Kirchliche und auch allgemeine Religiosität in Deutschland nehmen offenbar immer weiter ab. Dies ist das Ergebnis einer Analyse der Kirchenmitgliedschafts-Studie der EKD.
Es gebe keinen Hinweis darauf, dass ein Schwund kirchennaher Religiosität durch eine Zunahme kirchenferner Religiosität ausgeglichen werde, heißt es in dem am Dienstag in Hannover veröffentlichten Auswertungs- und Analyseband der 6. Kirchenmitgliedschafts-Studie der EKD. Auch die kirchenferne Religiosität „nimmt in den letzten beiden Jahrzehnten ab“.
Erste Ergebnisse und Kernaussagen der 6. Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung wurden bereits Ende 2023 in Ulm auf der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) vorgestellt. Die EKD führt seit 1972 alle zehn Jahre diese breit angelegte Untersuchung durch, um ein möglichst umfassendes Bild kirchlicher Wirklichkeit zu erhalten. Erstmals hatte sich die katholische Deutsche Bischofskonferenz daran beteiligt.
Mitgliedschaft ohne Glaube
Eine hohe Religiosität würden sich nur 13 Prozent der Bevölkerung zuschreiben, bestätigte die neue Auswertung bereits bekannte Zahlen: „Dabei handelt es sich weit überwiegend um Kirchenmitglieder.“ Allerdings seien auch unter den Kirchenmitgliedern „die Nicht-Religiösen die häufigste Kategorie“.
Die Bevölkerung in Ostdeutschland sei deutlich weniger religiös als die in Westdeutschland, so die aktuelle Analyse weiter. Dennoch sei die soziale Reichweite der Institution Kirche auch in Ostdeutschland beachtlich und habe „sich nicht unerheblich von der dort geringen Kirchlichkeit und Religiosität entkoppelt“.
Die Vorstellung, dass die Mitglieder einer Religionsgemeinschaft exklusiv dem von dieser Gemeinschaft historisch überlieferten und schriftlich festgehaltenen Glauben anhängen, komme „aus einer fernen Vergangenheit“. Weit häufiger als ein Glaube ohne Kirchenmitgliedschaft („believing without belonging“) sei heute eine Mitgliedschaft ohne Glaube („belonging without believing“).
Zahl der Konfessionslosen wächst
Kirchenaustritte führten daher fast ausschließlich in die Konfessionslosigkeit hinein, ihnen folgten so gut wie keine Beitritte in andere Religionsgemeinschaften, hieß es weiter: Bei keiner einzigen Religionsgemeinschaft gibt es netto ein quantitativ ins Gewicht fallendes Wachstum durch Übertritte. Nur die Kategorie der Konfessionslosen wächst, und zwar dramatisch.“
Die rund 700 Seiten starke Analyse zur 6. Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung unter dem Titel „Wie hältst du s mit der Kirche? – Zur Relevanz von Religion und Kirche in der pluralen Gesellschaft“ wurde herausgegeben vom Sozialwissenschaftlichen Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland (SI-EKD) und der Katholischen Arbeitsstelle für missionarische Pastoral (KAMP). Sie ist in Buchform in der Evangelischen Verlagsanstalt Leipzig erschienen.
Finde ich sehr schade. Vielleicht haben sich die Menschen so von Gott entfernt, dass sie ihn nicht ohne Weiteres finden können und ihn auch nicht vermissen…
1) es gibt keine gesellschaftliche Verpflichtung mehr wie frueher in einer Grosskirche zu sein/zu bleiben (die Aera „das tut man nicht“ oder „was sollen die Nachbarn denken“ ist vorbei)
2) neben emotionaler Ruehrseeligkeit/wurstiger Traegheit gilt: Sobald die Vereinszugehoerigkeit etwas kostet, prueft man iwann, was der „Verein“ einem noch bringt?
Naja, etwas wackelig das Argument, denke gerade an die Myriaden von Fittness-Studio-Abos 😂 (fuer viele wohl „Peanuts“?)
3) es hat alles mE sehr wenig mit pers. Glauben an Jesus Christus zu tun.
Also was die Vorschreiber schon waehnten: Der Glaube an Jesus Christus war vielleicht schon weg/noch gar nicht da und es ist nicht der Verfall an Glauben, der hier die Austritte befoerdert … sondern „Verschiedenes“.
