Aus Protest gegen die neue Verfassung der Bremischen Kirche zieht sich die St. Martini-Gemeinde von ihren landeskirchlichen Rechten und Pflichten zurück. Eine weitere Gemeinde will im Dezember folgen.
Die Bremer Innenstadtgemeinde St. Martini von Pastor Olaf Latzel entsandte am Mittwoch schon keine Delegierten mehr zur Herbsttagung der landeskirchlichen Synode. Die Abraham-Gemeinde in Bremen-Kattenturm will dem ab Dezember folgen.
Die Gemeinden sind der Auffassung, dass mit der ab Januar gültigen neuen Verfassung der Kirche die bisher verbürgte Glaubens-, Gewissens- und Lehrfreiheit der Gemeinden ausgehöhlt wird. Sie wollten deshalb ein eigenes Kirchengesetz durchsetzen, das ihnen im Unterschied zu allen anderen Gemeinden Sonderrechte eingeräumt hätte, um Eingriffsmöglichkeiten der Kirchenleitung zu verhindern.
Neue Kirchenverfassung ist Knackpunkt
In der alten noch bis Jahresende gültigen Kirchenverfassung aus dem Jahr 1920 wird den Gemeinden die Möglichkeit eingeräumt, ihre parlamentarischen Rechte und Pflichten ruhen zu lassen. In der neuen Verfassung, die im Mai nach mehr als zehnjähriger Diskussion mit großer Mehrheit von der Synode der bremischen Kirche verabschiedet wurde, ist das nicht mehr vorgesehen. Kritiker monieren, die neue Verfassung beschneide die Rechte der einzelnen Gemeinden.
«Kirchengesetze, Rechtsverordnungen und sonstige kirchenrechtliche Regelungen müssen für alle Gemeinden der Bremischen Evangelischen Kirche verbindlich sein», sagte Bremens leitender Theologe Bernd Kuschnerus vor der Synode. Alles andere käme einem Bruch der Verfassung gleich. Die Delegierten des Kirchenparlaments folgten mit großer Mehrheit dieser Position und lehnten die Sonderrechte ab.
Weitere Gemeinde zieht sich zurück
St. Martini und Abraham sind nicht die ersten Gemeinden in der bremischen Kirche, die ihre synodalen Rechte und Pflichten ruhen lassen. Die ebenfalls evangelisch-konservativ ausgerichtete Bremer Hohentors-Gemeinde hatte das nach einem Streit mit der Kirchenleitung von 1984 bis 2015 bereits getan. Nach einer Entschuldigung der Gemeinde wurde sie in der Synode wieder aufgenommen.
Eure ganzen Kommentare gehen am Ziel vorbei. Ihr versucht die Gemeindemitglieder zu [gestrichen – JDE-Team] und ihnen vorzuschreiben was gut für sie sein soll. Ich beglückwünsche die Bremer Gemeinde und hoffe, dass ihr viele folgen werden.
Im übrigen sind Kirchen, in denen Jesus Christus nicht mehr verkündiget wird, keine Christliche Gemeinde.
[…] Begründen Sie Ihre Anschuldigung doch bitte mal konkret. Ist es nicht genau diese Spirale von immer härteren Worten, die uns als Christen auseinanderbringt? Ist das etwa für Sie Ausdruck Ihres christlichen Glaubens?
„Die Gemeinde von Pastor Olaf Latzel“
Statt der Kirche gehört die Gemeinde nun also dem Pastor.
Es werden Obrigkeiten ausgetauscht, ansonsten ändert sich nichts …
Die Bremische Evangelische Kirche ist anders als alle anderen Landeskirchen. Jede Gemeinde hat ihr eigenes konfessionelles Profil mit eigentums-und besoldungsrechtlichen Konsequenzen. Zudem sind Bremen und Bremerhaven historisch bedingt ein landeskirchlicher Flickenteppich. https://de.wikipedia.org/wiki/Bremische_Evangelische_Kirche (die neue Verfassung ohne die erwähnten Sonderrechte des „Ruhens“ sind noch nicht eingearbeitet).
interessanter Hinweis. Danke!
