Der Zentralrat der Muslime in Deutschland will seine Teilnahme an der Islamkonferenz von einem Gespräch mit Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) abhängig machen.
An der Konferenz «in der gegenwärtigen Form» habe der Zentralrat erhebliche Kritik und Bedenken, erklärte der Vorsitzende Ayyub Axel Köhler am Sonntag in Köln. Der Zentralrat erhoffe sich ein «klärendes und konstruktives Gespräch» zu strittigen Themen mit dem Innenminister.
Köhler beklagte vor allem die Zusammensetzung der Islamkonferenz, die «der realen organisatorischen Struktur der Muslime nicht Rechnung trägt». Der Koordinationsrat der Muslime und seine vier Mitgliedsverbände repräsentierten den «überwältigenden Teil der Moscheegemeinden», unterstrich der Zentralrats-Vorsitzende. Die Einladung von Einzelpersonen, die dadurch durch den Staat zu Islamvertretern erhoben würden, sei nicht nachvollziehbar.
Außerdem wolle die Bundesregierung wichtige Themen wie Islamfeindlichkeit und Diskriminierung von Muslimen nur am Rand behandeln, kritisierte Köhler. Als «demotivierend» bezeichnete er es, dass die Konferenz ziel- und ergebnislos geplant sei und Themen erneut auf die Tagesordnung setze, die bereits in der ersten Islamkonferenz ausreichend behandelt worden seien.
Für Verstimmung unter den Verbänden hatte auch der vorläufige Ausschluss des zum Koordinationsrat gehörenden Islamrats von der Konferenz gesorgt. De Maizière hatte dies mit laufenden strafrechtlichen Ermittlungen gegen Funktionäre von Milli Görüs, der größten Gruppe im Islamrat, begründet.
Bei einer Tagung in der Evangelischen Akademie Bad Boll beklagte Köhler am Samstag eine Diskriminierung der Islamverbände durch die Politik. «Generell werden in unserem Land die legitimierten Vertreter der muslimischen Verbände von der Politik ignoriert und systematisch klein geredet».
Die vier großen Islamverbände hatten am Freitag ihre Entscheidung über eine Teilnahme an der Deutschen Islamkonferenz erneut vertagt. Zunächst solle die erste Sitzung des Arbeitsausschusses für die Islamkonferenz Mitte dieser Woche abgewartet werden, erklärte die Türkisch-Islamische Union (DITIB) in Köln. Bei dem Treffen könnten die Moscheeverbände ihre Erwartungen vortragen. Anschließend wolle sich die DITIB mit den anderen Verbänden beraten. Dem Koordinationsrat der Muslime gehören die DITIB, der Zentralrat der Muslime, der Islamrat und der Verband der Islamischen Kulturzentren (VIKZ) an.
(Quelle: epd)