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Stellvertretender BILD-Chefredakteur: „Gottes Werk sein“

Wie kann Gemeinde in der Öffentlichkeit präsent sein und einladend für den Glauben werben? Daniel Böcking ist stellvertretender BILD-Chefredakteur und wagt sich mit seinem Glauben an Jesus Christus in die Öffentlichkeit. Er beschreibt, warum der persönliche Glaube für ihn immer auch eine öffentliche Seite hat, die praktisch werden muss.

Wann immer ich für BILD einen Kommentar aus christlicher Perspektive schreiben darf, hadere ich vorher mit mir selbst: „Nervt das nicht den einen oder anderen Kollegen?“, „Interessiert das überhaupt noch irgendeinen Leser?“, „Kann ich wirklich etwas beitragen, das nicht schon x-fach gesagt worden ist?“

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Trotzdem haue ich jedes Mal in die Tasten (weil ich es für richtig halte, die gute Botschaft ohne Scham zu verkünden – siehe z. B. Römer 1,16 und 2. Timotheus 4,2). Und stets lerne ich, dass meine Scheu unbegründet war. Denn das, was Christen mitzuteilen haben, hat Kraft und ist brandaktuell.

Glaube lässt nicht kalt

Ganz persönlich erfahre ich das nach persönlichen Meinungsbeiträgen („Warum Ostern mein Leben gerettet hat“, „Wie Gott mir die Angst vor dem Terror nimmt“) anhand von Lese-Quoten, durch Kommentare auf Facebook oder in Briefen, die mich kurz darauf erreichen. Oft sind es Ermutigungen, natürlich manchmal auch Spott oder Beleidigungen.
Das ist okay – denn es zeigt: Der Glaube ist ein Thema, mit dem sich jeder irgendwann einmal auseinandersetzt, sich daran reibt, ihn ablehnt oder in sein Herz lässt. Er ist keine Rand- oder Nischen-Angelegenheit, die gleichgültiges Schulterzucken hervorruft. Er ist auch nicht albern, peinlich, naiv oder rückständig. Er verlangt auch kein Theologie-Studium, um mitreden zu können.

Die Werte, die Christen vertreten, sind in dieser Zeit wichtig in fast jeder öffentlichen Debatte. Kurzum: Meiner Meinung nach haben Christen unzählige Gründe, öffentlich präsent zu sein – ohne, dass ich dabei anderen Gruppen diese Berechtigung absprechen möchte.

Mediale Chancen nutzen

Wenn ich nun aber Tipps geben soll, wie Gemeinden ihre Botschaft am besten in die Öffentlichkeit tragen können, wird es hakelig. Wäre in den Kirchen die Zeit beim guten, alten Gemeindebrief stehengeblieben, hätte ich es leicht: Ich könnte von der Digitalisierung der Medien schreiben, vom kleinen Einmaleins für virale Inhalte, die entweder auf Papier weitergereicht oder auf Facebook tausendfach geteilt werden, von emotionalen Videos, die User an ihre Freunde weiterleiten, von den Möglichkeiten, Zielgruppen punktgenau anzusprechen, von Web-Foren, Jesus-Apps, Predigt-Podcasts etc. Aber die Wahrheit ist: Fast alle Gemeinden, mit denen ich über solche Chancen sprach, hatten längst mindestens einen Experten in diesen Disziplinen. Mal nutzten sie die Möglichkeiten höchst erfolgreich, mal war ihnen der Aufwand zu groß. Aber Neues habe ich ihnen selten erzählt.

