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„Kein Heldengedenken“: Reformationsjubiläum soll Christusfest werden

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, freut sich auf das Reformationssjubiläum 2017. Gemeinsam mit katholischen Christen soll es als Christusfest gefeiert werden.

Mit dem Evangelischen Pressedienst sprach der bayerische Landesbischof über die Planungen des Festes, die Finanzierung und die ökumenische Komponente.

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epd: Die Planungen für das Reformationsjubiläum 2017 laufen auf vollen Touren, was sind für Sie die Höhepunkte?

Heinrich Bedford-Strohm: Ich freue mich sehr auf den Reformationssommer 2017. Ich freue mich auf den evangelischen Kirchentag in Berlin und die Kirchentage auf dem Weg in den mitteldeutschen Städten, die sich dann zum Schlussgottesdienst in Wittenberg treffen. Auf den Elbwiesen wollen wir mit mehreren hunderttausend Menschen einen kraftvollen und fröhlichen Gottesdienst feiern. Auch auf die „Weltausstellung Reformation„, die im Mai 2017 in Wittenberg beginnt, freue ich mich. Kirchen der Welt und zivile Aussteller werden sich dort über den Sommer präsentieren und den Reichtum dessen, was die Reformation freigesetzt hat und heute noch bedeutet, zeigen.

Gibt es auch besondere Angebote für Jugendliche?

Wir planen ein Jugendcamp mit vielen jungen Menschen, die in Wittenberg sein werden. Schon jetzt ist die Nachfrage groß. Konfirmandengruppen werden aus allen Teilen Deutschlands und darüber hinaus kommen. Wir rechnen mit insgesamt 20.000 Jugendlichen, die über den Sommer 2017 in Wittenberg jeweils eine Woche verbringen. Ich freue mich, dass das Reformationsjubiläum jung sein wird und eine Generation 2017 prägen könnte.

Wie kommen die Planungen im Ausland an?

Das Feedback im Ausland ist riesig. Ich werde bei jeder meiner Auslandsreisen darauf angesprochen. Margot Käßmann, die Reformationsbotschafterin, ist kräftig unterwegs und macht die gleiche Erfahrung. Die Menschen wollen teilhaben und, wenn es geht, nach Deutschland und nach Wittenberg kommen. Sie werden aber auch das Reformationsjubiläum an anderen Orten der Welt feiern, etwa mit dem Lutherischen Weltbund.

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Gibt es ein internationales Vorhaben, das bereits feststeht?

Bei einem „Europäischen Stationenweg“ wird die internationale Dimension sichtbar werden. In 67 Städten in 18 Europäischen Ländern wird es vom Herbst 2016 an Aktivitäten geben. Ein Truck reist durch Europa, der am Ende der Veranstaltungstour Wittenberg erreicht.

Noch ist die Finanzierung vieler Projekte offen. Woher soll das Geld kommen?

Das Geld kommt aus unterschiedlichen Quellen. Einen Teil stellt der Staat dankenswerter Weise und aus guten Gründen zur Verfügung, weil die Reformation nicht nur ein kirchliches, sondern ein welthistorisches Ereignis ist, das unsere Kultur maßgeblich geprägt hat. Deswegen ist es gut, dass auch öffentliche Gelder das Jubiläum unterstützen. Wir werben natürlich auch um Spenden- und Sponsorengelder. Aber vor allem ist der Etat der Kirchen selbst gefragt. Auch wenn man nicht alles Wünschenswerte finanzieren kann, es wäre widersinnig, wenn wir bei diesem einmaligen historischen Ereignis nicht bereit wären, das für sinnvolle Projekte nötige Geld aus unseren Haushalten aufzubringen, um die Ausstrahlungskraft des Evangeliums in der heutigen Zeit neu deutlich zu machen.

In der Ökumene gab es im Vorfeld der Planungen einige Verstimmungen und Missverständnisse. Sind die Wogen im evangelisch-katholischen Verhältnis inzwischen geglättet?

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Ich freue mich riesig darüber, dass wir dieses Jubiläumsjahr als ein Christusfest in ökumenischer Gemeinsamkeit feiern. Wir haben konkrete Vereinbarungen zwischen den Konfessionen getroffen. Wir feiern das Reformationsjubiläum nicht als Anlass zur protestantischen Selbstprofilierung oder zum Heldengedenken Luthers, sondern wir wollen neu auf Christus hinweisen. Das ist zutiefst im Sinne Luthers, wenn wir das heute gemeinsam tun.

Während die Protestanten das Jubiläum planten, sprach die katholische Seite von „Reformationsgedenken“

Wir sagen heute gerne Reformationsjubiläum, aber wir sagen auch Reformationsgedenken. Denn es gibt einerseits Grund zum Feiern: Wir freuen uns über die Impulse, die auch für die katholische Kirche wichtig waren. Aber gleichzeitig sind Wunden geschlagen worden. Die Trennung der Kirchen hat sich verfestigt, es sind Glaubenskriege geführt worden, die im Namen der Konfessionen unendliches Leid gebracht haben. Auch an diese schmerzhaften Punkte müssen wir erinnern. So haben wir einen Gottesdienst zum „healing of memories“ gemeinsam verabredet. Dabei wollen wir aus römisch-katholischer und aus evangelischer Sicht bekennen, was wir dem jeweils anderen angetan haben und dafür um Vergebung bitten.

Kann denn das Reformationsjubiläum vor diesem Hintergrund ein fröhliches Fest werden?

Es kann nur ein fröhliches Fest werden. Denn wer Buße und Vergebung genau bedenkt, der weiß, dass das der Grund zur Freude und die Basis für die Freiheit eines Christenmenschen ist. Ohne Buße und Vergebung wäre Freude eine oberflächliche Happiness. Die wollen wir nicht, sondern wir wollen die christliche Freude und die christliche Hoffnung ins Zentrum stellen.

(Quelle: epd)

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