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Bischof Meister weist Rücktrittforderungen zurück

Kein Interesse an der Aufklärung von Missbrauch? Das werfen Betroffene dem hannoverschen Landesbischof vor. Er weist die Vorwürfe zurück.

Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister hat erneute Rücktrittsforderungen von Betroffenen sexualisierter Gewalt zurückgewiesen. Er sehe darin keine neue Qualität, sagte Meister am Freitag am Rande der in Hannover tagenden evangelischen Landessynode.

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Auch Vertreter der Synode erklärten, sie sähen keinen Anlass für einen Rücktritt. Meister dankte den Synodalen für ihren Rückhalt, aber auch für ehrliche Kritik, die er in den Synodalgruppen bekommen habe. Er unterstrich: «Ich sehe mich den Betroffenen und der Synode verpflichtet.» Die Verantwortung für das Thema sexualisierte Gewalt sei «eine persönliche, aber auch gemeinschaftliche».

Kritik: strukturelles Versagen und fehlende Konsequenzen

Bei der Frühjahrstagung der Synode hatten Betroffene zuvor kritisiert, der Bischof zeige kein Interesse am Thema Missbrauch. Ihre Äußerungen wurden von «Sprechern des Publikums» vor dem Kirchenparlament vorgetragen. Sie hatten bereits im vergangenen Jahr den Rücktritt des Landesbischofs gefordert.

Die Kritik der Betroffenen brachte Marlene Kowalski, Leiterin der Fachstelle für sexualisierte Gewalt bei der Diakonie Deutschland, als «Sprecherin des Publikums» vor die Synode. So empfänden betroffene Personen den bisherigen Umgang der Synodalen mit dem Thema sexualisierte Gewalt als «kalt und distanziert». Oft würden begonnene Kontakte zu Betroffenen wieder abgebrochen.

Der Betroffenenvertreter Detlev Zander erklärte, die erneuten Rücktrittsforderungen kämen «nicht aus dem Nichts». Sie seien Ausdruck einer berechtigten Enttäuschung über strukturelles Versagen, ausbleibende Konsequenzen und die anhaltende Missachtung der Perspektiven Betroffener. Er erwarte von Meister «ein klares Zeichen» der Verantwortungsübernahme. Zander ist Sprecher der Betroffenen im Beteiligungsforum Sexualisierte Gewalt in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Diakonie. Er verfolgte die Debatte per Livestream.

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Präsident des Landeskirchenamtes: „Ich gebe mein Bestes“

Der Präsident des Landeskirchenamtes, Jens Lehmann, betonte, die Zuständigkeit für die Umsetzung aller Maßnahmen zur Aufklärung, Aufarbeitung und Prävention von sexualisierter Gewalt in der Landeskirche liege bei ihm. Er gebe sein Bestes, um dieser Verantwortung nachzukommen, und tue dies im regelmäßigen Gespräch mit Betroffenen. Die Landeskirche unternehme große Anstrengungen, unterstrich er. So würden bis Ende 2026 alle mehr als 120.000 hauptamtlichen und ehrenamtlichen Mitarbeitenden für den Umgang mit sexualisierter Gewalt geschult.

Laut Kowalski seien bei vielen Synodalen Hemmungen zu spüren, sich mit dem Thema sexualisierte Gewalt offen zu befassen. Zudem schilderte sie den Eindruck Betroffener, wonach kirchliche Mitarbeitende Angst davor hätten, Kritik gegenüber der Kirchenleitung offen zu äußern. Dies wies Kirchenamtspräsident Lehmann zurück: Zu ihm könne jeder kommen, wenn er oder sie Kritik habe.

