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„Die DNA der Kirche wird gerade auf den Kopf gestellt.“

Pfarrer Steffen Bauer ist Experte für kirchliche Transformationsprozesse. Die klassische Gemeinde hält er für „tot“. Wo er die größten Baustellen sieht und was ihm Hoffnung macht, erzählt er hier.

Dr. Bauer, demnächst gehen Sie in den Ruhestand. Geht die Kirche mit oder was ist Ihre Prognose für diesen Oldie?
[lacht] Auf gar keinen Fall geht die Kirche in den Ruhestand. Ganz im Gegenteil, sie wird in den nächsten Jahren ganz viel lernen. Wir erleben derzeit trotz allem Abbruch ganz viele Ideen und Erprobungen. Ich bin der festen Überzeugung, dass die Innovationen zunehmen werden.

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Gibt es 2030 noch ein normatives Bild von Kirche oder Gemeinde?
Um es klar zu sagen: Die klassische Parochie (Anm. der Redaktion: Kirchengemeinde) ein Pfarrer, eine Kirche, ein Gemeindehaus, eine Kita ist tot.

Wie gelangen Sie zu dieser drastischen Feststellung?
Ich verfolge in sieben großen evangelischen Landeskirchen die Transformationsprozesse. In diesen Transformationen kristallisieren sich vor allem zwei Übereinstimmungen heraus. Erstens: Pfarrerinnen und Pfarrer sollen nicht mehr alleine arbeiten. Die Arbeit in Teams mit mehreren Professionen wird sich weiter ausbreiten. Zweitens: Auch die Gemeinden werden nicht mehr unter sich bleiben. Es gibt die Festschreibung zur Zusammenarbeit von Gemeinden. Auch dies durchbricht das klassische parochiale Denken. Die DNA der Kirche wird gerade auf den Kopf gestellt.

Sie sind 1988 als Vikar an den Start gegangen. Waren die Menschen damals offener für den Glauben, ansprechbarer für die Kirche? Was hat verändert?
Die Menschen leben nicht mehr nach dem Kirchenjahr. Der 13. Sonntag nach Trinitatis ist für 90 % der Bevölkerung völlig unerheblich. Lebensbiographische-, Segnungsgottesdienste hingegen sind Magneten. Wir erleben eine Renaissance des Segens. Wenn auf der Zeil, der Einkaufsmeile in Frankfurt am Main, Pfarrerinnen und Pfarrer Menschen segnen, kann es ihnen passieren, dass sie eine Passantin fragt: „Kann ich Sie zurück segnen?“

Das Kirchenbild wird sich ändern hin zu einer Kirche der Vielfalt, wo Menschen unterschiedlicher Erfahrung und Prägung sagen, ich gestalte jetzt Kirche auf meine Art und Weise mit.

Dr. Steffen Bauer

Und trotzdem wird die Kirche kleiner?
Ja! Ressourcenverknappung gehört dazu. Wir werden unser Mitgliedschaftssystem verändern müssen. Das Kirchensteuersystem wird vielleicht abgeschafft. Auf der anderen Seite erlebe ich spannende Kirchenentwicklungen. Da begegnet mir viel Lebendiges, viel Sprühendes. Nehmen wir als Beispiel das Tauffest in Ludwigshafen. 1.600 Menschen kamen zur Taufe am Rhein. 79 Taufen waren angemeldet, aber dann waren da plötzlich noch 20 Spontantaufen von Erwachsenen. Was ist da passiert? An diesem Tag hatten zwanzig Erwachsene ihr persönliches Pfingsterlebnis. Sie waren so begeistert und berührt, dass sie spontan sagten, da will ich dazu gehören. Das ist doch großartig! Solche Erlebnisse werden sich mehren.

