mal aus dem Fenster und sage, dass das in der Realität unmöglich ist.

Einmal kurz die Welt retten

Würden Sie gerne mal ins All fliegen und wenn ja, was wäre Ihr Ziel?

Ich würde schon gern zum Mond, ja, aber ich würde nicht so viel Geld dafür zahlen. Ich warte, bis ich dran bin, oder bis ich gefragt werde. Wenn ich die Welt retten soll und dafür zum Mond oder zu einem Asteroiden fliegen muss. Das wäre super! Dann würde ich es sofort tun.

Gibt es da draußen außerirdisches Leben?

Vielleicht gibt es in unserem Sonnensystem irgendwo einzelliges Leben. Das ist noch nicht ausgeschlossen. Und es kann sein, dass es im All höher entwickeltes Leben gibt. Wobei wir damit kaum in Kontakt kommen werden, weil die Entfernung so groß ist.

Vielen Dank für das Gespräch!

Die Fragen stellte Tobias Hambuch, Redaktionsleiter der Zeitschrift teensmag.

Heino Falcke ist Professor an der Radboud-Universität Nijmegen. Als Prädikant predigt er ab und zu in seiner Heimatgemeinde in Frechen und ist Vorsitzender des dortigen CVJM. Im April 2018 wurde ein Asteroid nach ihm benannt: „(12654) Heinofalcke“.


Dieser Artikel erschien im Magazin TeensmagTeensmag ist eine Zeitschrift des SCM Bundes-Verlags, zu dem auch Jesus.de gehört.


Heino Falcke nimmt die Leser mit auf eine kurze Reise durch die Geschichte des Universums und stellt sich der Frage: Was können wir aus dem Weltall über Gott und die Welt, über uns selbst lernen? Er beschreibt, wie es ihm zusammen mit internationalen Kollegen gelang, das erste Bild eines Schwarzen Loches aufzunehmen.

Das Buch erschien im Klett-Cotta-Verlag.

1 Kommentar

  1. Gott ist größer als das unendliche Universum

    „Glauben heißt eigentlich so zu tun, als wäre Gott da und dann zu entdecken, dass er wirklich da ist. Ich habe damals Kindergottesdienst gemacht und die Geschichten der Bibel erzählt. Plötzlich waren es keine toten Geschichten mehr, sie wurden lebendig und ich habe mich damit auseinandergesetzt und schnell das Gefühl gehabt, Gott ist echt, Gott ist Liebe“! Wie dies der Astrophysiker Falcke so beschreibt war es auch bei mir. Ich war auch im Kindergottesdienst und sicherlich bin ich schon damals Christ gewesen. Aber dann gab es doch so etwas wie einen „Existenziellen Akt“, wo ich gewissermaßen glaubens- und damit vertrauensmäßig alles auf eine Karte setzte. Etwa wenn ich innerlich sagte: „Lieber Gott, wenn es dich wirklich gibt, dann zeige dich mir. Ich werfe mich jetzt mit meinem ganzen Leben in deine Arme, ich setze alles auf dich und deine Hilfe. Oder auch noch: Und bitte hilft meinem Unglauben“! Und danach geschah das reale Wunder, Gott selbst ungeheuer hautnah bei mir und in mir zu spüren. Allerdings gibt es auch andere Gottesbeweise, als jenes einer Begegnung mit seinem Geist. Ein Gottesbeweis ist nämlich auch die Natur, ihre Wunderbarkeit und damit das unbegreifbare große unendliche Universum. Dann zudem jene Begegnungen, in denen er sich seinem Volk Israel offenbarte, was die Vorstellung an eine ursprünglichen Wüstengottheit bis in unsere moderne Vorstellung eines universalen unendlichen Gottes weitete. Einen oder Eine, von dem/der man sich nun wirklich kein Bild machen kann und der das ganze Universum umfasst.. Dann denke ich, ist die ganz persönliche Nähe Gottes geschaffen worden durch ein kleines Baby, in einer Notunterkunft geboren, in der dann dieser unendliche Schöpfer ein wirklicher Mensch wurde, welcher als Gerechter hingerichtet wird, der aber doch die ganze Zärtlichkeit Gottes zu uns Menschen lebte. In diesem Menschen manifestiert sich die letzte für alle stattgefundene Offenbarung, dass Gott Mensch wurde, uns zu Miterben seiner neuen Schöpfung macht weil er versprochen hat, einen Neuen Himmel und eine Neue Erde zu schaffen – ein Neues Universum – in der wir mit unserem Schöpfer wie vorher im Paradies wieder vereint sein werden. Manche Kosmologen meinen, bis zum zeitlichen Untergang des alten Universums könnte es noch 1hoch27 Jahre dauern, eine zahlenmäßig nicht ausdrückbare Zahl an Zeit. Aber für uns ist es wie der Gang durch eine Tür in der Wand, weil der Weg zu Gott und unserer Erlösung sehr kurz ist. Aber der Himmel, das Paradies, ist gewissermaßen schon vorhanden, denn in Gottes neuer Welt gibt es kein gestern, heute oder morgen, sondern ewige Gegenwart.

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