Thomas Schirrmacher, Vorsitzender der Theologischen Kommission der Weltweiten Evangelischen Allianz, hat sich in einem Thesenpapier kritisch mit dem Beschluss der Evangelischen Kirche im Rheinland zum Dialog mit Muslimen auseinandergesetzt. Unterstützung erhält er durch die Deutsche Evangelische Allianz.
Die Landeskirche weiche durch ihren Beschluss „vom globalen ökumenischen Konsens ab, der besagt, dass Dialog und Mission zusammengehören“, schreibt er in seinem Thesenpapier. Die Synode verkenne auch die Realität in den Gemeinden, in denen zahlreiche ehemalige Muslime getauft würden und anschließend „begeistert“ unter Muslimen missionierten.
Die Deutsche Evangelische Allianz unterstützt Schirrmachers Kritik. Es sei völlig inakzeptabel, dass ein solches Grundsatzpapier nur noch von Dialog, aber kein einziges Mal von „Mission“, „Evangelisation“ oder „Taufe“ rede, die „Konversion“ aber als Ziel geradezu ausschließe. „Wenn die Kirche ihren Auftrag zur Mission gegenüber allen Menschen aufgibt, ist sie Jesus Christus als dem Herrn der Kirche und seinem Auftrag gegenüber ungehorsam“, so Ekkehart Vetter, der Vorsitzende der Deutschen Evangelischen Allianz.
Warum der Begriff „Mission“ im Positionspapier fehlt
Tatsächlich hatten die Initiatoren des Positionspapiers der Rheinischen Kirche auf den Begriff „Mission“ bewusst verzichtet. Gerade angesichts des aktuell angespannten Verhältnisses zum Islam in Deutschland sei es den Autoren wichtig gewesen, muslimische Gesprächspartner nicht zu verschrecken, hatte die Theologin und Solinger Superintendentin Ilka Werner gegenüber dem Deutschlandfunk erklärt. Sie befürchte, dass der Begriff „Mission“ immer noch mit aggressiver Bekehrung in Verbindung gebracht werde. „Wir wollen die anderen nicht uns gleich machen, sondern mit den anderen gemeinsam auf dem Weg sein.“ Das schließe nicht aus, dass sich Muslime zum Christentum bekehren: „Wenn Muslime sich taufen lassen wollen, ist das unsere Freude.“ Im theologischen Gespräch sollen sowohl Gemeinsamkeiten als auch grundlegende Differenzen offen zur Sprache kommen.
Der Synodale Marcus Tesch hat auf die Kritik am Synodenbeschluss reagiert und bereits am 14. Januar eine Stellungnahme dazu veröffentlicht, die wir mit seiner Genehmigung hier verlinken. Er betont darin, dass „es inhaltlich beim Beschlusstext nicht um die Frage der Mission, sondern um den Dialog mit Muslimen geht.“ Er sehe „in dem Papier nichts, was der Einzigartigkeit der Offenbarung Gottes in Jesus Christus widerspricht.“
Wer sich näher für die Debatte über das Positionspapier interessiert: Die Internetredaktion der Rheinischen Kirche hat das Video mit der Aussprache in seinem Youtubekanal geteilt:
Weitere Links:
Positionspapier der Rheinischen Kirche zum Dialog mit Muslimen
Synodenbericht der Rheinischen Kirche zum Dialog mit Muslimen
Kommentar von Thomas Schirrmacher