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Kriegsdienstverweigerer sind in Europa nicht sicher

Viele europäische Länder wie zum Beispiel Österreich, Griechenland und Finnland benachteiligen weiterhin Wehrdienstverweigerer. Sie müssen mit Einschüchterungen, Verhaftungen und Morddrohungen rechnen.

Die Evangelische Arbeitsgemeinschaft für Kriegsdienstverweigerung und Frieden (EAK) sorgt sich um die Menschenrechtslage von Wehrdienstverweigerern in Europa. Europa sei auch im vergangenen Jahr für viele Menschen, die den Kriegsdienst aus Gewissensgründen verweigern, kein sicherer Ort gewesen, erklärte die EAK am Mittwoch in Bonn. Als Mitgliedsorganisation der europäischen Dachorganisation EBCO, des europäischen Büros für Kriegsdienstverweigerung mit Sitz in Brüssel, verwies die EAK auf deren Bericht zur Lage in den Mitgliedsländern des Europarates im Jahr 2021.

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Kriegsdienstverweigerer werden inhaftiert

Kriegsdienstverweigerer seien in vielen europäischen Ländern nach wie vor Strafverfolgung, Verhaftung, Einschüchterungen, Morddrohungen und Diskriminierung ausgesetzt gewesen, erklärte EAK-Geschäftsführer Wolfgang M. Burggraf. Zu diesen Ländern zählen dem Bericht zufolge Finnland, Österreich, die Schweiz, Griechenland, Zypern sowie die Türkei, Aserbaidschan, Armenien, Russland, die Ukraine, Belarus, Georgien, Estland und Litauen.

Mit Blick auf Griechenland etwa spricht die EBCO von wiederholten Strafverfolgungen, Geldbußen und Verhaftungen. Dort gebe es keine unabhängigen Verfahren zur Überprüfung der Verweigerungsgründe. Mit Blick auf Österreich kritisiert der Bericht diskriminierende Rahmenbedingungen für alternative zivile Dienste. An Finnland appelliert die EBCO, sich an die Empfehlungen des Menschenrechtsbüros der UN zu halten und Strafverfolgungen und Inhaftierungen von Verweigerern zu beenden und zivile Ersatzdienste diskriminierungsfrei auszubauen.

Aktuelle Lage bereitet Sorge

Obwohl in 18 Mitgliedsstaaten des Europarats nach wie vor eine Wehrpflicht gelte, werde geflüchteten Wehrdienstverweigerern in Europa nicht immer Schutz gewährt, kritisierte die EAK. Auch wenn die aktuelle Lage nicht in den Berichtszeitraum falle, so gebe die Kriegssituation in der Ukraine sowie in den Nachbarländern Russland und Belarus Anlass zur Sorge.

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„Gerade jetzt hören wir, dass russische und belarussische Kriegsdienstverweigerer verfolgt und bestraft werden“, erklärte Burggraf. Männer aus der Ukraine, die ihr Recht auf Kriegsdienstverweigerung wahrnehmen wollten, dürften das Land nicht verlassen. Damit werde ihnen das Recht auf Asyl im Ausland verwehrt. Kriegsdienstverweigerern und Deserteuren aus diesen drei Ländern müsse die EU Schutz und Asyl gewähren.

Link: Hier geht es zum Bericht über die Lage von Kriegsdienstverweigerern in Europa. (Englisch)

Quelleepd

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16 Kommentare

  1. Eine kleine begriffliche Haarsträuberei

    Also lieber Joerg, auch wenn dies in seiner Präzision sicherlich stimmt, so ist es doch etwas Haarsträuberei. (Man verzeihe mit den Ausdruck). Immerhin hieß der Ausschuss auch so, nämlich Prüfungsausschuss für Wehrdienstverweigerer. Und sicherlich habe ich den Wehrdienst verweigert und nicht den Kriegsdienst, denn Krieg ist noch keiner gewesen und der wäre eher ein Atomkrieg gewesen. Einen Kriegsdienst ohne Waffe hätte ich geleistet, wenn ich damit Menschen helfen könnte und nicht überwiegend schaden. Aber es wäre menschenverachtend und irreführend, wenn ein solcher Kriegsdienst ohne Waffen darin bestanden hätte, mörderische Waffen zusammen zu schrauben. Ein alter Bekannter erzählte mir vor längerem wie stolz er sei, dass sein (damaliges) Bundesamt für Beschaffung jetzt eine phantastische Waffe erfunden und erprobt habe, die jeden Feind wie eine Kartoffel bis auf die Haut abschält. Und die sei noch nicht einmal verboten. Es war ein frommer Mann und deshalb war die damals fassungslos, blieb aber leider stumm.