Quelleepd

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9 Kommentare

  1. Dieser Konflikt ist fast wie die Quadratur des Kreises

    Der Präsident des Landeskirchenamtes, Jens Lehmann, betonte, die Zuständigkeit für die Umsetzung aller Maßnahmen zur Aufklärung, Aufarbeitung und Prävention von sexualisierter Gewalt in der Landeskirche liege bei ihm. Er gebe sein Bestes, um dieser Verantwortung nachzukommen, und tue dies im regelmäßigen Gespräch mit Betroffenen. Die Landeskirche unternehme große Anstrengungen, unterstrich er. So würden bis Ende 2026 alle mehr als 120.000 hauptamtlichen und ehrenamtlichen Mitarbeitenden für den Umgang mit sexualisierter Gewalt geschult. Das war eine Stimme von mehreren. Es handelt sich um ein konflikreiches Feld. Und es steht Aussage gegen Aussage. Ich würde hier empfehlen, die Zusammenarbeit zu verbessern. Rücktritte alleine – wie in der Politik üblich – befrieden nicht (oder oft nur zum Schein). Man muss seine Hausaufgaben machen, die sind beschwerlich, die Täter stehen nicht in der Landschaft und geben nicht freiwillig etwas zu und außerdem ist dieses sehr schlimme Problem, möglicherweise so alt wie die Menschheit.Man kann es bessern durch mehr Achtsamkeit, Aufklärung und Regeln, aber leider leider nicht heilen. Und leider sind, was ich ihnen nicht ankreide, traumatisierte Menschen nicht nur Opfer, sondern sie fordern sehr nachvollziehbar Genugtuung , anders ausgedrückt „Gerechtigkeit“. Solange immerhin die behaupteten Aufklärungen stattfinden, wird es solche Forderungen immer wieder geben, sie sind sinnbildlich wie Blitz und Donner zwischen den Gemütern, wenn es nicht nur um Fehltritte, sondern Abstürze in die eigenen Abgründe gibt, sowohl auf der Opferseite als auch der Täterseite und Opfer sind seelisch sehr verletzt Der Konflikt muss versachlicht werden, was fast der Quadratur des Kreises entspricht. Trotzdem braucht es Zeit, wenn es um Aufklärung und dann einen auch eher therapeutischen Umgang mit den Opfern. Allerdings bin ich genauso wenig in den Prozeß einbezogen wie andere Schreiber:innen, die das anders sehen.

    • Nehmen wir mal an, es ginge nicht um die EKD sondern um einen Motorradclub. Dieser hat über Jahrzehnte insbesondere Frauen und Kinder sexuell missbraucht, dieses vertuscht und die Opfer unter Druck gesetzt. Und er ist mit der Politik gut vernetzt.

      Würdest du hier die gleichen Texte schreiben? Würde der Staat genauso wegschauen?

      Würde man dem Club die Aufklärung größtenteils selbst überlassen? Würde man ihm Jahrzehnte Zeit geben, obwohl mehrere Untersuchungen zeigen, dass der Club so gut wie nichts zur Aufklärung getan hat?

      Würde man mit den Rockern, die Täter wurden, Verständnis zeigen? Auf die Wichtigkeit des Clubs hinweisen und dass die Aufklärung diesen nicht gefährden darf?

      Das ja Missbrauch auch sonst in der Gesellschafft passiert und dass das doch eigentlich leider normal ist, was im Club passiert ist?

      usw.

      Nein, all das würde natürlich niemand machen. Der Club würde von der Staatsanwaltschaft durchsucht, geschlossen und die Verantwortlichen möglichst in Ganze vor Gericht gestellt werden. Das Clubvermögen würde eingefroren werden und der Club als kriminelle Vereinigung verboten werden.

      Ganz gleich, ob dieser sinnvolle Fahrschulungen und ein tolles Vereinsleben und gesellschaftliches Engagement anbietet.

      Und das wäre auch richtig so. Und es wäre genauso richtig bei den Kirchen.

      • Es redet niemand den Skandal klein

        Antwort an Chey: Diesmal ganz kurz, die EKD ist kein Motorradclub. Und es ging gar nicht um die EKD, sondern daß der Präsident des dortigen Landeskirchenamtes zuständig ist und das Gegenteil von den Vorwürfen behauptet. Und für mich steht da Aussage gegen Aussage. Aber auch die dann zuständige Stelle hat keinen Zauberstab, um den von niemanden kleingeredetes Skandal zu marginalisieren.

        • > Es redet niemand den Skandal klein

          Doch, seit er öffentlich wurde. Zunächst meinte die EKD, das läge am Zölibat und wäre eigentlich nur eine Angelegenheit der RKK, dann waren es nur Einzelfälle , das kommt in der ganzen Gesellschaft vor Es redet niemand den Skandal klein

          Bis heute wird nicht richtig aufgedeckt, wie sogar die EKD-eigene Untersuchung zeigt.

