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Historikerin: Rückgang der Kirchenbindung ist dramatisch

Eine aktuelle Studie prognostiziert den Kirchen einen dramatisch voranschreitenden Mitgliederverlust. Die Entwicklung sei auch für die Gesellschaft dramatisch, sagt die Historikerin Hedwig Richter.

Die Historikerin Hedwig Richter warnt davor, die gesellschaftlichen Folgen des Rückgangs der Kirchenbindung in Deutschland zu unterschätzen. Ähnlich wie beim Klimawandel sei dies eine «schleichende Zeitenwende», sagte die Professorin an der Universität der Bundeswehr in München am Montag bei einer Tagung zur aktuellen Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung in Berlin. Auch wenn der fortschreitende Rückgang der Kirchenmitglieder kaum noch überrasche, müsse allen klar sein, wie dramatisch dies sei. «Es verändert die Gesellschaft komplett», sagte Richter.

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Die Historikerin verwies auf ein Detailergebnis der jüngsten Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung, wonach sich fast die Hälfte der Kirchenmitglieder in Ehrenämtern engagiert. Bei den Konfessionslosen ist es demnach knapp ein Drittel. Dies sei auch für die Demokratie relevant, sagte Richter. Menschen in der Kirche seien eher bereit, Verantwortung zu übernehmen. Der Mangel an dieser Bereitschaft ist nach ihrer Einschätzung derzeit eine zentrale Schwachstelle der Demokratie. Menschen zögen sich aus der Gestaltung zurück, hätten gleichzeitig aber hohe Erwartungen an die Politik.

Halbierung der Mitgliederzahl bis 2024

Seit 1972 hat die evangelische Kirche etwa alle zehn Jahre die Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung beauftragt. Die religionssoziologische Studie soll Auskunft über Religiosität, religiöse Praxis und Einstellungen zur Kirche der Menschen in Deutschland geben. Für die kürzlich vorgestellte sechste Auflage der Studie wurden mehr als 5.000 Menschen befragt. Ein zentraler Befund der Studie ist, dass nicht nur die Kirchenbindung, sondern auch die Religiosität in der Gesellschaft deutlich zurückgeht.

Derzeit ist noch eine knappe Mehrheit der Deutschen christlich-konfessionell gebunden: 52 Prozent gehören der evangelischen, katholischen, orthodoxen oder einer Freikirche an. Nach derzeitigem Trend könnte laut Studie der Anteil der christlich-konfessionell Gebundenen schon im nächsten Jahr unter 50 Prozent sinken. Die Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung kommt zu dem Schluss, dass die vor fünf Jahren durch eine andere Studie prognostizierte Halbierung der Mitgliederzahl in der evangelischen Kirche bis 2060 bereits in den 2040er Jahren erreicht sein dürfte.

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Immer noch hohe Erwartungen an die Kirchen

Die stellvertretende Leiterin des Katholischen Büros in Berlin, Uta Losem, sagte bei der Tagung, die Menschen und auch die Politik hätten dennoch hohe Erwartungen an die Kirchen. Sie verwies dabei auf das Ergebnis der Studie, wonach eine Mehrheit der Kirchenmitglieder und der Gesamtbevölkerung gesellschaftliche Äußerungen der Kirchen eher begrüßt.

Die Bevollmächtigte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Berlin, Anne Gidion, sagte, sie nehme dabei allerdings auch starke Spannungen wahr. Diejenigen, die sich eine institutionell starke Kirche durchaus wünschten und ihr nahe stünden, unterstützten auf der anderen Seite nicht unbedingt die Äußerungen zur Flüchtlings- oder Klimapolitik, sondern würden sogar deswegen austreten.

Quelleepd

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17 Kommentare

  1. Hallo!
    Die Institution Kirche wird nicht unbedingt gebraucht. Es geht auch ohne. Ich erinnere an den Satz: „… wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind…“ Wenn sich also Christen beispielsweise in Hauskreisen, christlichen Foren treffen bzw. austauschen, können sie trotzdem ihr christlichen Glauben leben. Eine Kirche ist dafür nicht notwendig. Soweit ich weiß, trafen sich die ersten Christen auch nicht in einer Kirche.
    Gruß,
    Peter

    • Hallo Peter,
      ich glaube, Du verwechselst da etwas. Kirche ist seit zweitausend Jahren das Grundprinzip der Gemeinde Christi. Schon immer trafen sich Christen nicht nur in Hauskreisen, sondern waren in überregionalen Gemeinden organisiert. Wichtige Ämter, wie z.B. Diakone und Bischöfe, sind schon in der Bibel erwähnt und Paulus schrieb seine Briefe nicht an „Hauskreise“, sondern an Gemeinden, in denen diese Briefe in allen Versammlungen („Hauskreise“) vorgelesen wurden. Historisch belegbar sind etwa die Gemeinden (=Kirchen) von Jerusalem, Nordafrika, Byzanz. Später kam dann auch die Gemeinde von Rom hinzu, die sich dann irgenwann, zumindest vorübergehend, anmaßte, die „einzig wahre“ Kirche zu sein.

