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Berliner Netzwerk: Beziehung ist die Basis für Einheit

Der Verein „Gemeinsam für Berlin“ vernetzt und ermutigt Christen in der deutschen Hauptstadt. Ein Interview aus der DRAN NEXT mit Ana Hoffmeister, der Geschäftsführerin des Vereins, über Herausforderungen und Chancen für Gemeinde im anonymen Großstadt-Dschungel.

DRAN NEXT: Wo ist es einfacher Gemeinde zu bauen: Auf dem Land oder in der Stadt?

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Ana Hoffmeister: Ich kenne einige, die in Berlin Gemeinde bauen, und weiß, dass das nicht immer ganz einfach ist, weil man in einer Großstadt ganz andere Probleme hat als auf dem Land. In der Großstadt gibt es ein unglaubliches Überangebot an Veranstaltungen und Events, mit denen Gemeinde gar nicht konkurrieren kann. Dazu kommt eine große Unverbindlichkeit der Personen, die man gewinnen möchte. Damit muss man erst einmal zurechtkommen.

Wie lösen das Gemeinden in Berlin? Gibt es Erfolgsmodelle?

Viele orientieren sich an den Milieus und schauen, in welchem Kiez sie sind. Wir von „Gemeinsam für Berlin“ empfehlen den Gemeindegründern, nicht nur mit großen Visionen zu starten, sondern sich erst mal den Kiez eine Weile anzuschauen. Was gibt es da für Bedürfnisse? Wie ticken die Leute? Wo gibt es eine Übersättigung und wo eine Nische? Wo sind Bedürfnisse, die die Zielgruppe noch nicht einmal artikulieren kann?

„Wir empfehlen den Gemeindegründern, nicht nur mit großen Visionen zu starten“

Was könnt ihr als prozentual so wenige Christen in einer so atheistischen Stadt wie Berlin ausrichten?

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Bei „Gemeinsam für Berlin“ sind wir sehr gut vernetzt und bekommen vieles mit. Dieses Jahr zum Beispiel beim Abschluss der Allianzgebetswoche in Berlin ist etwas passiert, was es noch nie gab. Wir haben zusammen mit dem Jugendnetzwerk, dem Ökumenischen Rat und der Evangelischen Allianz einen berlinweiten Gebetstag veranstaltet. An diesem Gebetstag waren über 60 verschiedene Gemeinden unterschiedlicher Konfessionen beteiligt. Von den koptischen Christen über Urkatholiken bis afrikanischen Pfingstgemeinden waren alle dabei. Ich kam in diesen großen Kirchraum rein und er war so voll, dass ich keinen Sitzplatz mehr gefunden habe. Es waren 600 Leute da. Es war eine so schöne Atmosphäre und wir hatten alle das Gefühl, da wächst wirklich etwas zusammen. Allein das ist schon ein Wunder, dass all diese verschiedenen Christen gemeinsam Gott angebetet haben. Dabei waren wir uns unserer Unterschiede bewusst. Es gab auch verschiedene Gebetsformen. Wir waren alle total geflasht, weil wir gespürt haben: Das ist der Anfang, auf den wir schon so lange hinarbeiten. Jetzt sehen wir die kleinen Pflänzchen und sind gespannt, was das nächste Jahr bringt.

Wie können Christen Stadtpolitik und Stadtverwaltung beeinflussen?

Ganz wichtig ist für uns das Gebet. Wir haben das politische Stadtgebet und ein Forum-Gebet, in dem wir regelmäßig für die Stadt beten. Zentral für uns ist: Wir sind nicht gegen etwas, sondern wir wollen die Leute segnen, für die lokale Regierung beten. In unserem Gebetsbrief kann man sich über aktuelle Anliegen informieren. Das ist die Ebene, die Transformation in Berlin bringen kann.

Foto: Pixabay

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Geht ihr auch direkt in den Dialog mit Politikern?

Strategisch und praktisch arbeiten wir in den sogenannten Berliner Bürgerplattformen. Hier sind wir gemeinsam mit anderen Initiativen im Dialog mit Politikern und können einander auf Augenhöhe begegnen, Probleme thematisieren und gemeinsam Missstände verändern. Wir arbeiten sehr viel auf Beziehungsebene. Da gibt es intensive Kontakte zum Beispiel zu Bundestagsabgeordneten, die sich über unser Engagement freuen.

Wie kann Einheit unter Christen entstehen, solange wir uns um Formen so sehr streiten?

Ganz einfach, indem man sich zusammensetzt. Auf Augenhöhe. Nicht schaut, was uns trennt, sondern gemeinsam Kaff ee trinkt und Beziehungen aufbaut. Beziehung ist die Basis für Einheit. Das ist defi nitiv der längere und schwierige Weg, weil man sich mit der Person auseinandersetzt, aber wir erleben, dass dadurch der Funke schnell überspringt. Man sogar eine Liebe entdeckt für die Gestalt, die Form der anderen Konfession. Und das ist letztendlich das, was die Grenzen überwinden kann. Das sind Beziehungsnetzwerke, die langfristig tragen können.

„Die Frage ist, wo können wir Jesus beim anderen entdecken?“

Wie geht ihr als Netzwerk mit den Partnern um, die links oder rechts „ausschlagen“?

Die Herausforderung ist, immer auf den kleinstmöglichen Nenner zu schauen. Das, was uns verbindet. Klar gibt es Unterschiede. Die Frage ist, wo können wir Jesus beim anderen entdecken? Das ist auch herausfordernd und schwierig. Es gibt Themen, zu denen müssen wir auch nicht Stellung beziehen. Wir sind gemeinsam für Berlin und nicht gegen etwas. Wir sind für die Stadt.

Was sollten junge Christen in ihrer Stadt tun?

Das Wichtigste ist, dass man sich einmischt in der Stadt. Und nicht nur Konsument bleibt. Sein Umfeld mit ganz wachen Augen b eobachtet. Wo lebe ich? Warum bin ich gerade in diesem Kiez? Wer hat in diesem Kiez ähnliche Interessen wie ich? Und dann gilt es, ganz schnell Beziehungen aufzubauen. Da ist es egal, ob ich essen gehe und mein Stammlokal finde. Oder ob ich in einer Babygruppe oder Gemeinde bin. Ich würde jeden ermutigen, Beziehung zu bauen und sich in verschiedene Gesellschaftsbereiche einzumischen. Und bitte nicht nur unter Christen bleiben, sondern da, wo man ist, Netzwerk bauen.

Vielen Dank für das Gespräch. 


Die Fragen stellte Chris Pahl

Dieses Interview ist zuerst im Magazin DRAN NEXT erschienen, das wie Jesus.de zum SCM Bundes-Verlag gehört.

 

 

 

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