Eines Ihrer Leib- und Magenthemen lautet „Kirche der Menschen“. Warum nicht für oder mit Menschen? Worin besteht der feine Unterschied?[leidenschaftlich] Es ist mehr als ein feiner Unterschied. In der Beschreibung „Kirche für“ oder „Kirche mit“ Menschen sind die Anderen Objekt. „Kirche der“ Menschen setzt voraus, dass ich alle als Subjekte von Kirche wahrnehme. Das bedeutet, die Subjekte gestalten Kirche. Das neue „Wir“ um Themen, Aufgaben und Herausforderungen macht für mich den gravierenden Unterschied.

Dies verändert aber das normative Kirchenbild …
Ja, unbedingt! Das Kirchenbild wird sich ändern hin zu einer Kirche der Vielfalt, wo Menschen unterschiedlicher Erfahrung und Prägung sagen, ich gestalte jetzt Kirche auf meine Art und Weise mit.

Was haben wir zu verlieren? Nichts! Gar nichts! Wenn wir die Leute jedoch mal machen lassen, sie das Einbringen dürfen, was ihre Begabung ist, ihrer Leidenschaft entspringt, kann Neues werden.

Dr. Steffen Bauer

Dies müssen dann aber Hauptamtliche und Kirchenvorstände zulassen … Richtig! Das benötigt eine tiefgreifende Haltungsveränderung bei denen, die derzeit gestalterisch tätig sind. Die Macht wird neu geteilt werden müssen. Wir brauchen eine Haltung des „Ich lasse zu. Ich lasse andere machen. Ich lasse etwas zu, was meinem eigenen Kirchenverständnis, meinem Erfahrungshintergrund gar nicht entspricht.“

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Setzt diese Haltungsveränderung nicht auch einen tiefgreifenden Mentalitätswandel voraus?
Gegenfrage: Was haben wir zu verlieren? Nichts! Gar nichts! Wenn wir die Leute jedoch mal machen lassen, sie das Einbringen dürfen, was ihre Begabung ist, ihrer Leidenschaft entspringt, kann Neues werden. Ich habe als Vikar gelernt, dass wir Menschen beim Gottesdienst am Sonntagmorgen in die Gemeinde hineintaufen. Damals wäre es undenkbar gewesen, dass wir Taufen draußen feiern. Heute wissen wir, wenn wir in der Öffentlichkeit, in Bädern, an Seen und Flüssen taufen, dass da auch ganz andere Menschen kommen, ein ganz anderes Gemeinschaftsgefühl entsteht. Wer ist jetzt normativ? Das ist für mich „Kirche der Menschen“.

Luther hat stark das „Priestertum aller Getauften und Gläubigen als DNA der evangelischen Kirche“ postuliert. Doch was ist dann passiert?
In meinem Buch „Kirche der Menschen“ versuche ich genau dies stark zu machen. Luther sprach einfachen Menschen zu, „ihr seid bevollmächtigt, über die Lehre der Kirche zu entscheiden.“ Das finde ich großartig. Wir haben ja so die Vorstellung, dass es ein bestimmtes Bildungslevel benötigt, um in Kirche, Glauben, Theologie mitreden zu können. Luther traute „Kirche der Menschen“ seinen Bauern zu! Er sprach ihnen ganz biblisch zu, „ihr seid das königliche Priestertum!“

Was trauen wir den Menschen heute zu?
[nachdenklich] Viel zu wenig! [leidenschaftlich] Und uns in der Kirche viel zu viel!

Was ist dann schiefgelaufen?
In der evangelischen Kirche hat sich im Laufe der Zeit eine immer stärkere Ausprägung hin zu einem Pfarramt durchgesetzt. Ich halte das Bild von einem Hirten und seiner Herde nicht für gut evangelisch, sondern wir sind ein Leib, eine Gemeinde. Wir müssen unbedingt wegkommen von dieser Ausdruckform von Gemeindeleben, „wenn es um das Geistliche geht, sollen das die Hauptamtlichen mal machen.“

Die größte Veränderungsnotwendigkeit sehe ich derzeit bei Pfarrerinnen und Pfarrern.

