Die Kirche St. Michael im hessischen Bad Orb stand jahrelang leer: Ab dem 12. April sollen die Menschen zum Klettern statt zum Beten kommen.
Nach rund einem halben Jahr Bauzeit stehe den Freizeitsportlern in der Kirche eine Kletterfläche von rund 500 Quadratmetern auf zwei Ebenen zur Verfügung, sagte Marc Ihl, einer der beiden Initiatoren, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Gemeinsam mit seinem Partner Marco Köhler hatte er die Idee, aus der Kirche St. Michael einen Ort zum Klettern zu machen.
Die 1964 eröffnete Kirche war 2016 geschlossen worden. Die defekte Heizung, der marode, inzwischen abgerissene Turm und die sinkende Zahl von Katholiken hatten dazu geführt, dass die Kirche nicht mehr genutzt wurde. Beim örtlichen Pfarrer Stefan Kümpel und der Kirchengemeinde waren Ihl und Köhler mit ihren Plänen auf Zustimmung gestoßen. Die Gemeinde wird die seitliche Kapelle als Winterkirche weiter nutzen.
In der Kirche haben Handwerker eine zweite Ebene über den ehemaligen Altarraum eingezogen. Zum Bouldern, dem Klettern ohne Seil und Gurt bis zur Absprunghöhe auf in der Regel 4,50 Metern, stünden rund 75 Routen in sieben Schwierigkeitsstufen zur Verfügung, sagte Ihl. In einem Bistro könnten sich die Besucherinnen und Besucher zudem mit Kaffee und Kuchen, Snacks und kühlen Getränken versorgen.
Mehr Informationen zur Boulderkirche gibt es hier.
Eine solche Nutzung ist wohl die Zukunft für viele Kirchen. Sehr traurig.
Richtige Kirche ist eine Oase und kein Kletterpark
Es ist sehr traurig. Eine Kirche in Bad Orb wurde Kletterpark Aber die Realität ist teilweise auch sonderbar und daher wurden nach heutiger Sicht leider sehr falsche Entscheidungen der Vergangenheit nach dem 2. Weltkrieg getroffen. Dies trifft auf meine neue kleine Großstadt in der Pfalz zu. Dort wurden nach Kriegsende 2-3mal mehr Kirchen gebaut, die heute zu groß sind und teilweise leer stehen. Entgegen jedem Anschein können heute Kirchen nur sehr selten verkauft werden, da für einen späteren Nutzer die Unterhaltungskosten untragbar sind. Es ist wie eine Burg, die ich für 1,- €uro geschenkt bekomme, mir aber nicht leisten kann. Heute baut man nicht nur bei uns, sondern auch im Ausland, insbesondere auch in skandinavischenn Ländern Kirchen stets nur Mehrzweckräumlichkeiten: Mit leicht transportablem Gestühl, ohne einen Kirchturm, multifunktional nutzbar. Solche (sehr geistlichen) Orte sind fast(!) so schön wie altehrwürdige Dome, Kathedralen, oder auch unsere Stiftskirche in Kaiserslautern.
Aber dann, um diese auch zu benennen, haben wir eben diese großen Kirchen bzw. Kulturdenkmäler, die man weder zu einer Kneipe noch zum Museum machen kann und die auch für Menschen – wie jede Kirche – eine geistig-geistliche Heimat sein dürfen. Allerdings gibt es keine nunmehr besonders Heiligen Räume, sondern unsere Welt und das ganze Universum ist ein heiliger Raum, in dem die Liebe Gottes in allen Geschöpfen zum Ausdruck kommt. Wir selbst als Personen sind ebenso Kirche, kein Gebäude, aber mit Seele und bereit, das Gute und Konstruktive aufzusaugen und sich gegen Anitpathie und Lieblosigkeit mutig aufzulehnen. Die Kirche wird dann aber zum Konzertsaal, mit irischen Musik und Dudelsack, zur Kinderoper und gesungener Andacht in der Karwoche. Es finden Taizegottesdienste mit Segnungen und Salbungen statt. Sie symbolisieren die Nähe und Menschenfreundlichkeit Gottes. In manchen Kirchen nähern sich Kinder und Jugendliche wieder ihrer Kirche als Räumlichkeit auf ihrer Gefühlsebene neu an, wenn man dort auch im Schlafsack eine Nacht verbringt. Oder als Kirchenmäuse ebenso Abendteuertouren erleben darf. Das ist ein wenig Gegenprogramm gegen un s eisernen Rentner:innen, die nur noch im Dutzend am Sonntag vor dem Alltag sitzen und sich ausmalen bald als kirchliche Kathegorie auszusterben wie einst die Dinosaurier unter ihrem Gewicht. Da ich nicht jünger werde, gehöre ich dazu.
Denn wir alle brauchen, neben unseren eigenen Wohnungen, gefühlt heilige Orte der Freundlichkeit, Gemeinschaft und auch der Stille. Sodann sollte man auch bedenken: Auch in Zukunft wird sich die weltweite Kirche der Ökumene, über alle Konfessionen hinweg, immer wieder verändern. Vielleicht auch einmal jenseits der Kirchensteuer, in Form sehr vieler ökumenischen Gruppen, in denen Menschen in der Zukunft ihren Glauben exemplarisch leben, ohne hierdurch zur Sekte zu werden. Dies haben Jesuiten schon den 1970er Jahren des letzten Jahrhunderts fast prophetisch vorausgesagt. Aber niemand ist so vermessen, eine solche Form von Kirche, in dem auch die Berufschristen dies überwiegend ehrenamtlich tun, nicht doch größere Wirkung abzusprechen: Salz der Erde und Licht der Welt zu sein. Es sind dann die vielen kleinen Lichter, die so unser gefühltes Dunkel erhellen. Dann würde aber eine solche kirchliche Gemeinschaft nicht nur wie eine Tankstelle für die Seele wirken, sondern auch mehr als heute eine Gemeinschaft werden, wo die Starken die Schwachen mittragen und Lasten gemeinsam bewältigt werden. Man wird die Urgemeinde niemals zurückholen , aber doch große zwischenmenschliche Werte. So könnte unserer Christlichkeit (und Form der Kirchlichkeit) Gegengewichte setzen gegen ausufernden Individualismus, wo jeder hirnorganisch mit dem Smartphon virtuell vernetzt ist: Sei doch auch du einmal dich selbst.