    • Da irrst Du dich. Den Wehrdienst konnte man in Deutschland nie verweigern. Hier zählt auch nicht die teilweise offizielle unklare Begrifflichkeit sondern das Gesetz, in diesem Fall unsere Verfassung. Schau Dir den Artikel 12 a mal genau an. Steht alles wörtlich drin.

      Du hast nur den Kriegsdienstdienst mit der Waffe verweigert. In Art 12 a Abs. 3 steht drin, wozu man Dich (und auch mich, ich habe ja auch verweigert) im Kriegsfall alles heranziehen kann (wobei wir jetzt wohl beide altersmäßig draußen sind).

      • Ergänzung:

        Das war ja auch die Begründung der Totalverweigerer, was ja eben illegal war (und ist). Die wiesen immer genau auf dieses Problem hin. Denen ging es ja nicht darum, keinen Zivildienst machen zu müssen (dafür nahmen sie ja im Verhältnis sehr viel mehr Nachteile im Kauf).

        Interessierte nur kaum jemand

  2. „Ich denke, Wehrdienst sollte klarer definiert werden“

    Ja, nur war das schon immer ein Problem, auch unter Menschen, die sich damit eigentlich beruflich auskennen sollten und zeigt sich auch im Artikel.

    Es ist (zumindest auf Deutschland bezogen) zu unterscheiden zwischen: Zivildienst, Wehrdienst, Kriegsdienst und Kriegsdienst mit der Waffe.

    So gab es in Deutschland keine Wehrdienstverweigerung und auch keine Kriegsdienstverweigerung. Etwas, was oft auch Verweigerern gar nicht bekannt ist. Und auch so manchen früheren Prüfer derselben (ich hatte damals mal eine interessante Diskussion mit einer von den GRÜNEN dorthin geschickten Person. Es war erschreckend, welch rudimentäre Kenntnisse diese über Verweigerung hatte, also darüber, worüber sie mitentscheiden sollte).

    Laut Grundgesetz (Art 12 a) kann man nur den ‚Kriegsdienst mit der Waffe‘ verweigern (was übrigens auch bei der derzeitigen Aussetzung Sinn machen kann, siehe derzeitige Situation Ukraine). Im Kriegsfall wären also auch Verweigerer durchaus für alle Kriegsdienste ohne Waffe einsetzbar. Das betrifft nicht nur Sanitätsdienst, das geht recht weit.

    • Gesetze, die von Menschen gemacht sind, ihnen jedoch nicht gerecht werden, die können auch von Menschen geändert werden, indem ihr Status immer wieder neu hinterfragt wird. Naturgesetze dahingegen dürfen zwar auch hinterfragt werden, ihre Eigenschaft ist es jedoch Rechtskraft zu besitzen und auch konstant zu repräsentieren. Nachdem die Menschheit aus einer Einheit geboren ist, die durch Gott bereits besteht, stellt sich mir die Frage, wie sie ihren Lebensstatus erhalten kann, ohne Gott zu verlieren.
      Betrachte ich unter diesen Gesichtspunkten den Wehrdienst, so stellt sich mir eigentlich nur noch die Frage seiner Wahrhaftigkeit dem Volk gegenüber, dem er sich verpflichtet. Aus den Menschenrechten ergibt sich für jede Person gerade in diesem Bereich der Schutz vor Gewalt und Herrschaft. Wie kann das verwirklicht werden?

      • > Wie kann das verwirklicht werden?

        Ich befürchte: Gar nicht.

        Was uns der derzeitige Krieg in der Ukraine auch deutlich zeigt, ist, wie wenig Gesetze, Abkommen oder gar Menschenrechte zählen. Oder auch Gottes Weisungen.

        Schon der Krieg ist eine Perversion, die Begründungen ein einziges Lügengebilde, aber lange und konsequent vorbereitet und geplant. Es werden Waffen eingesetzt, die verboten sind. Es wird mit Massenvernichtungswaffen gedroht, die Anwendung wird selbst von nüchternen Analysten nicht mehr ausgeschlossen. Die russisch-orthodoxe Kirche mit ihrem Patriarchen stellt sich hinter diese Verbrecher und unterstützt damit diesen Massenmord.