Dr. Steffen Bauer

Wie könnte ein Weg aus dieser Sackgasse aussehen?
Wir begehen ihn bereits. Veränderungen geschehen, wenn Druck von außen passiert. Die Anzahl der Pfarrerinnen und Pfarrer bricht massiv ein, Gemeinden bestehen aus immer mehr Kirchen. 12 oder 14 Kirchen lassen sich geistlich gesehen nicht von einer Person „bespielen“. Hier braucht es auch eine Renaissance ehrenamtlicher Verkündigung. In der EKHN haben wir derzeit zum ersten mal mehr Prädikantinnen und Prädikanten als hauptamtliche Pfarrpersonen. Dieser Trend wird sich verstärken. Die Frage, die sich damit für uns stellt, lautet: Was erlauben wir dieser ehrenamtlichen Verkündigung? Die größte Veränderungsnotwendigkeit sehe ich derzeit bei Pfarrerinnen und Pfarrern.

Warum?
Weil sie nicht mehr als Macherinnen und Macher, sondern als Ermöglicherinnen und Ermöglicher gefragt sind. Es ist schlicht ein Paradigmenwechsel. Und das muss von ihnen gewollt und zugelassen werden.

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Eine Ihrer Antworten liegt in der radikalen Offenheit. Sie formulieren: „Wir haben eine Kirche – haben Sie eine Idee?“ Muss die Kirche nicht Menschen etwas sagen, statt sich von ihnen was sagen lassen?
Vor der Stuttgarter St. Maria Gemeinde prangt diese Frage auf einem Banner. Sie wollen damit ausdrücken, wir finden Gott bei den Menschen. Sie räumen damit ein Missverständnis aus, dass „draußen nur Menschen rumlaufen, die keine Ahnung haben.“ Wir leben nach wie vor in einem Land, wo die Hälfte der Bevölkerung zu einer christlichen Kirche gehören. Ich behaupte, wenn wir einladend sind, kommen Menschen, die Lebens-, Glaubens-, und Gotteserfahrungen mitbringen.

Es gab noch nie so viele Pfarrerinnen und Pfarrer und gleichzeitig nimmt der Kernbestand des Glaubenswissens ab.

Dr. Steffen bauer

Besteht da nicht auch die Gefahr, die Mitte, den Kern zu verlieren? Hat sie nicht eine Botschaft zu verkündigen? Falls nicht, was unterscheidet die Kirche dann noch von Sport- und Musikvereinen?

[vehement] Nein, überhaupt nicht. Der Glaube, dass nur Pfarrpersonen in der Kirche etwas zu sagen haben, ist falsch. Richtig ist: Wir haben die Gute Nachricht zu verkündigen. Entscheidend für mich ist, dass wir die Botschaft in neue Erzählformen packen. Es gilt einander vom Glauben zu erzählen, nicht mehr von oben, von vorne, sondern inmitten einer Gemeinschaft. Es gab noch nie so viele Pfarrerinnen und Pfarrer und gleichzeitig nimmt der Kernbestand des Glaubenswissens ab. Zudem ist ein großes Interesse an spirituellen Themen abseits der Kirche vorhanden. Müssen wir uns als Kirche da nicht verändern?

Sie plädieren für eine „Förderung eines lebendigen, mündigen Christseins, eine Außenorientierung in Wort und Tat“. Wie kann das aussehen? Machen Sie es mal praktisch.
Ein Pfarrer in Hattersheim bei Frankfurt am Main hat ein Wohnmobil zu einer mobilen Frittenbude umgebaut. Er steht jetzt auf dem Marktplatz und verteilt dort Pommes. Dadurch kommt er mit Menschen ins Gespräch über das Leben, den Glauben und Gott. Probst Oliver Ahlbrecht hat den Satz geprägt, „in der Pandemie waren wir Kirche aus dem Häuschen.“ Das war nicht das Schlechteste. Kirche gehört auf die Marktplätze dieser Welt, auch die Digitalen, dort sollte sie ansprechbar sein und zuhören. Karl Barth hat am Ende seines Lebens gesagt, dass die Zeiten der großen Vorträge vorbei, heute vielmehr das miteinander Reden und Zuhören gefragt sei.

