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Missbrauchsskandal: Kirchenreformer verlangen Konsequenzen

Kirchliche Reformbewegungen dringen auf Konsequenzen aus den jüngst bekannt gewordenen Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche. Sprecher von «Wir sind Kirche» und «Kirche von unten» forderten am Montag insbesondere eine Neuausrichtung der Priesterausbildung.

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 Am Nachmittag beginnt in Freiburg die Frühjahrs-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, will dort erstmals öffentlich zu dem Missbrauchsskandal Stellung nehmen.

 Die Kirchenvolksbewegung «Wir sind Kirche» verlangte eine Entschuldigung bei den Opfern und Änderungen bei der Ausbildung Geistlicher. Sprecher Christian Weisner sagte im Deutschlandfunk: «Wir sind in der katholischen Kirche viel zu sehr mit Tabus behaftet.» Das verhindere, dass sich junge Menschen in der Ausbildung zum Priester ihrer eigenen Sexualität bewusst werden. Doch dürfe die katholische Kirche Sexualität nicht nur negativ betrachten, sondern müsse sie auch als positive Kraft erleben. «Man kann Sexualität nicht unterdrücken, man kann sie nur gestalten», sagte Weisner.

 Aus Sicht von Bernd Hans Göhrig, Bundesgeschäftsführer des ökumenischen Netzwerkes «Kirche von unten», haben die deutschen Bischöfe bei der Aufklärung der Vorwürfe versagt. Der Opferschutz müsse im Mittelpunkt stehen: «Es braucht unabhängige Ombudsstellen, es braucht Notruftelefone, zum Beispiel für Ministranten, es braucht eine Revision in der Priesterausbildung», sagte Göhrig im ZDF-«Morgenmagazin». Außerdem sollten die Bischöfe aus seiner Sicht in dieser Woche in Freiburg auch über eine Entschädigung für die Betroffenen beraten.

 Mindestens 115 Opfer sollen an Schulen des Jesuitenordens in Deutschland seit den 50er Jahren missbraucht worden sein. Die sexuellen Übergriffe seien nicht nur vereinzelt, sondern systematisch begangen worden, hatte die Missbrauchsbeauftragte des Jesuitenordens, Ursula Raue, in der vergangenen Woche erklärt.

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 Nach Ansicht des Theologen Wunibald Müller ist die Kirche bis heute in vielen Fällen eher daran interessiert, die Opfer zum Schweigen zu bringen, statt sie seelsorgerlich oder therapeutisch zu unterstützen. Aus seiner Sicht besteht ein Risikofaktor darin, dass auffallend viele Priester sexuell unreif seien und sich ihrem Leidensdruck nicht konsequent stellten. Priester, die Minderjährige sexuell missbrauchten, seien nachweisbar nicht fähig, intime und innige Beziehungen zu führen, schreibt Müller, der sich als Therapeut seit mehreren Jahren mit dem Thema Missbrauch in der katholischen Kirche beschäftigt, in einem Beitrag für die «Frankfurter Rundschau» (Montagsausgabe). Es mangele ihnen deshalb an Einfühlungsvermögen.

 Fatal sei das vor allem, weil sie in der Seelsorge mit Kindern und Jugendlichen auch eine Machtposition einnähmen und Eltern ihnen großes Vertrauen schenkten. Insgesamt müsse man davon ausgehen, «dass der Anteil pädophiler Priester noch größer ist als bisher angenommen», schreibt Müller.

(Quelle: epd)

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