LG Joerg
Als Alternative zur Esoterik: Glauben exemplarischer und begeisterter leben
Hallo Chey: Gemeint ist hier wirklich die Esoterik. Aber Esoterik ist auch Religion. Daher wir müssen und dürfen auch unser Christsein erlöster und so auch liebevoller leben, um nicht nur gegen Esoterik zu sein – was auch psychologisch nicht erfolgversprechend ist. Weil es eher Erfolge zeitigt, wenn wir Menschen somit durchaus fromme sowie sehr befreiende Alternativen anbieten: Mehr Licht der Welt zu sein, die Gottesdienste wirklich als Feier, an der nicht nur wenige gestaltend mitwirken, gemeinsam zu begehen, und im Ansatz auch den Glauben exemplarischer mit anderen zu leben. Dazu müssen wir Christinnen und Christen auch an die Hecken und Zäune der Welt gehen. Wenn Jesus die Armen und Randsiedler also so sehr bevorzugte, hängt dies damit zusammen daß die sozial oder körperlich Kranken und Einsamen eher ihn als Erlöser und Arzt dringender benötigen als jene, die sich mehr lieben als alles andere und nur um sich selbst kreisen. Es gibt heute bereits viele christliche Kommunitäten, die eine gute Alternative in Form des Glaubens gemeinsam leben. Auch solche Orte und Gelegenheiten können so Leuchtfeuer sein in einer Welt, in der es (gefühlt) nur Krieg und Menschenverachtung gibt. Esoterik ist dann eher wie ein Plazebo, was in Notfällen dann nicht mehr funktioniert.
Wenn Kirchen wieder mehr Menschen hat, die das Licht der Welt sind und wie das Salz in der Suppe der Gesellschaft auch gute Werte vermitteln, dann kann sie auch eine wirkliche Alternative sein. Man kann Taize nicht in die Gemeinde einfach nur kopieren, aber es ist möglich so zu glauben und zu leben. Vielleicht wird dann auch das gemeinsame Gebet wieder attraktiver, somit ebenso meditative Formen begehrenswerter. Nicht die langen Predigten sind wirklich deutliche Anstöße zur Veränderung, sondern auch wie wir freiwillig, jeder auch in der ihm gemäßen Form, seinen Glauben als reale Erfüllung erfährt und lebt. Leider sind wir in einer technisierten Welt mit KI und extrem überbordendem Individualismus. Daher nimmt nicht verwunderlich, wenn auch der Glaube -als eine widerspruchsfreie Erklärung der ganzen Schöpfung verstanden wird – eher öfters fundamentalistisch daher kommt: Statt im Glauben vorallem ein ganz großes Vertrauen in Gott zu sehen. Denn Christinnen und Christen glauben, dass am Ende eine Neue Schöpfung steht und damit alles und jeder Erlösung erfährt. Also nicht durch Strafe oder ein Doppel-Bums durch den Himmel, sondern weil Jesus nicht nur Erlöser, sondern auch Friedefürst ist. Und ein Friedefürst ist kein Scharfrichter und eigentlich muss vor Gott keiner Angst haben: Es sei denn, er lebt abgrundtief böse Formen des Miteinanders. Die Welt muss nicht zwangsläufig ein Haifischbecken sein, in dem alle nur dann überleben, die selbst destruktive Macht ausüben und Menschen im Grunde nach ihrem eigenen Gusto wünschen bzw. so zu modellieren gedenken. Der Glauben beginnt am Montag Ernsthaftigkeit zu sein, wie wir Auto fahren, wie wir mit Menschen umgehen und auch uns nicht von Hass, Hetze und Populismus verführen lassen. Fatal wäre auch, Gott selbst eigene Angewohnheiten oder Launigkeit anzudichten.
Jesus war kein Philosoph, er hatte keinen theologischen Lehrstuhl und vertrat keine klugen Lebensregeln, oder die strikte Einhaltung aller rituellen Vorschriften der damaligen Berufs-Religiösen. Jesus muss nicht mit der Gilde der Gottesgelehrten grundsätzlich kompatibel sein. Er forderte auch lediglich Gott zu lieben, den Nächsten und sich selbst. Die Bergpredigt ist sogar weitgehend unreligiös, zumindest benutzt sie auch keinerlei sehr holzschnittartig dick aufgetragene religiöse Sprache im eigentlichen Sinne. Dafür ist sie deutlich, sehr konkret und zeitlos modern, und ebenso menschlich verständlich. Jesus fordert nicht zu richten und ist daher ein bereits antiker Aufruf zu wirklicher Toleranz. Jesus hatte daher auch keine Doppelbotschaften anzubieten, sodass ihm die Jünger einfach folgten und vertrauten. Vielleicht geht es heute wieder darum, gemeinsam sich auf den Weg wirklichen Vertrauens zu begeben. Christus sagte erstaunlicherweise: Das Himmelreich ist nicht einfach plötzlich präsent, aber kommt wie die langsam ziehenden Wolken (sinngemäß). Und: Das Himmelreich, die Herrschaft Gottes, die Liebe, ist in euch. Daher glaube ich auch, dass einst jene Zeit kommt, in der alle Kriege geächtet werden, Weltgerichte Bösewichte verurteilen, die Schwerter zu Pflugscharen werden und dass dann neu zu erfindender Brutto-Sozialglück statt das Brutot-Sozialprodukt, weltweit implementiert wird. Der Kampf gegen die Armut wird siegen . Aber erst im Himmel sind wir alle erlöst: Wenn viele Menschen erste Schritte tun, dann tut die ganze Menschheit einen extrem großen Schritt.