Wofür bringen sich Menschen heute noch ein?
Als Leiter der Ehrenamtsakademie erlebe ich eine große Veränderung im Ehrenamt mit. Wir werden es nicht mehr erleben, dass Menschen von Kindesbeinen an in der Kirche zu Hause sind. Wichtig ist dann, wenn ich sie erlebe, wie erlebe ich sie? Professor Hartmut Rosa würde sagen, dass Menschen Resonanzerlebnisse benötigen. Auf diese kommt es an. Kirche muss daher für die Menschen zum Resonanzerlebnis werden. Darauf setze ich.

Liegt das zukünftige Heil und Leben der Kirchen in innovativen Aufbrüchen? Kann das Neue mit dem Alten verknüpft werden?
Meine Mutter ist 89 Jahre alt. Sie liebt das Alte und braucht das Alte. Sie schätzt die verlässlichen Gottesdienste in ihrer Kirche am Sonntag um zehn Uhr. Wenn wir jedoch zehn, fünfzehn Jahre in die Zukunft springen, wird das Traditionelle noch viel weniger frequentiert werden, wenn wir es nicht verändern. Das Alte wird demografisch abnehmen! Wenn wir relevant bleiben wollen, müssen wir neben dem Alten Neues wagen und aufbauen. Das Neue wird zunehmend das Beständige ablösen. Den demographischen Faktor werden wir nicht stoppen. Wir sollten so viel wie möglich ausprobieren. Kirchenleitungen müssen Ideen freilassen.

Dr. Steffen Bauer (Foto: 3E / Rüdiger Jope)

Ideen freilassen, Transformation zulassen, klingt irgendwie auch anstrengend. Kann es da nicht verlockender sein, in den alten Gewohnheiten zu verharren?
Ja, es gibt die Tendenz, im Gewohnten zuhause bleiben zu wollen. Das will ich auch gar nicht kritisieren. Meine Hoffnung ist, dass in den Teams, die gebildet werden, Leute anwesend sind, die sagen „gebt mir die Freiheit zur Innovation und ihr sorgt dafür, dass das Beständige weitergeht.“ Das ist mein Hoffnungsbild, auch wenn ich weiß, dass damit oft auch Konflikte einhergehen.

Auf dem Weg nach vorne wünschen Sie sich eine beidhändige Kirche. Was meinen Sie damit?
Damit meine ich nicht, dass ich beidhändig unterwegs bin. Ich bewundere Pastorin Josephine Teske und ihre geistlichen Auftritte bei Instagram. Ich könnte es nicht. Das ist ein gutes Bild von Beidhändigkeit. Jemand anderes macht es, weil sie oder er die Begabung dazu hat. Wenn wir ehrlich sind, entdecken wir in der Kirche auch ein bisschen Neidkomplex. Wer strahlt? Wer ist oft erwähnt in der Presse? Ich freue mich, wenn Josephine Teske erwähnt wird, viele Followerinnen und Follower hat. Ich fühle mich unglaublich entlastet, dass sie diese wichtige Aufgabe wahrnimmt. Gleichzeitig denke ich aber auch, dass man sie es unbedingt machen lassen sollte, dass dies ihre Aufgabe in der Kirche ist. Kirche als Organisation muss beidhändig werden. Sie muss das Gewohnte liefern können, aber das Innovative genauso ermöglichen und unterstützen.

Steht nicht das Neue immer in der Konkurrenz zum Alten? Gerad wenn es um Zeit und Geld geht?
Leider! Die EKD hat in ihren Zukunftsthesen gesagt, dass zehn Prozent der Finanzmittel in Innovationen fließen sollten. Davon sind wir noch sehr weit entfernt. Ich bin überzeugt, dass das Neue nicht als erstes beerdigt werden darf, wenn die Finanzen knapper werden.