      Wichtig ist vor allem der Austausch, die gegenseitige Ermahnung und Unterweisung. Der Versuch, seinen Glauben in kleinen (Haus-)Kreisen zu leben ist in den vergangenen zwanzig Jahrhunderten nur allzu oft schief gegangen.

      • Glaubst du wirklich, dass, was in der Bibel Gemeinde ist, dem entspricht, was heute EKD oder r.-kath. Kirche darstellt?

        • Habe ich das behauptet, Joerg? Aber das gilt auch anders herum: Glaubst Du wirklich, dass die von vielen „Superfrommen“ propagierte Form von „Gemeinde“ dem entspricht, was die ersten Christen vorgelebt haben? Kennst Du von den von Dir kritisierten Kirchen mehr, als nur die vorurteilsbehafteten Allgemeinplätze?

          Jeder, der von außen einer Gemeinde ihr Existenzrecht abspricht, sollte sich sehr genau überlegen, was er da tut.

  2. Mehr Qualität statt Quantität

    Lieber „DerAndereJörg“: Schlimm wäre es, wenn die Kath. Kirche aus Fustration sich aus gesellschaftlichem Engagement zurückzieht. Ob nun der „Synodale Weg“ aber bereits wirklich gescheitert ist, kann man mit Fug und Recht zunächst bestreiten. Denn genauso schwierig ist es bei diesen Geschwistern mit dem anderen Gesangbuch etwas zu ändern, weil hier der liebe Papst Franziskus kritisiert, man nehme die Weltkirche nicht mit. Ein fast ähnlich gelagertes Problem haben wir bei der EU mit ihrem Einheitlichkeitswahn und Einstimmigkeit (wie bei Kirchens anlässlich auch bei jeder Papstwahlen). Es muss auch katholisch möglich sein, unterschiedliche Geschwindigkeiten von (konstruktiven) Entwicklungen zu akzeptieren: Denn vor allem in den vielen aussereuropäischen Kirchen gibt es häufig ganz andere Probleme und Sichtweisen, die dort auf den Nägeln brennen.

    Dass früher 90% in den Kirchen waren, kann allerdings nicht wirklich das eigentliche Problem sein, wenn es heute bei uns nur noch etwa 50% sind.
    Denn die Mitgliedschaft bzw. die Tatsache guter Teilnehmer:innen-Zahlen bei sonntäglichen Gottesdienstbesuchen sind nicht alleiniger Anhalt für Christlichkeit. Etwa, wenn im Dritten Reich die Leute „“frömmer waren““, aber doch teilweise die Gleichen Heil riefen und an des Führers großer Antichristlichkeit ihren Anteil hatten. Als sehr willige Rädchen in seinem Getriebe zudem. So war es gar kein Problem, dass die Deutschen Christen, die in dem Adolf einen Neuen Propheten sahen, mit ihren Listen die Ev. Kirchenvorstände so einfach okupierten. Aber anschließend die wirklichen Jesusnachfolger mit einem Tritt in den Hintern, wenn nicht sogar durch Einlieferung ins KZ, sich gründlich entsorgten. Es geht nicht immer nur um Quantität, sondern auch um Qualität. Die Kirche/n wird/werden nie untergehen, aber sich wandeln (müssen). Die Nach-Kirchensteuer-Zeit wird so irgendwann kommen. Und schon ab dem Jahr 2030 möchte die EKHN (zumindest) die Kitas an den Staat abgeben: Weil die staatlichen Gelder bei weitem schon lange nicht mehr ausreichen, kirchliche Sozialstationen (beispielsweise auch) nicht in die Insolvenz zu treiben. Vielleicht könnten auch arme Kirchen, die dann als ganz viele kleine lebendige ökumenische Gruppen von Menschen, die ihren Glauben exemplarisch leben, mehr in der Gesellschaft bewirken auch unter einer missionarischen Perspektive, als die beiden großen Dinosaurier mit evangelischem und katholischen Strickmuster. Die können oft vor lauter Körpermasse kaum noch laufen. Freikirchen als Freiwilligkeitskirchen, auch nicht immer ein Garant eines geistig-geistlichem Aufbruch, sind längerfristig leider dem Zeitgeist geschuldet. Allerdings ehrliche und gründliche Christinnen und Christen haben nicht nur die Liebe zu den 10 Geboten, sondern auch zu der Bergpredigt Jesu. Diese ist aber durchaus nicht unpolitisch, sondern jedenfalls heute mehr als aktuell. Heutige Großkirchen praktizieren nicht mehr die Ideologie von Thron und Altar, aber ihre Zeit dürfte bald in der heutigen Form zuende sein.

