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Flüchtlingshelferin: „Ich habe Liebe empfangen und möchte Liebe weitergeben“

Witten: Marietta Steinhöfel (25) ist eine von zahlreichen Ehrenamtlichen, die sich in der „Jahnhalle“, einer Notunterkunft für Flüchtlinge in der Ruhrstadt, engagieren. Für Marietta ist die Flüchtlingshilfe eng mit ihrem christlichen Glauben verbunden. Sie möchte die Liebe, die sie von Gott empfangen hat, an die Menschen weitergeben. Allerdings gestaltete sich die Flüchtlingsarbeit am Anfang nicht leicht für die junge Frau.

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Das Thema Flüchtlinge beschäftigt Marietta schon seit geraumer Zeit. „Ich verfolge die Situation bereits länger in den Nachrichten und habe gemerkt, wie sehr mich die Schicksale der vielen Menschen mitgenommen haben“, erklärt sie. Der Wille, sich ehrenamtlich für Flüchtlinge zu engagieren, war schnell geweckt. Doch anfangs war sie sich noch unsicher, wie genau sie denn helfen könnte. „Ich hatte Berührungsängste und konnte mir nicht vorstellen, wie ich mit Flüchtlingen ins Gespräch kommen sollte“, erzählt sie.

Die Situation änderte sich, als Marietta im Spätsommer ihr Redaktions-Volontariat in Witten antrat. Durch Gespräche mit Kollegen erfuhr sie schnell von der Jahnhalle, einer Turnhalle, die zu einer Notunterkunft für 150-200 Flüchtlinge umfunktioniert wurde. Eine Kollegin erzählte ihr, dass sie dort bei der Essensausgabe helfe. „Da habe ich die Chance ergriffen und sie gefragt, ob sie mich mitnimmt,“ erklärt Marietta. Einfach mal mitkommen, die Situation aus einem gewissen Abstand auf sich wirken lassen, Berührungsängste abbauen – das konnte sie sich für den Anfang sehr gut vorstellen. 

Erster Abend als freiwillige Helferin

Ihren ersten Abend als ehrenamtliche Helferin hat Marietta noch gut in Erinnerung. Zunächst musste sie sich bei einem Mitarbeiter des Deutschen Roten Kreuzes anmelden, um sich als ehrenamtliche Helferin registrieren zu lassen. Der ganze Prozess ging überraschend schnell vonstatten, erzählt Marietta. Nach einer kurzen Führung durch die Räumlichkeiten ging es schon zur Sache: Mit Haarhaube und Schürze ausgestattet durfte Marietta Gemüse und Co. an die Gäste der Jahnhalle verteilen. „Ich hatte mich auf eine deprimierende oder andächtige Stimmung eingestellt. Aber das Gegenteil war der Fall: Die Atmosphäre während der Essensausgabe war locker und fröhlich.“

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Nach der Essensausgabe bot sich erstmals die Möglichkeit, mit den Gästen ins Gespräch zu kommen. Die Situation empfand sie damals schon als Herausforderung. „Ich dachte mir, was habe ich denen schon zu sagen, nach allem, was sie durchgemacht haben.“ 

Aus Fremden wurden Freunde

Um mit den Gästen „warm“ zu werden, beteiligte Marietta sich zunächst weiter an der Essensausgabe. Die anfänglichen Berührungsängste verflogen rasch und sie überlegte, was sie den geflüchteten Menschen Gutes tun könnte. Kurz darauf stand die junge Frau nicht mehr nur hinter der Speisetheke, sondern nutzte immer mehr die Chance, Zeit mit den Gästen zu verbringen und sie durch sportliche Aktivitäten oder Kochabende kennenzulernen. Ihnen das Gefühl zu geben, in Deutschland willkommen zu sein. Einmal startete sie auch eine Schminkaktion für Kinder. „Das war ein total bewegender Moment“, erinnert sich Marietta. „Ich habe einem kleinen Jungen nur mit den Schminkvorlagen und den Farben erklärt, was ich machen möchte. Als er mich verstanden hat, ist er mir vor Freude um den Hals gefallen.“ Neben den geplanten Aktionen, kommt es aber auch immer wieder spontan zu Aktionen, berichtet Marietta. Zum Beispiel, wenn die einheimische Musik laut aufgedreht wird und alle gemeinsam dazu tanzen. „Das ist immer extrem lustig, da die Gäste total abgehen und man als Deutsche doch etwas steif in der Hüfte ist.“
 
Und wie funktioniert die Kommunikation mit den Flüchtlingen? Marietta erzählt von einem ehrenamtlichen Helfer, der selber erst vor ein paar Monaten nach Deutschland gekommen ist und mittlerweile fließend Deutsch spricht. „Er hat für den jeweils anderen übersetzt und nebenbei noch für gute Stimmung gesorgt.“ Neben Dolmetschern gibt es aber auch Flüchtlinge, die Englisch sprechen. So finden muntere Gespräche aus Arabisch, Deutsch und Englisch statt – irgendwer kann immer für den anderen übersetzen, wenn etwas nicht verstanden wurde. „Ich finde es aber auch erstaunlich, wie viel man auch einfach durch Blicke und Gesten schon vermitteln kann. Auch wenn einem die Sprache fremd ist, kann man so trotzdem verstehen, was dein Gegenüber meint.“

Helfen aus dem Glauben heraus

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Inzwischen hilft Marietta seit knapp drei Monaten einmal wöchentlich bei der Essensausgabe. Am Wochenende nimmt sie sich Zeit für Gespräche mit den Gästen und plant Freizeitprojekte. Für Marietta ist ihr Ehrenamt eng mit ihrem christlichen Glauben verknüpft. „Ich habe Liebe empfangen und möchte Liebe weitergeben.“ Je mehr sie sich mit den Schicksalen der Flüchtlinge beschäftigt hat, desto deutlicher wurde ihr vor Augen geführt, was für ein privilegiertes Leben sie in Deutschland führen darf. „Ich habe eine Wohnung, eine Familie, einen Arbeitsplatz und ich darf meinen Glauben hier frei ausleben. Das ist allein Gottes Gnade zu verdanken.“ 

Marietta sieht die Christen in der Verantwortung die Flüchtlinge in Deutschland willkommen zu heißen. „Es mag viel Fremdenfeindlichkeit und Gegenwind geben. Aber ich habe die Vision, und ich erlebe es schon jetzt, dass die Liebe Gottes stärker und größer ist und am Ende siegen wird.“ Während sie diese Worte spricht erinnert Marietta sich an einen Bibelvers: Und den Fremden sollst du nicht bedrücken. Ihr wisst ja selbst, wie es dem Fremden zumute ist, denn Fremde seid ihr im Land Ägypten gewesen. (ELB, 2.Mose 23,9

Persönlich zu erfahren, was die Flüchtlinge durchgemacht haben, sei mit unter recht belastend. Deswegen sei es wichtig mit anderen Helfern über Eindrücke und Erfahrungen zu sprechen. „Auch die Helfer brauchen ab und an Hilfe.“ Nichtsdestotrotz erlebt Marietta in der Jahnhalle vor allem schöne Momente. „Wo man gemeinsam Spaß hat und ein Stück weit den Umständen entrinnt, weshalb die Gäste da sind und weshalb ich da bin. Wo es keine Rollen des Flüchtlings oder Helfers gibt, sondern man einfach Freund ist.“ 

(Quelle: jesus.de)

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