Sie schreiben „Exnovation“ ist das Gebot der Stunde? Erklären Sie mal diese Medikation einem Nichttheologen.
„Exnovation“ meint Dinge hinausführen, Dinge abstellen, beenden, durch etwas anderes ergänzen. Als Gemeindeberater komme ich viel herum in der Kirche. Meine Beobachtung ist, dass es uns nicht an Ideen mangelt. Doch in allen Beratungsprozessen kommen wir an den Punkt, wo jemand die Frage aufwirft: „Wie sollen wir das jetzt auch noch machen?“ Dann entgegne ich: „Wir müssen auch die andere Waagschale beschweren mit dem, was zu lassen ist!“ Dann wird es meistens sehr still.

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Loslassen ist keine Königsdisziplin in der Kirche. Dafür wird man nicht gefeiert, oder?
Nein, ganz bestimmt nicht. Wenn jedoch am Sonntagmorgen nur noch 12 Leute in einem Gottesdienst sitzen, einen Stadtteil weiter 10 Leute zur gleichen Zeit, das gleiche Gottesdienstformat feiern, wäre es dringend geboten, einen Gottesdienst zu beenden. Zugegeben, das ist schwer und schmerzhaft. Exnovation heißt, Kirchengemeinden, Dekanate müssen lernen, Dinge zu beenden. Sonst funktioniert Neues nicht. Wir sind als Kirche eigentlich Meister im Ritual der Beerdigung, aber wenn wir selbst etwas beerdigen sollten, sind wir darin unglaublich schlecht. Kirche braucht den Mut, Bestehendes einzustellen. Wenn sie dies nicht tut, läuft sie in den Burnout und stirbt am Ende doch.

Ihre Botschaft atmet doch etwas Entlastendes …
Total. Bei Beratungsprozessen in Teams auf Kirchenkreisebene wird oft die Frage gestellt: Wer macht in Zukunft von uns die Konfirmandenarbeit? Reichen da nicht zwei statt vier? Und dann muss plötzlich der eine keinen Konfirmandenunterricht mehr geben, der das sowieso nicht gerne macht. Das hat doch einerseits etwas Entlastendes, andererseits setzt es Kraft und Energie für Neues frei. Wir werden aber auch nicht um die Frage herumkommen, wann und wo Gottesdienste stattfinden. Die Haltung des Mutes gehört unbedingt zu den Transformationsprozessen dazu. Es braucht den Mut Dinge zu lassen! Ohne Mut wird es nicht gut!

Ist Kirche planbar und machbar?
Gott sei Dank nicht. „Der Heilige Geist weht, wo und wie er will“, sagt Paulus. Feststellbar ist jedoch das Wirken des Heiligen Geistes in Menschen. Und das begeistert und berührt mich immer wieder.

Die Fragen stellte 3E-Redaktionsleiter Rüdiger Jope

Dr. Steffen Bauer ist Leiter der Ehrenamtsakademie der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau in Darmstadt.


3E Cover

Dieses Interview ist im Ideenmagazin 3E erschienen. 3E gehört wie Jesus.de zum SCM Bundes-Verlag.

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8 Kommentare

  1. Solange der Staat via Kirchensteuer den Laden finanziert, wird sich nie etwas ändern.Pfarrer sind hochbezahlte Beamte mit Pensionsberechtigung, die werden doch nichts an ihrem Status (und ihrer Macht)ändern.Würde dieser Gemeindebeauftragte auch noch „wirken“, wenn er kein Pfarrergehalt bekäme sondern sich freiberuflich über Honorare finanzieren müsste?
    Amerika hat deswegen lebendige Gemeinden, weil dort alles privat finanziert wird. Und in Frankreich muss sogar die katholische Kirche sich selbst finanzieren,da ist die Trennung von Kirche und Staat zum Glück vollzogen worden.

    • nur mal so: Die Kirchensteuer zahlt nicht der Staat sondern der Staat erhebt diese (gegen Gebühr) von den Kirchenmitgliedern (und teilweise auch von Nichtmitgliedern (z.B. bei Ehen, wenn nur einer in der Kirche ist), was in der Tat eine Sauerei ist).