        Ich selbst bin derzeit dabei, meine pazifistische Grundhaltung sehr zu hinterfragen. Denn wir alle leben nicht isoliert. Klar kann man sagen, dass man selbst die andere Wange hinhält. Aber was ist ,wenn jemand anderen auf die Wange geschlagen wird? Dürfen wir da wegschauen? Oder reicht da ein frommer Spruch?

        Kann ich vom Opfer verlangen, das auszuhalten? Manche tun das. Ich kann das nicht mit meinem Gewissen vereinbaren.

        Ich befürchte, wir haben derzeit wirklich eine Zeitenwende. Und das nicht zum besseren.

        • Lieber Joerg, solange nicht ich anfange meine Grundhaltung zu Krieg und Frieden auf den Frieden unter den Menschen auszurichten, wird es auch niemand anderer tun. Wie soll ich vom Frieden überzeugen können, wenn ich selbst nicht den Frieden lebe? Ich glaube an eine Zeitenwende, und die richtet sich nicht nach der Menschheit (siehe Klima und Krieg), sie richtet sich nach den Naturgesetzen, die auf unser Verhalten antworten. Solange wir den Umgang in diesen Gesetzen nicht anerkennen und sie als Mensch ständig aushebeln wollen, wird das nichts mit der Natur und unserem Recht auf ihr Leben.

          Umsonst gibt es nicht so düstere Zukunftsszenarien, die sicher auf einem Weltbild basieren, dass davon ausgeht, der Mensch könne es sich selbst machen wie er will und muss dabei das Recht allen Lebens weder beachten, noch es sich selbst erarbeiten.

          Wer also Frieden im Leben will, der muss dafür eintreten, und zwar an allen Fronten, die sich daraus ergeben. Das ist harte Arbeit und ein täglicher Kampf um sich selbst, doch ich glaube, am Ende lohnt sich das für jeden von uns. Die Zeit ist dabei unser Freund, denn durch sie lernen wir uns im Umgang miteinander so zu kommunizieren, dass sie sich für uns starkmachen kann. Also, je mehr Zeit wir in den Frieden investieren, umso stärker setzen wir die Zeit dafür ein. Im Umkehrschluss bedeutet das, ohne den Frieden bleibt Zeit für uns in ihrem Wandel ein Wunschtraum, der sich ausschließlich an dem Menschen erfüllt, der sich in ihrer Einheit und seiner Würde im Umgang mit beidem bereits verewigt hat.

          Noch eins, lieber arbeite ich hart für den Frieden, indem ich kein leichtes Leben in einem System annehme, das eine Haltung fördert, die mit politischer Rückendeckung und damit auch immer durch unser aller Leistungspotenzial den Krieg unterstützt. Damit nehme ich mich selbst aus einem System heraus, dessen Zukunftsperspektiven ohne Gott für mich einfach keinen Sinn ergeben wollen.

          • wie gesagt, schöne Worte und schöne Gedanken.

            Dann mal ganz konkret: Lassen wir die Ukraine untergehen? Warme Worte und lobenswerte Grundeinstellungen helfen nicht gegen russische Soldaten. Und lassen wir das nächste Land, z.B. Moldawien, danach auch untergehen, und dann wieder das nächste?

            Das ist derzeit keine Theorie mehr. Das ist Realität.

            Militärische Aggression ist kein Naturgesetz. Die ist menschengemacht.

          • Wir lassen keine Länder untergehen, ich richte meine Worte nicht gegen russische Soldaten, und es wird nichts untergehen, was durch Gottes Hand auferstanden ist. Was ich tue, ist um Mitmenschen zu kämpfen, die sich kaum gegen die Waffen wehren können, die dafür eingesetzt werden. Was ich tue, ist russische Soldaten nicht zu verheizen, die sich von der Vorstellung ihres Regenten blenden lassen und ihm blind vertrauen. Was ich nicht tue ist, meinen Mitmenschen, ohne Ausnahme, ihre Würde abzusprechen, eine Würde, die mir als Kommunikationsgrundlage für eine Zukunft dient, der ihr bereits gegeben ist.

            Realität ist das Zusammenspiel aller Tatsachen im Augenblick ihres Betrachters. Sie ist also genauso divers, wie es die Menschheit in Person ist. Menschen gemacht ist gar nichts, außer der Tatsache, dass Putin gegen sein ganz persönliches Recht auf Leben handelt. Wie das ausgeht, liegt nicht in meiner Hand, doch wie ich jetzt, hier und heute damit umgehe, das ist lebenserhaltend oder lebensverachtend.