Bei der großen Selbständigkeit ist der im Artikel genannte Schritt allerdings unverständlich.
Aber diese freie Gemeindewahl erklärt, wie sich eine ganze Gemeinde so radikalisieren kann. Da strömt wohl zusammen, wer so denkt.
Merkwürdige Kommentare, die nur nach der Kirchensteuer fragen. Interessanterweise fragt man nicht, ob die Kirchenbesucher der betreffenden Gemeinden dann auch Kirchensteuerfrei sein sollten, oder?
Generell: ich erlebe in der katholischen Kirche wie negativ das hineinreden von oben ist. den Fehler sollte man in der evangelischen Kirche nicht tun. Gerade in einer Zeit in der die freien Freikirchen bedeutender werden als die alten Amtskirchen, sollte man sich überlegen ob weniger Freiheit wirklich besser ist
Wieder so eine Umdeutung, als wenn diese Personen die Opfer wären. Sie sind ja frei. Sie können glauben, was sie wollen. Aber dann sollten sie auch konsequent sein. Wenn deren Glaube nicht mit dem der ev. Kirche übereinstimmt, sind sie frei auszutreten. Es geht ja nicht um ein „hineinreden von oben“, es geht darum, dass eine bestimmte Gruppe von Christen für sich beansprucht, allein die Bibel richtig auszulegen, ja sogar zu behaupten, sie würde sie eben nicht auslegen, sondern so lesen, wie es da steht. Inhaltlich ist das hier zig-mal durchgekaut worden, da steig ich jetzt nicht drauf ein. Einzelne Bibelsätze aus dem Zusammenhang reißen usw. Eine Kirche muss mit einer gewissen Bandbreite an Frömmigkeitsrichtungen leben. Dadurch ist sie aber nicht beliebig. Ich kann z.B. die Denkmuster von Fundamentalisten halbwegs nachvollziehen, halte sie allerdings für falsch. Halte sogar den Glauben von manchen Fundamentalisten eher für nur rudimentär. Aber ich würde keiner dieser Menschen den Glauben rundweg absprechen, weil ich es nicht beurteilen kann und darf. Doch umgekehrt geschieht genau das. Und nicht nicht gerade in liebevoller Weise, wenn ich mal an die Entgleisungen des Latzel erinnere.
Interessant wäre zu wissen, wie es kirchenrechtlich aussieht; z.B. mit der Kirchensteuer u.a. wie bereits genannt. Selbst wenn sie ihre Rechte und Pflichten ruhen lassen wollen, kann es ja sicher nicht so sein, dass eine Gemeinde einfach auch Beschluss des Gemeinderates aus der ev.-Kirche austreten kann. Die dortige Verfassung kenne ich nicht, aber ich stelle mir vor, dass so ein Beschluss kirchenrechtlich unwirksam wäre. Die Kirchenvorstehenden haben ja die Aufgabe, im Rahmen der Verfassung die Belange der Gemeinde regeln. Falls es (wie in anderen Landeskirchen ) eine gewisse Analogie zum staatlichen Recht gibt, müsste es so sein, dass bei Handlungsunfähigkeit einer Gemeinde (hier aufgrund eigenmächtiger Beschlüsse) die nächste Instanz übernimmt, also ein Kirchenkreis oder die Landeskirche. Diese übt dann anstelle des irregulär gewordenen Gemeinderates die Aufgaben aus. Das wird ja hoffentlich in diesem Fall auch so sein, einschließlich der Eigentumsverhältnisse für das Gemeindeeigentum, die Gebäude usw. So dass gesichert wäre, dass eine Gemeinde nicht als Gemeinde austreten kann sondern nur eben die einzelnen Personen austreten können, was ja jedem zusteht. Und dann ihre eigene Sekte gründen und eben ihre Pastoren auch selbst finanzieren. Ich kann mr nicht vorstellen, dass die wirklich ganze Gemeinde dort hinter den Ideologien der Anführer steht. Wenn es heißt, dort seien die Gottesdienste voll, kann es angesichts der heutigen Mobilität gut sein, dass es neben den eigenen Gemeindemitgliedern auch viele Leute von außerhalb der Gemeinde sind und wiederum andere Gemeindemitglieder auf gemäßigte Kirchen ausweichen. Ich für mich wäre jedenfalls froh, wenn meine Kirche, meine Gemeinde nicht von einer fanatischen Gruppe okkupiert werden und in eine Sekte überführt werden kann.
