Die Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) hat ihren Kirchenpräsidenten Volker Jung am Mittwoch in Frankfurt am Main mit großer Mehrheit in seinem Amt bestätigt. Der 55-Jährige erhielt 122 von 134 Stimmen.
Jung steht damit ab 2017 für weitere acht Jahre an der Spitze der rund 1,6 Millionen Mitglieder zählenden EKHN. Er hatte das mit einem Bischof vergleichbare Amt 2009 als Nachfolger von Peter Steinacker (1943-2015) angetreten. Der Kirchenpräsident hatte sich vor der Synode für eine Kirche „mit weit geöffneten Fenstern und Türen“ ausgesprochen. Sie solle sich als „als Kirche in dieser Welt und als Kirche für diese Welt“ verstehen. Dazu gehöre, dass sie „weniger Sorge nach innen verspürt und mehr Kraft nach außen ausstrahlt“.
Die Bibel und die Reformation verstünden das christliche Leben nicht als Selbstzweck, sondern als „Dienst in der Welt“. Es gehe darum, „die frohe Botschaft von der Liebe Gottes, die allen Menschen gilt, in Wort und Tat in diese Welt hineinzutragen und zu leben“, sagte Jung. Er sei überzeugt, dass die evangelische Kirche auch in Zukunft mit weniger Mitgliedern „als bedeutende geistliche und zivilgesellschaftliche Kraft“ wirksam sei. Als eine der zentralen Aufgaben bezeichnete Jung die Integration von Flüchtlingen. Die Gesellschaft müsse lernen, mit religiöser Vielfalt zu leben.
Kirche als „Gottes Bau“
Zuvor hatte Jung in seiner Ansprache auf das Bild von der „Kirche als Gottes Bau“ zurückgegriffen, das schon für den Apostel Paulus bestimmend gewesen sei. Es ist nach Worten Jungs bis heute „ein inneres Leitbild mit großer geistlicher Kraft für mich“. Die Vorstellung der Kirche als Bau Gottes strahle Vertrauen in die Zukunft aus. Es signalisiert nach Jung, dass Gott „durch alle Zeiten hindurch baue, wie auch immer diese Zeiten aussehen“. Zugleich sei „geistlich eingeordnet“, was Kirche in der Praxis tun müsse. Jung: „Das Bild sagt zum einen: Vertraut darauf, dass ihr nicht allein am Werk seid! Zum anderen gibt es einen Auftrag: Arbeitet mit an Gottes Bau! Ihr baut nicht euer eigenes Haus.“
Jung wurde 1960 in Schlitz (Vogelsbergkreis) geboren. Er studierte evangelische Theologie in Bielefeld-Bethel, Heidelberg und Göttingen und war Pfarrer in den Kirchengemeinden Stumpertenrod und Köddingen im Vogelsberg, ab 1997 in Lauterbach. 1998 promovierte er zum Doktor der Theologie. 2008 entschied Jung die Wahl zum Kirchenpräsidenten für sich. Seit seinem Amtsantritt im Januar 2009 übernahm er auch Aufgaben auf EKD-Ebene. Zuletzt wurde er Anfang November 2015 in den Rat der EKD gewählt. Von 2009 bis 2013 arbeitete er in der Kommission mit, die den umstrittenen EKD-Text „Zwischen Autonomie und Angewiesenheit. Familien als verlässliche Gemeinschaft stärken – Eine Orientierungshilfe des Rates der EKD“ erarbeitete.
Link: Die Ev. Kirche in Hessen und Nassau
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Das Amt des Kirchenpräsidenten ist mit dem eines Bischofs vergleichbar. Die verfassunggebende Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau zog aber 1949 nach den Erfahrungen der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft die Bezeichnung Kirchenpräsident vor. Seine Aufgabe ist die Vertretung der Kirche nach außen und mit seinen Stellvertreterin und den Pröpstinnen und Pröpsten die geistliche Leitung der hessen-nassauischen Kirche.