            Außerdem geht es genau darum, Gedanken in Worte zu fassen, aus denen ein Wert generiert wird, der dem Frieden als Werkzeug dient. Dieses Werkzeug des Friedens bin ich, genauso wie jeder andere Mensch, der, solange er seiner Würde gerecht wird, auch als ihr Werkzeug dienen kann. Ein Soldat dient dann dem Weltfrieden, wenn er ihm seinen Dienst nicht verweigert, sondern ihn im Umgang mit seinem Vermögen fördert. Genauso dient ein Regent nur dann als Werkzeug in seinem Amt, wenn er es in seiner Einheit nicht mit Füßen tritt und damit seine Würde missbraucht.

            Was Putin tut, ist falsch, und wir, die wir ihm nicht unterstellt sind, können uns nur im Dialog mit ihm dagegen wehren und in diesem Unterfangen nichts unversucht lassen. Waffen wären in unserer Machtlosigkeit ein Werkzeug, das ich nicht haben will, weil es sich darin nur selbst entlädt und noch mehr Leid mit sich bringen würde.

            Das Fazit aus all diesen Worten ist, dass wir diesen Krieg aushalten müssen, ohne ihm einen Einfluss zu geben, der sich auf das Leben in seiner Form als Mensch auswirkt. Hilfsbereitschaft im Umgang mit seinen Opfern, Mitleid mit den Familien der Gefallenen und nicht zuletzt im Gebet um den Frieden in dieser Welt. All das können wir tun, wir können uns auch Gedanken darüber machen, wie wir den durch diesen Krieg Notleidenden helfen können, indem wir neue Handelswege finden, die ihnen den Zugang zu lebenserhaltenden Ressourcen ermöglichen. Alles im Umgang mit Krieg ist besser, als selbst zur Waffe zu greifen. Ich bewundere den Mut der Ukrainer*innen im Umgang mit diesem Krieg, doch es ist kein Krieg, der etwas verändert, außer vielleicht die Einstellung von Putin gegenüber der Wehrhaftigkeit einer Demokratie. Auf feste Werte gebaut und Menschen verteidigt, die sich nicht von anderen Menschen vereinnahmen lassen. Auch diese Einstellung würde aber nur bis zu seinem Tod etwas ändern, was oder besser, wer käme danach?

          • Nur bringt Dialog mit Putin nichts. Es ist ein Spielfeld von ihm, mit dem er manipuliert. Wie soll Dialog mit Menschen gehen, für die Lügen normal sind? Denk mal an all das, was Putin und sein Außenminister vor dem jetzigen krieg alles versprochen und gesagt haben.

            Dialog hat da seine Grenzen, wo der andere ihn verweigert.

            Ja, zu Waffen greifen zu müssen, ist sicher keine wünschenswerte Option. Aber wenn sie abgewogen werden muss mit lebenslanger Unterdrückung, Mord und Diktatur, dann ist es eben doch eine gangbare Option.

          • Jedes Spielfeld hat nur dann einen Nutzen, wenn es nach gemeinsamen Regeln bespielt wird, das gilt auch für Putin und unseren gemeinsamen Lebensraum. Putin disqualifiziert sich gerade selbst als Spieler/Mitspieler in diesem Lebensraum und das verursacht selbstverständlich Schäden. Diese Schäden sind aber nicht irreparabel, so wie es das Nichteinhalten von Regeln wäre, die jedes Spiel in seiner ganzen Dimension über alle Ebenen hinweg erst möglich machen. Erst dadurch gewinnt seine Existenz ein Interesse, dem es sukzessive gilt, etwas Einzigartiges, in der Regel seinen Spaß am Spiel, abzugewinnen.

