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Ökumene-Experte: „Kongress in Köln dient Vertiefung katholischer Frömmigkeitsformen“

Der Braunschweiger Landesbischof Friedrich Weber sieht in dem Eucharistischen Kongress vor allem eine binnenkatholische Veranstaltung. Der Kölner Kongress vom 5. bis 9. Juni diene vor allem der Pflege und Vertiefung spezifisch römisch-katholischer Frömmigkeitsformen, sagte der evangelische Ökumene-Experte im Interview.

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Weber räumte ein, dass diese Frömmigkeitsformen bei evangelischen Christen unter Umständen ein Gefühl der Fremdheit erzeugen könnten. Der Bischof wies darauf hin, dass evangelische und katholische Christen wegen des unterschiedlichen Verständnisses vom ordinierten Amt das Abendmahl nicht gemeinsam feiern könnten.

epd: Was erwarten Sie als evangelischer Bischof und Ökumene-Experte vom Eucharistischen Kongress der katholischen Kirche in Köln?

Friedrich Weber: Ich betrachte zunächst den Eucharistischen Kongress als eine katholische Veranstaltung, die der Pflege und Vertiefung spezifisch römisch-katholischer Frömmigkeitsformen wie eucharistischer Anbetung und eucharistischer Prozessionen sowie der Feier der Messe gilt. Eine solche Fokussierung auf die Verehrung der eucharistischen Gestalten beziehungsweise der Eucharistie kennen wir weder in den byzantinisch-orthodoxen oder orientalisch-orthodoxen Kirchen noch in den anglikanischen wie den reformatorischen Kirchen. Da aber Ökumene vom Kennenlernen und Achten auch des Fremden beim Anderen lebt, bin ich gespannt, wie der Eucharistische Kongress auf mich wirkt, welche Begegnungen es geben wird und was für das gemeinsame Verständnis der Eucharistie zu lernen ist.

Warum findet der Eucharistische Kongress jetzt statt?

Die Deutsche Bischofskonferenz hat diesen nationalen Eucharistischen Kongress bewusst auf das Jahr 2013 gelegt. Denn vor 50 Jahren, am 4. Dezember 1963, wurde als erstes Dokument des II. Vatikanischen Konzils die Liturgiekonstitution «Sacrosanctum Concilium» verabschiedet, die zu einer Erneuerung des liturgischen Lebens und einer Reform der liturgischen Riten führte. Es ging dabei nicht um eine aktive Beteiligung der Gläubigen rein äußerlicher Art, sondern um Intensivierung des geistlichen Lebens der Gläubigen und damit der ganzen Kirche. Auch die in evangelischen Gottesdiensten übliche Kelchkommunion wurde vom Konzil in bestimmten Fällen freigegeben. Daran sei in diesem Zusammenhang auch einmal erinnert.

Besteht die Gefahr, dass ein solcher Kongress, der vor allem das katholische Eucharistieverständnis betont, die Trennung der christlichen Kirchen beim Abendmahl eher bestärkt?

Das glaube ich nicht. Zum einen sind die Trennlinien klar, zum anderen ist ein solcher Kongress ein binnenkatholisches Ereignis, welches auch die Chance bietet, römisch-katholische Frömmigkeit einmal für sich wahrzunehmen und kennenzulernen. Diese Frömmigkeitsformen mögen bei evangelischen Christen unter Umständen ein Gefühl der Fremdheit erzeugen. Evangelische und katholische Christen können nach römisch-katholischem Verständnis deshalb noch kein heiliges Abendmahl gemeinsam feiern, weil das Verständnis des ordinierten Amtes uns noch trennt.

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 Das II. Vatikanische Konzil betont in seinem Ökumenismusdekret «Unitatis Redintegratio», die reformatorischen Kirchen hätten «vor allem wegen des Fehlens des Weihesakramentes (defectus ordinis) die ursprüngliche und vollständige Wirklichkeit (substantia) des eucharistischen Mysteriums nicht bewahrt». Dies ist der eigentliche theologische Grund, warum wir aus römisch-katholischer Sicht nicht zur Eucharistie zugelassen werden.

Von katholischer Seite wird mitunter der Vorwurf erhoben, das Abendmahl werde von den Protestanten nicht ausreichend gewürdigt. Stimmt das?

Ich sehe von der Realität unserer Gemeinden her diesen Vorwurf heute als weitgehend unbegründet an. Denn in den meisten Gemeinden war es doch früher üblich, dass die Feier des heiligen Abendmahles auf wenige Sonn- und Feiertage im Kirchenjahr beschränkt war. Heute dagegen ist es fast überall der Brauch, mindestens einmal im Monat und an allen hohen Feiertagen das Abendmahl zu feiern. Das ist regional sicherlich unterschiedlich ausgeprägt und auch noch ausbaufähig. Aber dass diese Entwicklung eingetreten ist, ist doch schon sehr bemerkenswert.

Wie kam es dazu?

Dies hat mit verschiedenen Entwicklungen innerhalb des Protestantismus zu tun, etwa mit der liturgischen Bewegung im 20. Jahrhundert, dem Deutschen Evangelischen Kirchentag sowie mit den ökumenischen Beziehungen, die wir zu den katholischen Brüdern und Schwestern, aber auch zu den orthodoxen Mitchristen pflegen. Dadurch haben evangelische Christen einen neuen Zugang zum heiligen Abendmahl und seiner Bedeutung für das Leben der Kirche und der Gemeinde gewonnen. Wenn wir etwa in den Evangelischen Erwachsenenkatechismus schauen, stellen wir fest, dass dort vielfältige Aspekte dargestellt werden, die sich mit dem Abendmahl verbinden und es sehr wertschätzen. Auch die neuen liturgischen Bücher der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands und der Union Evangelischer Kirche belegen, welchen Stellenwert das heilige Abendmahl mittlerweile in den evangelischen Kirchen hat.

(Quelle: epd)

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