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Anfangs war ich baff, wie modern und up to date viele christliche Gemeinschaften und Gruppen längst sind. Ein schönes Beispiel: Freunde von mir haben vor zwei Jahren die Aktion #DarumOstern im Internet gestartet. Ihr Impuls: Immer weniger Menschen wissen um die wahre Bedeutung von Ostern. Das wollten sie ändern. Also gestalteten sie Grafiken mit einprägsamen Slogans, die man gerne z. B. auf Facebook teilt: „Ist Ostern das Gegenteil von Western?“, „Gegen Ostern ist Weihnachten ein Kindergeburtstag“. Sie optimierten die Texte ihrer Website so, dass jeder, der auf Google nach „Warum Ostern“ sucht, sehr schnell auf darumostern.de landet. Dann bauten sie eine kleine Online-Community von Gleichgesinnten auf und produzierten schließlich einen zweieinhalbminütigen Film, der die Oster-Geschichte erzählt. Ihr Plan ging auf: Viele aus der Community teilten den Clip, er verbreitete sich immer weiter und hat inzwischen weit über 100.000 Abrufe. 100.000 Menschen haben so die wahre Bedeutung von Ostern, die große Jesus-Tat, im Video gesehen – viele von ihnen gewiss zum ersten Mal. Die Möglichkeiten, Menschen schnell zu erreichen, waren nie zahlreicher, die Hürden nie niedriger.

Botschaft praktisch leben

Vielleicht geht es aber gar nicht so sehr um Fragen wie: „Wo spreche ich die Menschen am besten an: Sollten wir eine Pressemitteilung versenden, eine Website starten oder einen Stand in der Fußgängerzone aufbauen?“ – sondern vielmehr um die Frage: WAS ist die Botschaft, mit der wir in die Öffentlichkeit gehen?

Eine junge Christin aus den USA schrieb vor einiger Zeit darüber einen Online-Text, der sich rasch im Internet verbreitete. Er wurde so häufig geteilt, dass man den Eindruck haben konnte: Da hat es endlich jemand verstanden und auf den Punkt gebracht. Ihre wichtigste These war: „Wenn Sie die Null-Toleranz-Politik der Millennials nicht kennen, werden Sie diese Menschen nie erreichen.“ Was sie dann weiter ausführte: Millennials hätten eine Null-Toleranz-Schwelle, wenn die Kirche sich wie die allgemeine Gesellschaft verhalten würde. Ihrer Meinung nach wolle die junge Generation keine Werbeveranstaltungen, kein „Das bieten wir euch an“ – sondern viel mehr von „So sehr lieben wir unsere Mitmenschen!“ Mehr echte Selbstlosigkeit, Barmherzigkeit, Nächstenliebe, wohl auch mehr wahre Frömmigkeit. Ich übersetze das für mich so: mehr gute Taten in der Öffentlichkeit, mehr Winter-Einsätze für Obdachlose, mehr Aufräum-Aktionen in der Innenstadt, mehr Dinner-Einladungen für die Einsamen. Mehr offene Arme und Hände als Finger, die einfach nur die Richtung vorgeben wollen.

Taten wirken Wunder

In einem Gottesdienst sagte ein Pastor: „Wir wollen keine Werbeflyer mehr, die uns in die Kunstausstellung locken. Wir müssen das Kunstwerk zu den Menschen bringen. Jesus ist das Kunstwerk. Wir können Teil des Kunstwerks sein. Wir müssen Vorbilder sein. Gottes Werk. Nicht seine Werber.“

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Ich konnte da nur zustimmen. Denn so hatte auch mein Weg im Glauben begonnen: Ich hatte als Reporter Christen kennengelernt, die in großen Katastrophen (z. B. nach dem Erdbeben in Haiti 2010) selbstlos bis hin zur Selbst-Aufopferung geholfen hatten. Sie hatten mich nicht nur mit Worten für Jesus begeistert, sondern allen voran mit Taten.
Über wundervolle Taten sprechen die Menschen. Und wenn Menschen über etwas sprechen, wird es zu einem Thema für die Öffentlichkeit. Auch hier kann uns Jesu Leben ein Vorbild sein.


Dieser Artikel ist zunächst in der Zeitschrift Christsein heute erschienen, die wie Jesus.de zum SCM Bundes-Verlag gehört.

Daniel Böcking hat jüngst das Buch „Warum Glaube großartig ist“ herausgegeben.

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