      Die Staatszuschüsse an Kirchen, die in der Tat kritikwürdig und auch verfassungsrechtlich schon lange überholt sind, haben nichts mit der Kirchensteuer zu tun.

      Übrigens miss sich die katholische Kirche in den meisten Ländern der Welt selbst finanzieren, nicht nur in Frankreich. Selbst in Ländern wie Irland oder Italien.

  2. Kirche an den Hecken und Zäunen

    „Kirche gehört auf die Marktplätze dieser Welt, auch die Digitalen, dort sollte sie ansprechbar sein und zuhören. Karl Barth hat am Ende seines Lebens gesagt, dass die Zeiten der großen Vorträge vorbei, heute vielmehr das miteinander Reden und Zuhören gefragt sei“! Diese Überzeugung kann ich voll teilen. Auch dass die (wirklich) Gläubigen im Prinzip ja sowieso schon jenes als Norm setzen, was für den Glauben relevant ist, oder was andererseits längst aus der Zeit gefallen ist. Ich halte dies für zutiefst reformatorisch. Denn Glaube definiert nicht der/die Pfarrerin auf der Kanzel bzw. vor dem Altar, sondern dies ist immer die Lebenspraxis jener Menschen, die ihre Überzeugungen exemplarisch leben. Das Problem von Rfsk erscheint mir diffus, und ich will nicht lieblos gehaupten, es reflektiere mehr Glaubens- und Vertrauensschwäche als eine positive Kraft mit dem Mut zu Veränderungen. Bei weitem ist Pfarrer Steffen Bauer nicht am Werke, das christliche Denken oder deren Reflektion mit sozialen Sichtweisen zu überhöhen. Im Gegenteil: Er will dass sich Kirche verändert, weil die derzeitigen Dinosoaurier der Großkirchen sonst nicht überleben kann. Die Kirchensteuer wird auch irgendwann nicht relevant sein. Wir müssen an die Hecken und Zäune der Welt und aus unseren Heilen Hallen heraus unter die Menschen. Allerdings ist nicht alles was auch bei uns Evangelen an Vernetzungen und Kooperationen geschieht, von einem Minimum einer gewissen Weisheit geprägt. Bei manchen Gemeinden, mit denen man nach meiner Erfahrung kooperieren wollte, hatten in mit ihrer Kerngemeinde überhaupt keine Verbindungen mit einer anderen, mit der man das Gemeindefest feiern wollte. So ging schlicht niemand von Gemeinde A nach Gemeinde B. Vielleicht sollten vorher Verantwortliche einmal (nur probeweise) ein Soziogramm aufs Papier bringen, um zu sehen ob es da überhaupt gewachsene Verbindung gibt. Bei Kooperationsgottesdiensten in meiner kleinen Großstadt, wo sich mindestens zwei Gemeinden im Gottesdienst treffen sollen bei entsprechendem Angebot, liegt die Teilnehmer:innenzahl unter der Norm der bisherigen. Da ist also im Detail nicht immer Gold was glänzt. Pfarrer Steffen Bauer aber hier in den Schatten stellen zu wollen mit dem Verdacht, er referiere in seinem Artikel mehr Soziologie statt Christlichkeit, ist abwegig. Ich bin aber im Detail nicht einverstanden mit der Sichtweise, Gottesdienste die jeweils mit 10 und andernorts mit 12 Leuten vor dem Altar auskommen müssen, einfach zusammen zu legen. Da zeigt alle Erfahrung, dass die Leute (leider) zumeist eine große emotionale Verbindung zur eigenen Kirche haben. Am Ende hatte man die Gottesdienstteilnehmerinnenzahl dann lediglich halbiert. Das ist schade. Allerdings können aber umgekehrt als kleine Zellen große Gruppen werden. Es muss ja nicht bei den zweien oder dreien bleiben, die Gemeinde sind, sondern das könnte was wachsen.

