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Kinderpornographie: Nicht verteufeln, sondern behandeln

«Kein Täter werden. Auch nicht im Netz – eine Therapie kann helfen» lautet die Botschaft eines Fernsehspots, der bald ausgestrahlt wird. Der Film soll helfen, gegen Kinderpornografie anzugehen. Er begleitet den Auftakt zu einem zweijährigen Forschungs- und Präventionsprojekt des Berliner Charité-Instituts für Sexualwissenschaft.

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Es spricht Menschen an, die sich von Kinderpornografie angezogen fühlen, aber dagegen ankämpfen wollen. Das kostenlose und anonyme Therapieangebot richtet sich an potenzielle und reale Nutzer sowie an deren Angehörige.

«Kinderpornografie ist eine Herausforderung für die Gesellschaft, der wir mit einem präventiven Therapieprogramm und über die Beantwortung gezielter Forschungsfragen begegnen wollen», stellt Klaus Beier, Direktor des Instituts für Sexualmedizin und Sexualwissenschaft, das neue Projekt an der Charité vor. Ziel sei, Konsumenten von Kinderpornografie ein konkretes Hilfsangebot zu machen, um den sexuellen Missbrauch von Kindern zu verringern.

Das Institut stellt sich einem «Riesenproblem», sagt Beier. Rund ein Prozent der männlichen Bevölkerung – circa 200.000 Menschen – seien «ansprechbar für den kindlichen Körper». Viele lebten diesen krankhaften Trieb im Internet aus: Geschätzt wird, dass etwa fünf Millionen Bilder im Netz kursieren und wöchentlich 10.000 dazukommen. Weltweit werden für die Herstellung von kinderpornografischen Bildern und Filmen Tausende von Kindern sexuell missbraucht.

Zunächst kann das Institut 24 kostenlose Therapieplätze für Hilfesuchende aus Berlin und Brandenburg anbieten. Betroffene aus ganz Deutschland können jedoch Kontakt zum Institut aufnehmen. An einer jeden Tag besetzten Hotline beraten zwei Experten Betroffene und ihre Angehörigen.

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Erfahrung in der Behandlung von Männern mit pädophiler Neigung sammelt das sexualmedizinische Institut seit rund vier Jahren im Forschungsprojekt «Prävention von sexuellem Kindesmissbrauch im Dunkelfeld». Knapp 1.000 Männer aus Deutschland, der Schweiz und Österreich, die keine Täter werden oder ihr Tun ändern wollen, meldeten sich bei der Anlaufstelle. 212 Hilfesuchende haben sich einer Therapie unterzogen. Seit März 2009 bietet auch die Uniklinik in Kiel Beratung und Therapie für Pädophile an.

Die vorläufige Evaluation des Projekts hat ergeben, dass Nutzer von Kinderpornografie ihr Verhalten bagatellisieren. «Viele Männer glauben, dass Kindern die aufgezwungene Sexualität gefällt», berichtet Janina Neutze, Psychologin am Institut in Berlin. Dass für jede kinderpornografische Darstellung ein Kind sexuell misshandelt werde und großen Schaden nehme, verdrängten die Männer. Diese «kognitive Verzerrung» zu beheben und bei den Männern Empathie für die Opfer zu erzeugen, ist ein erster Schritt, der zum Verzicht auf Kinderpornografie führen soll.

Heilbar ist Pädophilie nach gegenwärtigem Stand der Forschung nicht. Realistisch ist aber, dass Männer mit dieser Neigung lernen, ihr Verhalten zu kontrollieren. Dann begehen sie keine sexuellen Übergriffe auf Kinder. Sie sollen auch nicht auf den indirekten sexuellen Missbrauch von Kindern durch die Nutzung von Kinderpornografie ausweichen, sagt Beier. Wie das gelingen kann, soll im Projekt untersucht werden.

«Männer, die Kinderpornografie konsumieren, sind wahre Tretminen für die Kinder unserer Gesellschaft», sagt Barbara Schäfer-Wiegand, Vorsitzende der Stiftung «Hänsel + Gretel», die das Projekt ebenso unterstützt wie das Bundesfamilienministerium. Die vorbeugende Behandlung sei «sehr wichtig» und trage aktiv zum Kinderschutz bei. Schäfer-Wiegand fordert, dass in jedem Bundesland Beratungs- und Behandlungsstellen für Menschen mit schweren sexuellen Störungen und für deren Angehörige eingerichtet werden.

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(Quelle: epd)

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