> Hallo Chey: Gemeint ist hier wirklich die Esoterik.
Ist das Deine Meinung oder kannst Du das belegen?
Nach wikipedia sind damit z.B. immer noch Kirchenmitglieder gemeint: https://de.wikipedia.org/wiki/Kirchenfern
Nach dem Artikeltext aber nicht.
> Aber Esoterik ist auch Religion. Daher wir müssen und dürfen auch unser Christsein erlöster und so auch liebevoller leben, um nicht nur gegen Esoterik zu sein
Wo habe ich geschrieben, dass ich gegen Esoterik bin? Mir ging es allein um den Begriff ‚kirchenferner Religiosität‘, den ich nicht selbsterklärend finde.
Hallo Chey: Ich bin nicht gegen Esoterik etwa in dem Sinne, dass es gegenüber dem Christentum das schlechtere Produkt ist. Glaube ist zunächst das, was ich glaube und subjektiv hier für zutreffend und richtig empfinde. Ein Esoteriker, der egal ob Christ oder Nichtchrist, sich mit dem Übersinnlichen beschäftigt und darin Befriedigung findet, den kann keine Macht der Welt einfach umstimmen. Ich habe nur behauptet, nicht gegen etwas zu sein, auch nicht gegen Esoterik, sondern etwas besseres anzubieten. Esoterisch betreffend gibt es ganz viele Geschehnisse, die sich nicht oder nicht ausreichend erklären lassen und die daher nicht grundsätzlich Erfindungen oder auch nur Verschwörungstheorien sind. Aber Esoterik kann m. E. Menschen nicht den so sicheren Halt geben wie ein sehr großes Vertrauen in einen Gott, bei dem mich keine Macht im Himmel und auf Erden ins Bodenlosen fallen lassen kann. Letzteres mag auch subjektiv sein, aber es ist objektiv erfahrbare Glaubenserfahrung, nämlich auch bereits in Grenzsituationen von Gott aufgefangen zu werden. Christlich wäre der Gedanke, dass Konkurrenz das Geschäft belebt. Wenn die Esoterik einen großen Markt betreibt, beginnend mit ihrer Literatur, kann dies für Christen nur bedeuten, mit ihren eigenen Stärken zu werben. Es sei denn, was man immer behaupten kann, wir hätten keine.
Ich wiederhole gern noch mal.meine Frage
> Hallo Chey: Gemeint ist hier wirklich die Esoterik.
Ist das Deine Meinung oder kannst Du das belegen?
Ich kann die Frage nicht richtig verstehen
Ich kann die Frage nicht (richtig) verstehen. Sicherlich kann man auch als Christin oder Christ von einer esoterischen Wahrheiten sehr überzeugt sein. Aber auch als Nichtchrist, und Nichtreligiöser, Esoterik entweder als eine Handlung betreiben und/oder deutlich als Psychoreligion praktizieren. Wie bei fast allen Dingen im Leben kann da auch eine Abhängigkeit oder Sucht entstehen. Letzteres hat sich in der Vergangenheit nicht selten tragisch entwickelt, wenn beim Gläserrücken die Gläser plötzlich (angeblich) verrückt spielten. Da suchten die Betreffenden die Theologen auf, die ihnen die Angst nehmen mussten, soweit dies möglich war. Und wenn Menschen ihre ganze Hoffnung auch auf ein buntes Gemisch esoterischer Vorstellungen setzen, dann wäre dies – nicht nur als Endzustand – so etwas wie Religion. In meiner alten Heimat haben Menschen nachts einen Schädel ausgegraben und vermutlich ein Teufelsritual praktiziert. Da man die Grabschänder letztlich nicht finden konnte, sind die Beweggründe im Dunkeln geblieben. Aber solches geht über reinen Schabernack, zumal es auch unappetitlich ist, doch vermutlich weit hinaus. Parapsychologen haben ebenso mit esoterischen Vorkommnissen zu tun, aber sie befassen sich wissenschaftlich bzw. eher therpeutisch damit. Es geht ihnen also nicht um die hier unlösbare Frage, was Einbildung oder Realität ist, sondern wie man dort als ein Therapeut helfen könnte. Bei dem Toten, der plötzlich wieder am Küchentisch sitzt, kann es also nicht um Wahrheit oder nur um Einbildung gehen, was man jeweils wissenschaftlich nicht belegen kann, sondern warum Betreffende denn solcherart Begegnungen haben. Die guten Geister verschwinden dann wieder, und bei den bösen Erscheinungen muss man dann tiefer gehen in der Behandlung. Solche Erscheinungen Gestorbener melden 87 Prozent aller Anrufer der Freiburger Beratungsstelle. Es scheint also ein häufiges Vorkommnis zu sein. Ob Esoterik wahre Erscheinungen beschreibt, bleibt so immer im Auge des Betrachters wahr oder nicht wahr. Früher konnte man auf alten Tonbändern Stimmen hören, mit denen man reden konnte und die fragegenau Antworten gaben. Da blieb mein Selbsterlebnis als eine ungelöste Frage. Denn dies hier nur arrangiert zu sein, war nach meiner Erkenntnis so gut wie unmöglich. Aber alles kann niemand immer erklären.
