Fußball als Religion? Für viele Fans ist es mehr als nur eine Sportart. Medien verwenden in der Berichterstattung regelmäßig religiöse Begriffe und Bilder. Hier eine Auflistung.
Von Tim Bergen
Schon längst hat sich in der Sprache rund um den Fußball ein Vokabular etabliert, das aus Kirchen und Glaubensgemeinschaften stammen könnte. Fans pilgern ins Stadion, Trainer werden zu Messias-Figuren erklärt, Spieler zu Göttern erhoben, und Tore entstehen durch „die Hand Gottes“. Die Sprache im Fußball hat oft einen tief-religiösen Bezug, was mittlerweile fast zu einer Selbstverständlichkeit geworden ist.
Hier sind Beispiele für religiöse Begriffe im Fußball – mit Zitaten aus den Medien.
1. Stadion als „Tempel“ oder „Kathedrale“
Das Stadion wird oft als „heilige Stätte“ bezeichnet, in der die Fans ihren „Glauben“ ausleben. Zitate:
„Bayern treten bei Celtic an: Die große Herausforderung im Fußball-Tempel“ (Tagesspiegel)
„Mythos Wembley: Die Kathedrale des Fußballs wird 100“ (Sport1)
2. Spieler als „Götter“ oder „Heilige“
Manche Fußballer erreichen „göttlichen“ Status – allen voran Maradona und Messi. Zitate:
„Wer Maradona kritisiert, kritisiert Gott“ (RTL über die Fans in Neapel)
„Lionel Messi: Der Messias ist in Miami gelandet.“ (NZZ)
3. Trainer als „Messias“ oder „Erlöser“
Trainer wie Jürgen Klopp werden zu Heilsbringern stilisiert, wenn sie Erfolg haben. Zitate:
„Klopp der Heilsbringer – die Erlösung naht.“ (Süddeutsche Zeitung, 2019)
„Klopp, der Erlöser“ (Kicker)
„Dem BVB fehlt ein Erlöser“ (Sport1, Atze Schröder über Borussia Dortmund)
„300 Fans feiern ‚Messias‘ Funkel bei erstem Training als FC-Coach“ (Flashscore)
4. Pilgerfahrt
Zum großen Spiel reisen Fans wie zu einer Wallfahrt. Zitate:
„Manchester-Fans pilgern nach München – und trinken Wirtshaus leer“ (Merkur)
„Bielelfeld vs. Stuttgart: 100.000 Arminia-Fans pilgern zum DFB-Pokal-Finale“ (MSN)
5. „Heiliger Rasen“
Der Platz wird zum Symbol für das „Heilige“ des Spiels. Zitate:
„Der ‚heilige Rasen‘: Fußballclubs und ihre begehrten Greenkeeper“ (NDR)
„So entsteht der ‚heilige‘ englische Rasen in Wembley“ (Sport1)
6. Wunder
Große Siege werden als Wunder beschrieben, wenn sie unerwartet kommen. Zitate:
„Leverkusen braucht ein Fußball-Wunder“ (Kicker)
„Ein Stück deutscher Geschichte: Das Wunder von Bern 1954“ (WAZ)
7. Märtyrer
Spieler, die sich für das Team „opfern“, werden fast heiliggesprochen. Zitat:
„Meier: ‚Habe Ballack zum Märtyrer gemacht‘ (Weltfußball, Schiedsrichter Urs Meier über Michael Ballack)
8. „Hand Gottes“ oder „Kopf Gottes“
Eines der bekanntesten Tore der Fußballgeschichte wurde von Diego Maradona erzielt. Zitate:
„Es war ein bisschen Maradonas Kopf und ein bisschen die Hand Gottes.“ (Maradona nach dem Spiel gegen England, WM 1986)
„Der Kopf Gottes: Vor 12 Jahren streckte Zinedine Zidane Marco Materazzi nieder“ (Tagesspiegel)
9. Sündenbock
Wie im christlichen Kontext werden Einzelne für Niederlagen verantwortlich gemacht. Zitate:
„Abschied von Sündenbock Şahin behebt kein zentrales BVB-Problem“ (Frankfurter Rundschau)
„Vom Sündenbock zum Erlöser: Englands Hoffnungen ruhen auf Bukayo Saka“ (Luxemburger Wort)
„Wie Özil zum Sündenbock für eine ganze Nation gemacht wurde“ (Stern)
10. Prophezeiungen
Trainer oder Spieler werden manchmal als Propheten stilisiert. Zitate:
„BVB-Boss Watzke prophezeit umstrittener Klub-WM riesigen Erfolg“ (Frankfurter Rundschau)
„Prophet Goretzka: ‚Ich habe dem Trainer gesagt, dass ich so ein Tor machen werde‘ (Kicker)
„Tabellenführer dank Prophet Silberberger“ (Nön)
11. Sünder
Ein geläufiges Wort in der Berichterstattung für Fußballer, die sich auf oder neben dem Platz schlecht verhalten. Zitate:
„VfL gegen Augsburg: Warum es das Duell der Sünder ist“ (waz-online)
„FC Basel: Stürmer Kevin Carlos ist der Chancen-Sünder der Liga“ (blick.ch)
„Schlechte HSV-Nachrichten rund um Doping-Sünder Vuskovic“ (sport.de)
12. Dämonen und Geister