    • > Lieber „DerAndereJörg“: Schlimm wäre es, wenn die Kath. Kirche aus Fustration sich aus gesellschaftlichem Engagement zurückzieht.

      Nun, auch die RKK zieht sich bereits aus finanziellen Gründen (weniger aus Frust) aus gesellschaftlichen Engagement zurück, in Hamburg z.B. aus dem Privatschulwesen.

      Ich meinte allerdings nicht die Organisation sondern einzelne bisher engagierte Mitglieder. Es gab vor kurzem eine Reportage über die letzte Versammlung beim synodalen Weg. Es wurden einige insbesondere Frauen begleitet, die dort als Delegierte waren. Eine hatte am Ende noch etwas Resthoffnung, dass sie eine Änderung noch zu Lebzeiten erleben wird, die andere zog sich aus tiefen Frust von der Kirche zurück.

      > Ob nun der „Synodale Weg“ aber bereits wirklich gescheitert ist, kann man mit Fug und Recht zunächst bestreiten.

      Ist er. Was soll da noch kommen? Ein Teil der deutschen Bischöfe mauern eh, der Rest wird von Rom verboten. Der synodale Weg war eine deutsche Angelegenheit, die die katholische Weltkirche nicht interessiert, ja von ihr abgelehnt wird. Inklusive Franziskus.

      > Ein fast ähnlich gelagertes Problem haben wir bei der EU mit ihrem Einheitlichkeitswahn und Einstimmigkeit

      Nein, das ist sogar geradezu das Gegenteil. Die EU ist demokratisch legitimiert und entscheidet demokratisch, übrigens oft mit Mehrheiten und nicht mit Einstimmigkeit. Bei der katholischen Kirche ist das Kirchenvolk bei Entscheidungen hingegen ziemlich egal.

      > Dass früher 90% in den Kirchen waren, kann allerdings nicht wirklich das eigentliche Problem sein, wenn es heute bei uns nur noch etwa 50% sind.

      Es ging um die Behauptung, dass mit schwindender Kirchenbindung das gesellschaftliche Engagement schwindet. Dem habe ich widersprochen. Wenn Du jetzt schreibst, dass früher auch nicht alles gut war, so sehe ich nicht, wie das meiner Ansicht widerspricht.

        • Es ist eigentlich üblich, derart lange Videos (hier fast eine Stunde) inhaltlich in den Kernaussagen kurz zusammen zu fassen, da ich und wohl auch andere keine Lust haben, sich diese fast eine Stunde rein zu ziehen, insbesondere wenn man dort aus den Kommentaren schließen kann, dass AfD-Anhänger und Querdenker davon sehr angetan sind.

          • @D.A.Jörg
            Ja, du hast rechts 😉:
            aus dem Kopf:
            – parlamentarische Demokratie (inlaendisch wie europaeische) wird durch europaesche Gesetzgebung teilweise ausgehebelt bzw umgangen
            – unser dtsch Rechtsverstaendnis: Gesetze gelten fuer alle gleich. Das Grundrecht ist ein Vehikel fuer Schutz vor dem Staat (wegen dtsch Nazi-Erfahrung). Dieses Verstaendnis ist in der EU unbekannt. Die EU ist nach franz. Vorbild (Praesidial-Macht-System) gestrickt (es gibt keinen Schutz des Einzelnen durch ein Grundgesetz). Als Einzelner kann man sich in manchen Fragen nicht vor der EU-Staatsgewalt verteidigen (Einfallstor fuer Totalitarismus?).

            Allerdings kann ich das allgemeinbildende Video sehr empfehlen. Mir gefaellt die rethorische Klarheit und die Erklaerung der unterschiedlichen Rechtsauffassungen D/EU.

            Gerade oeff.rechtl. Pay-TV-Konsumenten koennten damit ihren Horizont kritisch erweitern?