  3. Ein aufrüttelndes Interview. Viele Pfarrer wissen nicht, was die Stunde geschlagen hat. Es geht oft nur noch darum den wegbröselnden Bestand zu verwalten. Innovation Fehlanzeige. Leere Kirchenbänke? Schulterzuck

  4. Danke Rfsk für Ihren Artikel. Die DNA der Kirche ist einfach nur zum Erbarmen. Beschämend ! Jesus, der Stern aus Jakob, der einzige Erlöser und Retter aus Schuld und Nacht und Sünde existiert wohl nicht mehr in dieser Kirche, findet kaum Erwähnung ! Der Ruf zur Umkehr, zur Buße …..Fehlanzeige ! Jesu Tod und Auferstehung, Vergebung der Schuld passt wohl nicht mehr in das Verständnis dieser DNA-Kirche mit ihrem Personal, dafür etliche andere üble Themen, womit man sich die Zeit vertreibt und versucht, Leute anzulocken.
    DER GOTT, der meine DNA angelegt und seinen edlen Namen in jedes Molekül eingezeichnet hat, hat mich wissen lassen : Du gehörst zu mir. Diese DNA sagt mir auch , wer Jesus ist und daß ich diesen Jesus als Retter brauche ! Von der Kirche wurde mir das nicht gesagt ! Die DNA der Kirche schreit zum Himmel !

  5. Das ist ja interessant: ‚ …ihr seid bevollmächtigt, über die Lehre der Kirche zu entscheiden.‘ Ich gehe mal davon aus, dass dieses Zitat Luthers ohne Berücksichtigung des damaligen historischen Umfeldes und des tatsächlichen Kontextes einfach in neue Zusammenhänge der heutigen Zeit gestellt wird (weil es zum jetzigen kirchlichen Zeitgeist gut passt, und ein Luther-Bezug in der ev. Kirche noch immer was her macht … Dabei gehört die ‚Beleuchtung‘ und Analyse der historischen Zusammenhänge doch zum Handwerkszeug von wissenschaftlich arbeitenden Theologen bzw. theol. Falkulitäten). Wenn das in heutiger Zeit und heutigem Denken Wirklichkeit wird, vermute ich mal, dass demnächst der Begriff ‚Kirche‘ ganz neu mit irgendwelchen soziologischen Begrifflichkeiten definiert werden muss, nur Jesus Christus als Grundstein wird darin wohl nicht mehr vorkommen.

    Für mich ist in obigem Artikel ein Christus-Bezug nicht zu erkennen, von Gottes Wort und dessen Bedeutung ist auch keine Rede. Dafür wird das Wort Kirche inflationär verwendet, Gott wird immerhin einmal erwähnt! Aber genau Christus und Gottes Wort sind nach meiner Beobachtung die zentralen Botschaften in lebendigen und wachsenden Gemeinden (das sind die ev., kath., freik. und eigenständige Gem. wo man die Gottesdienste nicht wegen mangelnder Zuhörer aufgrund ’nichtssagender. lebensuntauglicher‘ Verkündigung lieber direkt schließen sollte) und die haben immer Angebote vor Ort, aber auch tolle digitale Formate und beeindruckende diakonische Aktivitäten (und meistens keine finanziellen Probleme).
    Bei soviel ‚Exnovation- und DNA-Theorie‘ lasse ich dann doch lieber Kirche ‚Kirche sein‘ (und die DNA biologische Wissenschaft sein), greife zur Bibel um mehr über lebendige klassische Gemeinde, Haltungsveränderung, Mentalitätswandel, Priestertum aller Gläubigen, gelingende Gemeinschaft … Paulus und Jesus Christus zu erfahren, freue mich über unsere kirchliche Gemeinde, in der alle mit den ihnen zur Verfügung stehenden Gaben mitmachen können, die aber ohne eine klare Christus-zentrierte Botschaft doch viel zu verlieren hätte.
    LG

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