bekommen sie denn weiter Kirchensteuer und ihre Pastoren und Angestellten bezahlt oder regeln sie das zukünftig selbst?
Ansonsten wäre das ja ein ziemlich halbherziger Schritt.
Aber sie sollten bedenken, dass auch eine solche Selbständigkeit nicht das Recht zur Hetze und Hasspredigten gibt. Da sind die weltlichen Gerichte vor. Und das ist gut so
Herr Latzels Gemeinde sollte sich der Karawane wieder anschließen
Leider gibt oder gab es dort wirklich Hass und das Evangeliums-Verständnis (wenn man es dann so überhaupt noch nennen kann) ist steinzeitlich. Aber vielleicht würde man mit dieser Bezeichnung generell die Menschen der Steinzeit doch sehr beleidigen. Es geht (wahrscheinlich) bei Latzels Gemeinde um den Streit der (harmlos klingenden) traditionellen Ausrichtung gegen liberalere Formen. Traditionell sind homosexuelle Menschen, automatisch, wenn sie das leben was sie sind, für die Hölle bestimmte Sünder:innen. Oder volkstümlich bösartig „Abschaum“. Es gibt natürlich nur Frau und Mann und auch die Queren Menschen sind die satanische Irrlehre. Meist hat man gegenüber der Bibel die Haltung, sie nur wortwörtlich zu verstehen und vergewaltigt damit die Heilige Schrift: Auch als Bibiliothek unterschiedlichster Schriftarten und vorallem einer jahrtausende alten Weitergabe von Gottes- und Glaubenserfahrung. Doch die alten menschlichen Autoren von allen unserer biblischen Texte haben, wie es auch den heutigen Predigern nicht seltene rgehen kann, durchaus ihre Irrtümer, Vorurteile und auch ihre eigenen Meinungen dort verbreitet. Denn neben jener fundamentalistischer Sichtweise, weil man die Schrift nicht auslegen darf und muss, ist sowohl das Kämpferische sowie Hass und Hetze gegen andersempfindende Menschen wohl das größte Problem. Da wurde von „Genderdreck“ gesprochen, wohl wissend dass die meisten Leute mit „Gender“ schon nichts anfangen können.
Ich meine, wenn alles was 99% aller Christ:innen glauben und leben, gar nicht mehr geteilen wird, wenn es keinerlei Toleranz, Denkfreiheit und nicht die kleinste Spur von christlicher Geschwisterlichkeit gegenüber der Landeskirche gibt, dann muss man leider Freikirche werden (faktisch auch in diesem Fall eine Sekte.) Aber erhält dann auch keinen Cent Kirchensteuer mehr. Doch damit entsteht sofort ein neues Problem, denn die Finanzmittel wachsen nicht auf den Bäumen, oder fallen nicht vom Himmel. Mir tut Latzels armer Bruder leid, der ein sehr guter Kirchenpräsident ist und auch ein ausgesprochen charismatischer Prediger. Aber so kann dies bei Brüdern leider auch kommen. Meine Überzeugung ist, daß man als Christin und Christ in großer Bandbreite auch unterschiedliche Haltungen und theologisch-christliche Überzeugungen haben darf, wobei die Einigkeit darin bestehen sollte, daß Gott die größte Liebe des Universums ist. Wobei das charismatische Element wichtiger wird, als aus der Zeit gefallener dogmatischer Überhöhungen.