            LG Joerg von NRW

            • > Gerade oeff.rechtl. Pay-TV-Konsumenten koennten damit ihren Horizont kritisch erweitern?

              Ich weiß ja, dass du für diese Richtung schwärmst. Ich halte die AfD für ein Unglück für Deutschland.
              (Vosgerau ist im Kuratorium der AfD-nahen Stiftung, selbst wenn er (noch?) in der CDU ist)

              > parlamentarische Demokratie (inlaendisch wie europaeische) wird durch europaesche Gesetzgebung teilweise ausgehebelt bzw umgangen

              Und Bundeslandgesetzgebung durch Bundesgesetzgebung und kommunale Regelungen durch Bundeslandgesetze. Oder anders: Oben sticht unten.

              Ist völlig normal in der Gesetzgebung. Und nur dann ein Aufreger, wenn man zwingend was sucht und eh ein ablehnendes Verhältnis zum Staat und insbesondere der EU hat.

              Inwieweit EU-Regelungen allerdings die deutsche Verfassung aushebeln können, ist rechtlich umstritten.

              > Das Grundrecht ist ein Vehikel fuer Schutz vor dem Staat

              So ist es im Ursprung geschaffen wurden. Das ist allerdings durch Weiterentwicklung der Verfassung und insbesondere der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts heute nicht mehr ausschließlich so.

              > Einfallstor fuer Totalitarismus

              Und da ist wieder die AfD-Rhetorik in Bezug auf die EU

              Die demokratische Problematik in Hinblick auf die EU betrifft ein ganz anderes Thema, nämlich das Verhältnis zwischen EU-Parlament und den Rechten der EU-Kommission. Allerdings ist auch die EU-Kommission demokratisch indirekt legitimiert, also auch hier nichts mit Totalitarismus.

            • Moin @D.A.Jörg

              ich bin kein Rechtsexperte, fand aber den Vortrag auf Youtube einleuchtend.

              Wenn Du da tiefer drinsteckst, was meinst Du zum Artikel „In schlechter Verfassung“ vom ehem. Bundesverfassungsgerichtspraesidenten Andreas Voßkuhle in der Zeit?

              Ist der auch „AfD-nah“ und deshalb in seinen Aussagen prinzipiell zu entwerten? 😁 Du liebst ja ad hominem … geht schneller, als muehsam Inhalte zu checken.

              Von Ihm stammt das Zitat „Die Entwicklung der vergangenen Jahre hat gezeigt, dass DIE ENTMACHTUNG, POLITISCHE OKKUPATION ODER ABSCHAFFUNG DER VERFASSUNGSGERICHTSBARKEIT JEWEILS AM BEGINN TOTALITÄRER HERRSCHAFT STEHT. Wenn die Einhaltung der Regeln des politischen Wettbewerbs, zu denen nicht nur Oppositionsrechte, sondern vor allem auch die Meinungs- und Versammlungsfreiheit gehören, nicht mehr kontrolliert wird, hat die Minderheit keine Chance mehr, zur Mehrheit zu werden.“

              https://archive.is/4qwIo

              Genau dieses beobachte ich die letzten Jahre:
              – politische Okkupation: vgl gemeinsame Abendessen im Kanzleramt (GroKo), danach die Grundrechtseinschraenkungen bei Corona durchgewinkt
              – Einschraenkungen bei der Meinungs- und Versammlungsfreiheit (Corona-Demos sind boese, BlaLivMatters-Demos sind gut)
              – Einknicken vor EU-Recht bei allen moeglichen Geldausgebe-SonderFonds auf EU-Ebene
              – undifferenzierte Aufnahme von Klima-Schutzzielen (undefiniert, mit Allgemeinplaetzen) ins Grundgesetz durchgewinkt
              – was noch alles?

              LG Joerg

        • Zurück ins „Reich“ und alle Errungenschaften des politischen und sozialen Fortschritts, sowie eine Vereinigung der Länder abschaffen, sich abkapseln gegen jegliche Verbindung mit anderen demokratischen Ländern, das sind Zukunftsperspektiven welche einem nur noch Schauer den Rücken hinablaufen lassen. Die AfD ist eine Schande und eine Bedrohung für unser Land.

          • Dieser gute Artikel beschreibt in der Problematik nicht das deutsche Verfassungsgericht sondern Verfassungsgerichte anderer Länder wie Ungsrn, USA und Israel, wo es in der Tat grsvierende Fehlentwicklungen gibt.