Ich verstehe nicht, was an meiner Frage so kompliziert ist.
Zunächst habe ich gefragt, ob der Begriff ‚kirchenferner Religiosität‘ im Text Esoterik meint
Worauf Du schriebst: „Hallo Chey: Gemeint ist hier wirklich die Esoterik. „, aber ohne das irgendwie zu belegen.
Daraufhin fragte ich „Ist das Deine Meinung oder kannst Du das belegen?“
Auf den Beleg warte ich nun immer noch. Scheint also wirklich nur deine Meinung gewesen zu sein. Das solltest du dann aber auch kenntlich machen, z.B. mit ‚ich meine, dass …‘ o.ä.
„believing without belonging“ ist zumindest für bestimmte Phasen des Lebens ok. Solche „Auszeiten“ von Gemeinde und den „lieben Geschwistern“ kann sogar förderlich sein. Dagegen finde ich „belonging without believing“ absurd, das macht wenig Sinn und verschönt nur die Kirchenstatistik.
Eine Trendumkehr kann ich mir nicht mehr vorstellen, der „slow Train“ kommt nicht mehr, er ist ins Nirgendwo abgefahren um mit Bob Dylan zu sprechen.
> Dagegen finde ich „belonging without believing“ absurd, das macht wenig Sinn und verschönt nur die Kirchenstatistik.
Bringt aber Geld in die Kassen und diese Gruppe verursacht noch nicht mal große Kosten.
Manchmal habe ich den Eindruck, dass diese Gruppe den Kirchen fast die liebste ist. (wenn man sich z.B. die oft mageren Angebote für Berufstätige anschaut)
Die Kraft Gottes ist in den Kirchen abanden gekommen. Das führt zu Religiosität und kirchlicher Tradition – letztendlich der Abfall, wie er in Gottes Wort beschrieben ist. Ist die Konsequenz davon, dass Gottes Wort nicht mehr ernst genommen wird. Gottes Wort ist nicht mehr unwandelbar, sondern humanistisch, und die liebender Botschaft vom Kreuz – ist nicht merh wirklich gewollt.
Die Kraft Gottes ist in den Kirchen nie da gewesen …
Da haben Sie recht, gedanklich war ich bei der Urgemeinde – Apostelgeschichte!
Lieber Gruß Martin
wie stellst Du das denn so zu 100 % fest?
Müsstest Du dazu nicht Gott schon ebenbürtig sein, um das so sicher erkennen zu können?
Die Kraft Gottes erkennt man, wenn sie da ist …
Manchmal ja und überdeutlich
Manchmal nicht
Und manchmal erst später in der Rückschluss.
Insofern halte ich deine pauschale Aussage für falsch. Selbst in einer Institution wie der EKD oder RKK kann Gott wirken. Zumindest mal im kleinem.
Denn Gott kann überall wirken.
„Nichtreligiöse Kirchenmitglieder“: Da sieht man wieder, wes Geistes Kind diese Institutionen sind …
Was ist denn mit ‚kirchenferner Religiosität‘ gemeint?
Meint das noch den christlichen Kontext? Also Christen, die schlicht nichts mehr mit der Institution Kirche zu tun haben wollen.
Oder Esotheriker, ganz andere Glaubensrichtungen (Islam, Hinduismus), etc.?
Das wäre ja ein wichtiger Unterschied.