Die Erde ist nicht mehr Mittelpunkt des Universums. Und Gottes Gedanken wurden immer schon geglaubt als höher gegenüber unserer Form von Wahrheit. Ich würde mir auch sehr wünschen, Herr Latzel und seine ganze Gemeinde würden – was ein Wunder wäre – sich einfach entschuldigen, etwas demüter werden, auf die Geschwister im Glauben zu hören versuchen und sich in die Karawane wieder einzufügen. Die meisten Gläubige, egal oder katholisch, evangelisch oder freikirchlich, glauben an die Haltung der bibischen Überlieferung der Urgemeinde: „Glaube, Hoffnung und Liebe, aber die Liebe ist die Größte unter ihnen“! Dazu sollte man den 1. Korinther, 13. Kapitel lesen. Da geht es um Ideale, an die man sich annähern darf. Jeder von uns ist fähig, sich kräftig zu irren und einen falschen Weg einzustehen und zuzugeben. Dies verletzt niemandes Ehre. Es zeugte eher vom Gegenteil und etwas Demut wäre dabei phantastisch.
Etwas starker Tobak, finden Sie nicht? Ich bin kein Anhänger der Latzelschen Theokrawallogie und teile auch nicht seinen engen theologischen Ansatz.aber Ihre Überheblichkeit gegenüber denen, die auch nur versuchen ihren Glauben ernsthaft zu leben, finde ich sehr bedenklich. Gerade, wenn man für mehr Charisma und weniger Dogmatik argumentiert, sollte man die eigenen Fettnäpfchen nicht zu offensiv in den öffentlichen Diskurs stellen.
Keine starke Argument gegen angeblich starken Tobak
Wieso Reichgesegnet? Ich war doch nicht lieblos, siehe letzten Abschnitt. Ich habe nur konkret argumentiert.. Man könnte auch argumentieren es sei zu ausschweifend. Aber es geht doch darum, dass ich mir schwierige Themen nicht auf wenige Sätze kürze. So richtig schreiben sie ja nicht, was Sie nun an meinem Text wirklich kritisieren. Wenn ich mehr von Gottes Realität halte, dann meine ich damit mehr Charisma sei mir wichtig und weniger Dogmatik, wobei eben Dogmatik oft mit Bildern arbeitet, die kaum jemand versteht. Oder das katholische Abendmahl, welches ja eher philosophisch begründet wird und daher oft selbst manche katholische Christen nicht so recht kapieren Und ich trete nicht in Fettnäpfchen sondern schreibe, was man nicht gerne liest, daß die Bibel, sogar nach Meinung der Evangelikalen, ausgelegt werden muss und auch menschliche Meinung enthält.. Das weiß sogar jeder, der wie ich sich trotzdem für theologische Glaubensfragen interessiert. Ich teile hier das Schicksal eher der sachlichen Leute und bin manchen zu wenig fromm, zu viel fromm, falsch fromm und die Atheisten halten mich – wie alle Christen – für leicht neurotisch. Und mir dann Überheblichkeit vorzuwerfen ist schon ein dickes Ding und nicht dazu angetan für Sachlichkeit zu stehen. In der Sache kann man immer verschiedene Auffassungen haben, denn mit meinen vielen Texten behaupte ich niemals, ich hätte absolute Wahrheit gepachtet. Und wenn Sie indirekt behaupten, ich lebe meinen Glauben nicht ernsthaft, dann sind sie leider falsch informiert. Oder sie haben das wahre Übermaß was ich hier schon geschrieben haben, eben noch nicht einmal gestreift? Dass ich zu viel, zu ausufern, langatmig und zu fast jedem Thema schreiben, kann und darf man gern kritisieren. Aber dann sollte man auch den Mut haben, in der Sache einen Standpunkt zu haben. Und welche Fettnäpfchen stelle ich zu offensiv in den öffentlichen Diskurs? Da wäre es nicht feige, auch Ross und Reiter zu nennen, also das was stört.