- Werbung -

Islamunterricht: Lehrer klagen über Druck seitens des Beirates

Islamlehrer haben dem Beirat für die Einführung des islamischen Religionsunterrichts in Nordrhein-Westfalen vorgeworfen, Druck auf künftige Religionspädagogen an Schulen auszuüben. Der Beirat, der für die Bevollmächtigung der Lehrer verantwortlich ist, habe ihn dazu gedrängt, gegen seinen Willen einem islamischen Verein beizutreten, sagte der Islamwissenschaftler Bernd Ridwan Bauknecht am Dienstagabend in Bonn. Die islamische Religionspädagogin Lamya Kaddor warf dem Beirat Einseitigkeit vor.

- Werbung -

 Er sei bei der Befragung durch den Beirat misstrauisch beäugt worden, weil er keinem der islamischen Verbände angehöre, sagte Bauknecht. Später sei ihm mitgeteilt worden, dass er als islamischer Religionslehrer einem Verein angehören müsse. Er könne sich aber keinem Verband zuordnen, sagte Bauknecht, der schon bisher sogenannte Islamkunde unterrichtet.

 Die Publizistin und Religionspädagogin Kaddor warf dem Beirat vor, ein einseitiges Bild des Islam zu vertreten. Die aus den islamischen Verbänden berufenen Beirats-Mitglieder repräsentierten nicht die Mehrheit der Muslime. Auch sie erwarte bei ihrer Befragung durch den Beirat Probleme, weil sie keinem Verein angehöre und kein Kopftuch trage, sagte Kaddor.

 Die nordrhein-westfälische Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) wies darauf hin, dass der Beirat islamische Religionslehrer nur mit einer theologischen Begründung ablehnen könne. Sie warb um Verständnis für den Beirat, der aus ehrenamtlichen Mitgliedern bestehe. Das Gremium arbeite derzeit an seiner Professionalisierung.

 Das Beiratsmodell war zuvor bereits auf Kritik gestoßen. So hatte der hessische Justiz- und Integrationsminister Jörg-Uwe Hahn (FDP) verfassungsrechtliche Bedenken gegen das nordrhein-westfälische Konzept geäußert. Auch die Islamwissenschaftlerin Christine Schirrmacher kritisierte die Beiratslösung. Auf diese Weise könnten die Islamverbände ganze Schülergenerationen mit ihren Vorstellungen prägen, während die Ansichten von liberalen Muslimen in den öffentlichen Schulen ungehört blieben.

- Werbung -

 Der Beirat soll die Anliegen und Interessen der islamischen Organisationen beim islamischen Religionsunterricht gegenüber dem Land vertreten. Im vergangenen Dezember hatte der Landtag in Düsseldorf die Einführung von islamischem Religionsunterricht als ordentliches Lehrfach beschlossen. Bislang gibt es in Nordrhein-Westfalen bereits als Schulversuch das Fach Islamkunde, das jedoch kein Bekenntnisunterricht ist.

 Der Religionsunterricht auf Deutsch, unter deutscher Schulaufsicht und mit in Deutschland ausgebildeten Lehrkräften wird schrittweise eingeführt. Rund 40 Lehrer unterrichten zunächst etwa 2.500 muslimische an 44 Grundschulen. Ab 2013 sollen jährlich etwa 50 Lehrerstellen hinzukommen. Der Lehrplan für islamischen Religionsunterricht soll zum nächsten Schuljahr vorliegen.

 Anders als bei den Kirchen gibt es bei den Muslimen noch keine Religionsgemeinschaft im Sinne des Grundgesetzes als Ansprechpartner für den Staat. Daher wurde befristet bis 2019 ein Beirat aus acht Vertretern von Islamverbänden und Einzelpersonen berufen. Der Beirat ist an der Erstellung der Unterrichtsvorgaben, der Auswahl der Lehrpläne und Lehrbücher sowie an der Bevollmächtigung von Lehrern beteiligt. Vier Mitglieder wurden von den im Koordinationsrat der Muslime zusammengeschlossenen Verbänden entsandt und vier vom Schulministerium. In Nordrhein-Westfalen leben knapp 1,5 Millionen Muslime, darunter mehr als 320.000 Schüler.

(Quelle: epd)

Konnten wir dich inspirieren?

Jesus.de ist gemeinnützig und spendenfinanziert – christlicher, positiver Journalismus für Menschen, die aus dem Glauben leben wollen. Magst du uns helfen, das Angebot finanziell mitzutragen?

NEWSLETTER

BLICKPUNKT - unser Tagesrückblick
täglich von Mo. bis Fr.

Wie wir Deine persönlichen Daten schützen, erfährst du in unserer Datenschutzerklärung.
Abmeldung im NL selbst oder per Mail an info@jesus.de

Zuletzt veröffentlicht