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Große Nachfrage: Talmud ins Arabische übersetzt

Erstmals ist der vollständige Babylonische Talmud in arabischer Übersetzung erhältlich. An der Übertragung des jüdischen Gesetzeswerkes aus dem Aramäischen haben etwa 90 christliche und muslimische Wissenschaftler in Jordanien sechs Jahre lang gearbeitet. In der arabischen Welt stößt die Ausgabe auf große Nachfrage.

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 Die Übersetzer arbeiten am "Center for Middle Eastern Studies" (CMES) im US-Bundesstaat Arizona, das eine Zweigstelle in der jordanischen Stadt Irbid hat. Sie wollten den Talmud der arabischen Bevölkerung zugänglich machen. Die arabische Übersetzung ist in 20 Bänden erschienen und für 750 Dollar erhältlich. Nach Angaben der ultra-orthodoxen Website "Kikar Schabbat" ist sie gefragt. Sie werde auf Märkten und Buchmessen in der arabischen Welt verkauft.

 Auch die Israelische Nationalbibliothek hat ein Exemplar erworben. Raquel Ukeles, Kuratorin der arabischen Sammlung, sagte der Tageszeitung "Yediot Aharonot": "Wir haben zufällig von dem Projekt erfahren, den Talmud ins Arabische zu übersetzen, durch Berichte über den Sturm, den es unter religiösen Führern in Riad verursachte, wahrscheinlich weil es einen Text verfügbar macht, der als zentral für das Judentum angesehen wird."

 Ein israelischer Talmudforscher habe Interesse an der Übersetzung bekundet und das CMES kontaktiert. "Dies ist das erste Mal in der Geschichte, dass der gesamte Talmud ins Arabische übersetzt wurde", betonte Ukeles. Das Forschungszentrum konzentriere sich auf Politikwissenschaften, die Entscheidung für die Übersetzung des religiösen Werkes sei überraschend.

Umfang zunächst unterschätzt

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 Anfangs befasste sich nur eine kleine Zahl Forscher mit dem Projekt. Offenbar hätten die Jordanier nicht gewusst, wie umfangreich und wie schwer verständlich der Talmud ist, vermutet die Kuratorin. Später wurde das Team auf 90 Personen aufgestockt. Christen und Muslime beteiligten sich an der Übersetzung, einige der Wissenschaftler erforschen die aramäische Sprache.

 Ukeles ist erstaunt darüber, dass sich ausgerechnet jordanische Wissenschaftler ans Werk gemacht haben: "Ich hätte erwartet, dass ein solches Projekt in einem Land wie Ägypten stattfindet, das eine jüdische Gemeinschaft hat und eine umfangreichere Tradition der Übersetzung von Büchern aus dem Hebräischen ins Arabisch." Zwischen 2007 und 2009 etwa hätten ägyptische Forscher die gesamte "Mischneh Torah" des mittelalterlichen jüdischen Philosophen Moses Maimonides (Rambam) ins Arabische übersetzt.

 In der Einleitung zum arabischen Talmud erklärten die Jordanier ihre Motivation: "Sie sagen, dass in Israel die Religion einen größeren Platz im öffentlichen Dialog einnimmt und die Bedeutung des Judentums in Israel zunimmt", so Ukeles. Die Übersetzer hätten versucht, eine Talmudausgabe für ihr Projekt zu erwerben, fügte die Israelin hinzu. Aber die Rabbiner hätten sich geweigert, ihnen eine zu verkaufen.

 In der Übersetzung finden sich nur die Grundtexte des Talmud, Mischna und Gemara. Die späteren Kommentare, etwa vom mittelalterlichen Ausleger Rabbi Mosche Ben Jitzchaki (Raschi) wurden weggelassen. Doch ein Glossar und eine Diskussion von Ausdrücken, welche die Übersetzer in eine Zwickmühle geführt haben, sind vorhanden. Die Wissenschaftler hoffen nach eigenen Angaben, das Werk werde eine neue Forschung über das Judentum ermöglichen. Auch wünschen sie sich Vergleiche zwischen jüdischem, muslimischem und christlichem Gesetz.

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Hintergrund Talmud

 Die Grundlage des Talmud bildet die Mischna. Diese Sammlung von Lehrsätzen der mündlichen Torah wurde um 220 nach der Zeitrechnung von Rabbi Jehuda haNassi zusammengestellt. Aus weiterführenden Kommentaren und Diskussionen der rabbinischen Akademien entstand in den folgenden Jahrhunderten die Gemara. Der Text des Talmud setzt sich aus Mischna und Gemara zusammen. Da die Mischna in Babylonien und im damaligen Palästina studiert wurde, gibt es zwei Talmudim, die teilweise voneinander abweichen: Der Babylonische Talmud ist umfangreicher als der Jerusalemer Talmud, der auch als Palästinischer Talmud bezeichnet wird. Wenn heute nur vom Talmud die Rede ist, bezieht sich dies immer auf den Babylonischen Talmud.

(Quelle: Israelnetz.com)

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