Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau schließt bis auf Weiteres die Michaelsgemeinde in Darmstadt. Auch Strafanzeige wurde gestellt.
Dort waren im vergangenen Dezember auf einem Weihnachtsmarkt antisemitische und antiisraelische Symbole durch eine Palästina-Solidaritätsgruppe angeboten worden. In der Folge waren mehrere Strafanzeigen gegen die Gemeinde und die Kirche erstattet worden, auch die Landeskirche selbst hatte Anzeige erstattet. Die Gemeindemitglieder würden gebeten, für Gottesdienste oder die Seelsorge die Nachbargemeinden aufzusuchen, teilte die EKHN am Freitag in Darmstadt mit.
Eine derart drastische Sanktion gegen eine Kirchengemeinde habe er noch nicht erlebt, sagte der Leiter der Öffentlichkeitsarbeit, Volker Rahn, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Der Dekanatssynodalvorstand in Darmstadt habe am Donnerstag beschlossen, das Gemeindehaus zu schließen. Bei der Überprüfung der Vorgänge habe das Gremium festgestellt, dass das Gemeindehaus von vielen Gruppen genutzt werde, wobei gar nicht klar sei, ob sie dafür überhaupt befugt seien. Auch sei nicht klar, wer über Schlüssel dafür verfüge.
Lange bestehende Gemeindegruppen wie der Seniorenkreis bekämen alternative Räume in Nachbargemeinden zur Verfügung gestellt. Die aus dem Jahr 1960 stammende Kirche ist wegen Baumängeln bereits geschlossen.
Keine Einsicht der Verantwortlichen
Der Hauptorganisator des «Anti-Kolonialen Friedens-Weihnachtsmarkts» ist nach Angaben der Landeskirche vom Kirchenvorstand ausgeschlossen worden. Er sei nicht freiwillig zurückgetreten und habe keine Einsicht gezeigt, sagte Rahn. Für den politischen Weihnachtsmarkt habe es nicht den erforderlichen Beschluss des Kirchenvorstands gegeben. Auf dem Weihnachtsmarkt hatte die Gruppe «Darmstadt4Palestine» Kennzeichen der verbotenen Terrororganisation Hamas, wie das rote Dreieck, und den Slogan «From the river to the sea», der die Auslöschung Israels fordert, ausgelegt. Dem Pfarrer der Gemeinde war in der Folge die Ausübung seines Amtes untersagt worden. Die Kirche prüfe, welche andere Aufgabe er künftig übernehmen könne, sagte Rahn.
Wie es in Zukunft mit der Gemeinde weitergeht, bedarf laut Rahn weiterer Klärungen. Auch die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft seien noch nicht abgeschlossen.
Sehr krass, aber ich kann es verstehen.
Dringende Aufklärung erforderlich
Egal ob Mitglieder der Kirchengemeinde selbst und/oder die Nutzer der Räumlichkeiten wegen dem Antisemitismus-Eklat in Verdacht gekommen sind: Eine Gemeinde ist stets dafür verantwortlich, wenn sich diese verbalen Unmenschlichkeiten als Wahrheit herausstellen. Um Adenauer hier zu zitieren mit seinem Spruch für eine andere Verletzung von grundlegenden Rechten: „Wir haben einen Abgrund an Antisemititsmus und auch von Rechtsradikalität im Lande“! Aber ich würde hier nicht alle Christinnen und Christen der Michaelisgemeinde unter den Senkel stellen, sondern man muß untersuchen, was die Theologen und der Kirchenvorstand hier falsch gemacht bzw. ihre Sorgfaltspflicht nicht haben walten lassen. Und es ist auch nicht verboten einen politischen Weihnachtsmarkt zu veranstalten,sondern es wäre erforderlich gewesen hier vorab sich auch zu informieren, welche Ideen oder Ideologie hier vertreten wurden. Wenn der Verantwortliche hier selbst dem Kirchenvorstand angehörte, ist dies sowieso mit einem nicht unerheblichen Geschmäckle verbunden. Die Botschaft Jesu als eine der Liebe ist mit Hass, Hetze und Fehlinformation falsch gestrickt und man hat sich hier vermutlich von Wölfen im Schafsfell über den Tisch ziehen lassen. Dringende (auch kirchen-)rechtliche Aufklärung ist hier erforderlich und inwieweit staatlichen Gesetze verletzt wurden. Toleranz gegen Rechtsradikale bzw. Antisemitisten ist selbst immer Intoleranz.