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Alles atmet Hoffnung: Porträt eines Missionars in Ostdeutschland

„Als Grundschüler wusste ich schon: Ich werde Missionar. Und diese Gewissheit hat mich nie verlassen.“ Das sagt Christiaan Kooiman, der 1985 in Holland geboren wurde. Mit vier Geschwistern wuchs er in einer christlichen Familie auf, die sich zur niederländisch-reformierten Kirche hielt. Als Teenager bekräftigte er seine Kindertaufe bewusst und freiwillig in einem Gottesdienst. Zielstrebig plante er seine Ausbildung.

Er besuchte ein Gymnasium mit dem Schwerpunkt Griechisch und Latein, um dann Theologie zu studieren. Seinen Bachelor machte er an einer niederländischen Uni, wo er sich drei Jahre lang „gründliche, reformierte Theologie“ aneignete. Für den Master ging er drei weitere Jahre an eine internationale Uni in Belgien. Dort studierte er auf Englisch und erfuhr viel über freikirchliche Theologie und Mission. In dieser Zeit lernte er seine Mitstudentin Kseniya aus Weißrussland kennen und lieben. Seit dem 3. November 2008 sind die beiden verheiratet. Ihre Kinder sind sieben und vier Jahre alt.

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Christiaan Kooiman (Foto: privat).

Vom Praktikum zur Dauerlösung

Für Christiaan stand 2006 ein Praktikum an. „Ich hatte ja, wie die meisten, gedacht: Als Missionar geht es nach Afrika“, erinnert er sich lächelnd. „Die einzige offene Tür für mich war ein Praktikum in Ostdeutschland über die European Christian Mission.“ So ging es für Christiaan für zwei Wochen nach Barth, Rostock und Schwerin in die Gründungsarbeiten der FeG in Norddeutschland (FeGN). Bereits am zweiten Tag war er berührt von diesem Einsatz. „Wenn du willst, Gott, diene ich dir hier. Gerne auch ein ganzes Leben.“ Das war ein Gebet, das Gott offensichtlich ernst genommen hat.

Nach dem Studium ging es für Ehepaar Kooiman 2009 nach Schwerin. Was ursprünglich ein Orientierungsjahr sein sollte, dauert noch immer an. Kooimans wissen sich genau dorthin geführt. Auch, weil es in der ehemaligen DDR immer noch hilfreich ist, dass Kseniya Russisch beherrscht. Denn seit der Wende sind viele russischsprachige Menschen hinzugezogen.

Zentrum für Gottes Patchwork-Familie

In den letzten Jahren ist das „Patchwork Center“ entstanden. Über diese Arbeit erzählt Christiaan: „Ein ausgedehntes Plattenbauviertel mit Leerstand, Abriss, Arbeitslosigkeit, Kinderarmut – ein soziales und kulturelles Durcheinander. Mittendrin eine leere, unbenutzte Halle: Der richtige Standort für eine neue Gemeinde? Wenn Jesus sich einen Ort aussuchen könnte, wäre das nicht genau dort, zwischen den Armen, Fremden und Alleinerziehen- den? Aus dieser Überzeugung leben wir in dem Stadtteil Dreesch, einem großen Plattenbauviertel in Schwerin. ‚Wir‘ sind ein internationales Team und arbeiten unter dem Dach der FeGN.

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Seit Langem haben wir davon geträumt, eine leerstehende Halle vor dem Abriss zu retten und mit Freunden und Nachbarn zu renovieren. Es gibt so viele begabte Menschen ohne Arbeit, so viel leere Zeit und so wenig (gesunde) Gemeinschaft. Nach langem Planen und viel Fundraising haben wir im Oktober 2016 die ‚Alte Post‘ gekauft. Seitdem renovieren wir fleißig. Und es ist genial: So viele packen mit an, von einfachen Durchbrüchen bis zu komplexen Maurerarbeiten, die Motivation der Leute ist enorm! Eine Gruppe Frauen hat sogar eine Kreativecke eingerichtet: Mitten zwischen Staubwolken und Bohrhammerlärm wird gebastelt, gehäkelt, gestrickt, und alles aus gebrauchten Materialien.