            Politik kommt von Polis und die Polis nimmt ihre Würde als Mensch wahr, der sich im Zusammenschluss mit anderen Menschen an bestimmte Regeln hält, die sich aus seinen Erfahrungswerten durch ihre Vorgaben ergeben und dadurch der weiteren Entwicklung unterliegen. Alles, was das Spiel des Lebens mit sich bringt, sind seine eigenen Regeln, an die sich jede*r gleichermaßen halten muss, andernfalls gehen die Rechte der Mitspieler ins Leere. Für uns Mitmenschen dürfte das bedeuten, solange wir die Regeln von Jesus einhalten, sind wir ihm im Umgang mit seinen Vorgaben auch gewachsen.
            Gelingt uns aber auch der Sieg über Mitspieler, die meinen, sie könnten ohne Regeln seiner Natur angehören und sich ihrer Rechte bedienen, wie es ihnen gefällt? Die höchste Strafe, die ich persönlich mir für Putin vorstellen könnte, wäre, seine Person mit Nichtbeachtung in der Geschichte zu strafen. Dafür der Ukraine als geschichtsträchtiger Kämpferin im Dialog mit der ganzen Welt zu danken, die ihre Souveränität im Umgang mit den gemeinsamen Regeln anerkennt und Putin als politische Kraft davon ausschließt.

  3. Gewissen ist nicht prüfbar

    „Ich denke, Wehrdienst sollte klarer definiert werden und ein Auftrag im Einsatz für den Frieden sein. Das beinhaltet zunächst die Ortung der Krisengebiete, die nicht den Dienst an der Waffe unterstützen, sondern die Entwicklung friedlicher Umgangsformen fördern. Werte, die aus einer demokratischen Grundordnung bestehen und in den Menschenrechten verankert sind, die gilt es für jeden Menschen gleich umzusetzen“! (Zitat von Roswitha Steffens). Diesbezüglich bin ich mit Roswitha Steffens gleicher Meinung.

    Meine eigene Wehrdienstverweigerung vor mehr als 50 Jahren habe ich insofern durchaus noch in guter Erinnerung: Ich wurde bei der damaligen Gewissensprüfung im Prüfungsausschuss nicht anerkannt. Dies war aber ausschließlich darauf zurück zu führen, dass drei Kandidaten vor mir Rede und Antwort stehen mussten und positive Entscheidungen mitnahmen. Damit war die Anerkennungsquote leider bereits überschritten. Zwischenzeitlich musste ich zur Bundeswehr, wo ich die Annahme der Waffe (dreimal nacheinander erforderlich) verweigern durfte. Interessant ist, dass die Vorgesetzten für meine Gewissensentscheidung Verständnis hatten. Infolgedessen – und dies hatte man mir vorher gesagt – wurde ich eingesperrt. Nach überschaubarer Zeit wurde ich wieder freigelassen und man hatte mich zu einem Kompromiss überredet. Ich durfte jetzt gewissermaßen waffenlos (wenn auch am Rande der Zulässigkeit) in der Kompanie Dienst tun, bis zu meiner Berufungsverhandlung. Dort hatte ich aber wieder Pesch, jedenfalls machte ich weiter Dienst, im Kompaniegeschäftszimmer, bearbeitete Urlaubsanträge, schrieb privat für den Kompaniechef und musste mich vor dem Batallion verborgen halten – also kein Telefon bedienen. Ein dummer Leserbrief in der Zeitung führte dann doch zu meiner Entdeckung, wurde abkommandiert in die Instandsetzung und hatte dort im Büro zwischen mehreren Zivilisten keine Aufgaben mehr. Meine Aufgabe war Kaffee zu kochen und zur Diskussion beizutragen. Später durfte ich wieder ins Geschäftszimmer zurück, weil man mich brauchte.

    Der Witz dabei war, dass ich nach meiner Bundeswehrzeit einen erneuten Antrag auf Wehrdienstverweigerung stellte. Die diesbezügliche Verhandlung dauerte nur 3 Minuten. Denn der Vorsitzende stellte fest, dass bereits im ersten Verfahren ein Rechtsfehler begangen wurde. Ich hatte damals schriftlich Widerspruch eingelegt, dass ein Ausschussmitglied eingeschlafen war. Diesen Einwand hatte man aber nicht richtig juristisch bewertet. So war ich jetzt also ohne weitere Verhandlung doch Wehrdienstverweigerer geworden. Heute würde ich diesen Schritt wieder gehen. Aber ich toleriere, dass neben meinem Friedensdienst ohne Waffe auch derjenige zu akzeptieren ist, der einen Friedensdienst mit der Waffe einschließt. Das Letztere entspricht zwar nicht meine Überzeugung, aber liegt innerhalb meiner persönlichen Toleranzgrenze. Im übrigen zeigt meine Geschichte, wie abwegig der Versuch ist, ein Gewissen wie ein technisches Werkzeug zu prüfen. Damals in den 1970er Jahren war man voll davon überzeugt, dass die gesamte atomare Abschreckungsphilosophie mit dem Ausbruches eines (wahrscheinlichen) Atomkrieges gescheitert wäre. Dann könnten sie, so glaubten viele, dann auch sofort nachhause gehen. Diese Haltung wurde in Ansätzen selbst im Unterricht vertreten bzw. zumindest angedeutet. Damit will ich auch sagen, dass nach meinem Gefühl überzeugte Soldaten mir kaum begegnet sind. Dazu ist das Handwerk im Ernstfall zu brutal. Zudem bin ich überzeugt, dass die Vorstellung es würde nie zu wirklichen Waffengängen von Mann zu Mann kommen, für viele ein Trost an ihr Gewissen war. Wer will schon gerne heldenhaft andere erschießen. Helfen existieren nur als Mythos.