          Also ja. Er wird immer noch massiv klein geredet.

          > Und für mich steht da Aussage gegen Aussage.

          Das ist bei Missbrauchsfällen fast immer so. Aber es geht hier nicht um strafrechtliche Konsequenze4n sondern darum, ob er noch für das Amt geeignet ist oder die Zweifel überwiegen.

          Die EKD kann aber gern so weiter machen, die Mitglieder stimmen ja inzwischen mit den Füssen ab. Woher mag der Mitgliederschwund nur kommen? Ach ja, sind ja nur eh 3 % aktiv.

        • > die EKD ist kein Motorradclub.

          Ja eben. Sonst wären deutlich mehr schon im Knast und das Vermögen eingefroren, vielleicht die EKD gar als kriminelle Vereinigung verboten. Denn die Verbrechen wären ja identisch, nur eben die Täter nicht.

          Insofern: Für die Opfer schade, dass hier anders gehandelt wird als bei anderen Organisationen. Da zahlt sich die gute Vernetzung mit Politik und Verwaltung für die Kirchen wirklich aus.

          • Argumente nicht beantwortet

            Hallo Chey: Man kann ja in der Sache unterschiedlicher Meinung sein, aber du gehst auf meine Argumente zielgerecht leider NICHT ein: „Und es ging gar nicht um die EKD, sondern daß der Präsident des dortigen Landeskirchenamtes zuständig ist und das Gegenteil von den Vorwürfen behauptet“. Die EKD ist nicht die betreffende Landeskirche, so wie die EU politisch nicht Deutschland ist, oder ein Land nicht der Bund. Und ausserdem. Wenn dies aber so ist, muss man die Widersprüche zumindest klären. Ein Bundeskanzler tritt niemals zurück, wenn ein Ministerpräsident großer Mist baut. Meine damalige Chefin wäre durchaus vielleicht entlassen worden, wenn ich einen nichtautorisierten Pressetext mit bösartigem Inhalt veröffentlicht hätte, aber nicht der Hauptgeschäftsführer in Frankfurt. Und außerdem: „Für mich steht da die Aussage gegen eine andere Aussage“! Da würde ein Kirchenbeamter auch nicht von keinem Kirchlichen Gericht verurteilt, schuldig zu sein, es sei denn es klärt sich auf. Klarer kann ich es beispielhaft hier nicht schildern.

  2. Die evangelische Kirche hat große Probleme bei der Aufarbeitung der Missbrauchsfälle. Zuerst wartet sie viele Jahre inder Hoffnung, das sie nichts aufklären muss, dann startet sie eine Untersuchung mit großen Versprechungen, um dann wegen angeblichem Geldmangel doch nur minimal zu untersuchen. Ergebnis trotzdem: die evangelische Kirche hat kein Zölibat, aber mindestens genauso große Probleme wie die katholische Kirche. Wobei: Die katholische Kirche macht wenigstens etwas gegen Missbrauch und klärt die Fälle auch auf. Etwas, was bis heute in der evangelischen Kirche nicht erfolgt. Auch am Kirchentag war es kein Thema.
    Nun äußert sich Detlev Zander, ein engagiertes Opfer, das ich persönlich sehr schätze. Ein engagierter Betroffener, aber einer, der nicht die Auseinandersetzung sucht, sondern für Aufklärung eintritt.
    Das mag Bischöfen und Blockierern wie Meister nicht gefallen, aber ist dringend notwendig. Und wenn Meister nicht mitarbeiten will, ist er fehl am Platze und muss den Stuhl räumen. Es sind üble Verbrechen, die begangen wurden und das Verhalten der Kirchenfunktionäre macht es noch schlimmer.

  3. Tja, wenn die Beschuldigten und die Mächtigen sagen, es wird alles getan und eh alles gesamtgesellschaftlich zu sehen ist (also eigentlich gar nicht), dann ist das wohl so.

    Zum Glück kann jeder austreten, Betroffene die Kirche verklagen und an die Staatsfinanzierung sollte man jetzt auch mal verstärkt ran.

    Wenn schon die Opfer relativ egal sind, das Geld ist es bestimmt nicht.

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