            Das auf Deutschland zu übertragen verkehrt den Artikel ins Gegenteil.

            • Ergänzung: Es sind übrigens radikale Parteien in USA, Ungarn und Israel, die man in Einstellung und Gedankengut gut mit der AfD vergleichen kann, die dort die Verfassungsgerichte bedrängen und die Verfassung dort pervertieren wollen oder schon haben. Die Beispiele sind im Artikel genannt.

              Gute Beispiele, warum man sich rechtsradikalen Kräften wie der AfD entgegen stehen muss, um die Demokratie zu schützen.

  3. Kirche an den Hecken und Zäunen der Welt

    An anderer Stelle mit im Prinzip gleichem Inhalt habe ich meine Meinung bereits geäußert: Früher erreichten beide großen Kirchen laut einer Studie in den 1970erJahren 3% der Kirchensteuerzahler:innen. Dies sind heute unsere Kerngemeinde (die allerdings in großen Städten schmilzt wie Schnee unter der Sonne). Damals blieben die meisten Menschen von der Wiege bis zur Bahre, heute treten sie aus nachvollziehbaren Gründen aus, vorallem wenn sie mit dem Glauben nichts anfangen können. Wir müssen Kirche und Glauben öffentlicher leben, an den Hecken und Zäunen, die Menschen mitnehmen nicht nur in unsere Gemeinschaft, sondern auch ihren Alltag teilen. Segnungs- und Salbungsgottesdienste werden gerne angenommen und sind sehr gute Zeichen für die Liebe Gottes, die wir Christen leben sollten. Wir müssen eine sehr viel stärkere Geh-Hin-Struktur haben. Wenn heute Atheisten und Positivisten (die nur an das glauben was man beweisen kann) ehrlicher sind, sollten wir es aber auch sein. Was eigentlich bedeutet, wir müssen offen sein, ehrlich, unseren Glauben exemplarisch und öffentlich leben. Glaubensfeste sollten möglichst immer Einladungen beinhalten für alle: Schöne Tauffeste am See, Fluss oder im Schwimmbad. Frühstück auf dem Marktplatz an langen Tischen. Da kann man auch mal eine Agapefeier machen, also das Brot zu teilen aus Liebe zum Mitmenschen. Es gibt viele Möglichkeiten den Glauben in der Welt und für die Welt zu leben. Weil wir, wenn wir eine lebende Bibel auf zwei Beinen sind, dann eher glaubwürdig wären als ein Buch dass in jedem Schrank steht, aber leider oft kaum jemand liest. Der katholische Arbeiterpriester ist eine Erfindung unserer katholischen Mitgeschwistern aus den Nachkriegsjahren, der dann jeden Morgen früh aufstand, mit den Arbeitern zur Maloche fuhr, das Bier mit ihnen trank und ein verlässlicher Kollege wurde. Dann nahm man ihm auch seinen Glauben ernster. Das würde jene Uraltansicht strafen, die immer schon formulierte: „Das was der/die Pfarrer:in in der Kirche am Sonntag sagt, dass muss er eben sagen, es ist ja sein Beruf“! Das zweite Narrativ war. Ein Pfarrer arbeitet ja nur wirklich am Sonntag. Will sagen: Unser Glauben muss wahrgenommen werden, darf nicht barock daher kommen und schon gar nicht sprachlich.

  4. Also Kirchenaustritte auf den Bedeutungsstand des Klimawandels zu heben scheint mir arg übertrieben. So wichtig sind Kirchen nun wirklich nicht.

    Die Prognose oder mehr der Verdacht, was gesellschaftliches Engagement angeht, ist so wie es im Text steht, statistischer und soziologischer Unsinn.

    Früher waren 90 % der Bevölkerung in der Kirche, heute 50 %, zukünftig wohl um die 20-25 %. Prognosen, wie sich der dann deutlich größere Teil der kirchenfernen Bevölkerung, der ja allein durch seine Größe nicht mit der früheren kirchenfernen Gruppe deckungsgleich ist, sich beim Thema demokratisches Engagement verhält, ist schlicht Kaffeesatzleserei.

    Und was ist denn der Schluss aus dieser Argumentation? Pflichtmitgliedschaft (gibt es ja in einigen westeuropäischen Ländern)? Ob das dann zu mehr Engagement führt, wage ich zu bezweifeln.

    Allerdings, ich kann mir schon vorstellen, dass manche z.B. bei der RKK, die durch den ja wohl gescheiterten synodalen Weg tief frustriert sind, sich aus den gesellschaftlichen Engagement zurück ziehen.

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