    • Sorry: Ohne Schreibfehler lautet mein letzter Kommentarsatz „HELDEN existieren nur als Mythos“!

  4. Ich denke, Wehrdienst sollte klarer definiert werden und ein Auftrag im Einsatz für den Frieden sein. Das beinhaltet zunächst die Ortung der Krisengebiete, die nicht den Dienst an der Waffe unterstützen, sondern die Entwicklung friedlicher Umgangsformen fördern. Werte, die aus einer demokratischen Grundordnung bestehen und in den Menschenrechten verankert sind, die gilt es für jeden Menschen gleich umzusetzen. Forderstes Gebot für den Wehrdienst ist hierbei eine wehrhafte Verbindung untereinander, die länderübergreifend wirkt und überall dort unterstützend wirken kann, wo Hilfe gebraucht wird. Freier Zugang zu Bildung ist ihr Schlüssel und wehrhafte Umgangsformen sind das Ziel. Sie zeichnen sich in den Werten aus, die die Souveränität aller Menschen und Völker achten und dieser Achtung im Umgang miteinander Ausdruck verleihen.

    Die Voraussetzungen für ein achtvolles Leben sind für jeden Menschen gleich, doch könnten seine Wertvorstellungen darüber nicht unterschiedlicher sein, als sie es heute sind. Dabei ist zu beachten, dass oft reiche Industrienationen über die Köpfe der ärmsten Bevölkerungsschichten hinweg, ihre Gewinne transferieren und damit nicht gerecht auf alle Leistungsträger verteilen. Immerhin leben wir alle vom Unternehmensziel und das ist klar definiert im Produkt oder der Dienstleistung, die daraus hervorgeht. Leider wird dies von den derzeitigen Politikern oft nicht beachtet, geschweige denn durch eine Politik der zielführenden Gesetzgebung unterstützt.

    Es gilt also der Wehrpflicht, als Friedensmission ein Gesetz zu geben, das sich in den differenzierten Bereichen erschließt, die von uns besetzt sein wollen. Damit könnte eine Wehrhaftigkeit erreicht werden, die sich nicht an Kriegswaffen bindet, sondern für Lösungen zur Friedensstiftung eintritt. Die Bereiche einer derartigen Wehrmacht wären so divers, wie ihr Einsatz für den Frieden. Sie würden Ärzte ohne Grenzen, Reporter ohne Grenzen, bis hin zu Lehrern ohne Grenzen durch ihre Gesetzgebung unterstützen und damit in den Dienst einer Weltgemeinschaft stellen. Einzig die Geburt dieser Wehrmacht wäre von einer Einheit abhängig, die immer nur den Teil abbilden kann, der gerade am Leben beteiligt ist.

    Politiker müssen dahingehend umdenken, dass sie die Wehrmacht nicht als Teil der Politik erkennen, sondern ihr Ziel als politischen Auftrag jedes Landes anerkennen, der sie zur Verteidigung seines kulturellen Erbes einsetzt. Vielleicht helfen wir uns damit selbst in den Grenzen zu handeln, die wir uns in den Menschenrechten selbst auferlegten, obwohl es uns so schwerfällt, den Nächsten, genauso wie uns selbst zu lieben. Im Nächsten in gewisser Weise auch sich selbst als Mitstreiter für den Frieden zu entdecken, das schickt uns auf die Suche nach gemeinsamen Lösungen zum Erhalt der Einheit, die uns dabei immer unterstützen wird.

    Es wäre also schön, ließe sich zumindest europaweit eine Einigkeit darüber erzielen, dass für den Wehrdienst zwar eine Pflicht besteht, die jedoch auf demokratische Rechtsstaatlichkeit gegründet und durch die Menschenrechte für jede Person zielführend ist.

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