Kochen auf der Baustelle der FeGN (Foto: privat).

Eine Köchin in Rente kocht einmal die Woche eine herrliche Mahlzeit mit nur zwei Kochplatten und wenig Geld. Ein Flüchtling aus Syrien lernt seine ersten deutschen Worte (‚Hammer‘ und Vergleichbares) von einem, der früher Neonazi war. Und jeder redet mit, denkt und gestaltet mit. Zwischendurch kommen auch immer wieder interessierte Anwohner vorbei und freuen sich, dass die Vergangenheit nicht einfach abgerissen wird. So macht das Projekt jetzt schon Sinn: Wir leben praktische Gemeinschaft, und alles atmet Hoffnung.

Wenn die Halle fertig ist, möchten wir dort mit den Menschen ein Café und eine offene Werkstatt betreiben. Auch die kreative Textilarbeit und unsere Musikarbeit (mit einer Art ‚Stadtteilband‘) sollen dort einen festen Platz nden. Außerdem möchte die Kindertafel sich bei uns einmieten. So soll ein Ort entstehen, an dem wir arbeiten, essen, feiern und Gemeinschaft leben. Und an dem jeder in seinem Tempo Jesus entdecken darf. Wir nennen diesen Ort ‚Patchwork Center‘. Nicht nur nach unserer Textilarbeit, sondern auch nach der vielfältigen Gemeinschaft, die hier entsteht: die Patchwork-Familie.“

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Gottes Gnade in Alltagssprache

Keine Frage: Christiaan ist begeistert von dem, was er tut. Familie Kooiman weiß sich tatsächlich von Gott an den richtigen Platz gestellt, obwohl es auch Niederlagen gibt. „Wenn Menschen mit großen Lebensproblemen zu Jesus finden, ist eben nicht immer alles sofort gut. Die schlimmen Umstände bleiben ja. Wir leiden mit, wenn ein junger Mann, der völlig begeistert von Jesus gewesen ist, doch wieder rückfällig wird und trinkt, weil immer noch viel schiefläuft. Da wünschen wir uns oft ein Wunder. Andererseits ist es ja normal, dass wir Christen ständig von der Gnade leben und immer wieder neu anfangen dürfen.“

Von dieser Gnade Gottes, dem Evangelium, in der Alltagssprache zu erzählen, sodass Menschen in ostdeutschen Plattenbauten es verstehen können, das ist ein Herzensanliegen von Christiaan. „In unseren Gottesdiensten reden wir ja häufig eine Insider-Sprache. Allein das Wort ‚Lobpreis‘: Da kann auf dem Dreesch keiner etwas mit anfangen. Wenn ich aber sage ‚Komplimente für Gott‘, dann versteht man, was ich meine. Wir sollten bei unseren Liedern darauf achten, dass sie Bilder transportieren, die heute allgemein verständlich sind. Das hat Martin Luther doch auch gemacht. Er hat Gassenhauer genommen und sie mit christlichen Texten versehen, die jeder auf der Straße verstehen konnte. Das müssen wir heute auch versuchen.“

Foto: Pixabay

Lobpreis aus Liebesliedern

Bei dieser Einstellung ist es kein Wunder, dass Christiaan Kooiman sich im Lobpreis schon mal Worte aus aktuellen Liebesliedern ausleiht. Worte wie diese der Sportfreunde Stiller: „Wenn man so will, bist du das Ziel einer langen Reise. Die Perfektion der besten Art und Weise, in stillen Momenten leise. Die Schaumkrone der Woge der Begeisterung – bergauf: mein Antrieb und Schwung. Ich wollte dir nur mal eben sagen, dass du das Größte für mich bist.“

Christiaan findet, dass man Begeisterung für Jesus genauso besingen kann. Das Evangelium in die jeweilige Kultur und Sprache zu übersetzen und zu leben – genau das macht einen Missionar aus.

 Von Annekatrin Warnke


Dieses Porträt erschien zuerst im FeG-Magazin „Christsein Heute“ (11 / 2017) des SCM Bundes-Verlags, zu dem auch Jesus.de gehört.

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