Niederlagenserien werden wie böse Geister oder Dämonen beschrieben. Zitate:
„Der BVB wird von alten Dämonen heimgesucht“ (FAZ)
„Horrorstatistik: Ronaldo und seine DFB-Dämonen“ (Sport.de)
„HSV treibt all die grausamen Geister torreich aus“ (n-tv)
Quellen: Tagesspiegel, Sport1, NZZ, RTL, N-TV, Sport.de, FAZ, WAZ, blick.ch, Kicker, Nön, Frankfurter Rundschau, Luxemburger Wort, Stern, MSN, Flashscore, NDR, Weltfußball.de
Die Abteilung für Fußball und Religion liegt im Gehirn nebeneinander
Ein geläufiges Wort in der Berichterstattung für Fußballer, die sich auf oder neben dem Platz schlecht verhalten: „VfL gegen Augsburg: Warum es das Duell der Sünder ist“. „FC Basel: Stürmer Kevin Carlos ist der Chancen-Sünder der Liga“ (blick.ch). Oder: Doping-Sünder Vuskovic“ (sport.de). Sicherlich bieten die fußballtechnisch umgedeuteten religiösen Begriffe viel Raum für Angriffsfläche. So könnte man schnell und durchaus zurecht einwenden, hier werde Religion und Glaube als Sprache sehr inflationär benutzt. Auch der Schiedsrichter hat viel Macht, eine Pfeife, er ist nicht nur schwarz gekleidet, sondern er besitzt die Rote Karte. Wie auf Erden, so im Himmel, es gibt überall Regeln. Religiös sind dies die 10 Gebote und die Texte der Bergpredigt. Und so gelten Regeln, wenn auch andere, ebenso im Sport. Unsere Regel ist am einfachsten: Wer liebt, hat das ganze Gesetz Christi bereits praktiziert.
Aber es sollte uns vielleicht auch bekannt sein, daß die Gehirnareale, die für Sport und ähnliche Begeisterungen vorgesehen sind – und diejenige für die Glauben – recht nah zusammenliegen. Beim Fußball nicht als Massensport, sondern als Reichtum für ihre Helden und die entsprechenden Vereine – könnte zurecht negativ interpretiert werden. Aber immerhin hat unser noch so richtiger Glaube, oder der noch so wohltuende Sport auch des reinen Zusehens, doch auch etwas mit GEFÜHLEN zu tun. Gefühle sind nie etwas grundsätzlich Gutes, und auch entgegengesetzt nie etwas real grundsätzlich negatives. Aber Gefühle können ein Gemeinschaftsgefühl erzeugen und bekräftigen, wenn wir zusammen beim Gewinnen zusehen. Sport kann Menschen verbinden, weil sie gemeinsam Sport betreiben. Beim Sport kann man völlig unsinnige Vorurteile, ohne groß noch darüber nachdenken zu müssen, einfach in die gedankliche Mülltonne werfen. Jesus war keinesfalls Hungerkünstler, niemals Eremit, keinesfalls Einsiedler, keiner der seinen Leib kasteite. Der fröhlich an einer damals drei Tage dauerten Hochzeitsfeier teilnahm und auch das Wasser zu gutem Wein machte. Christinnen und Christen gehen nicht in den Keller um zu lachen, sie dürften Party feiern, grillen, lachen, Witze machen und auch Papst Franziskus hat in seiner noch vor seinem Tode herausgegebene Autobiographie betont, wie wichtig Humor ist und so erzählte er einen Witz, der ihn selbst betraf. Wir dürfen das Leben genießen und müssen uns nicht ein schlechtes Gewissen machen, daß es andere Menschen leider nicht genießen können, weil sie im Elend leben. Deshalb ist der Christ oder die Christin umso mehr immer ein Mensch für andere, aber nicht um andere trübsinnig zu machen, sondern ihnen zu helfen und sie vielleicht sogar zum Lachen zu bringen. Für Menschen, die von Gott her denken und auch fühlen, die sich von seinem Geist gerne leiten lassen, gibt es keine Unterschiede zwischen Menschen: Wir alle haben nur Gott als Vater und Mutter, er hat jeden Menschen geistig-geistlich erschaffen und daher ist niemand mehr oder weniger wert. Die Menschenwürde ist gute Erfindung des Glaubens und sie hat deshalb Verfassungsrang. Die Menschenwürde kann niemand genommen werden, auch wenn ihm alles und sogar die Freiheit genommen werden wird und muss. Er bleibt immer ein Mensch. Dabei ist wichtig: Ein Mensch kann – was nicht gut wäre – jederzeit über einem anderen Menschen den Stab endgültig brechen. Gott wird dies nie tun. Deshalb ist Jesus für jeden gestorben und hat alle unsere Sünde weggenommen.