Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, bedauert die Irritationen, die die Abnahme seines Amtskreuzes beim Besuch des Jerusalemer Tempelberges Mitte Oktober hervorgerufen hat.
Das war nicht gut vorbereitet“, sagte Marx am Sonntag im Fernsehen des Bayerischen Rundfunks. „Man hätte vielleicht darauf verzichten sollen, überhaupt da hin zu gehen“, fügte er hinzu. Den Vorwurf, die ökumenische Pilgergruppe habe sich unterworfen und das Christentum verraten, empfinde er jedoch als beleidigend.
„Es war eine sehr angespannte Situation auf dem Tempelberg und auch an der Klagemauer“, sagte Marx in der Sendung „Der Sonntags-Stammtisch“. Es sei nicht darum gegangen, sich zu schützen, sondern Provokationen zu vermeiden.
„Der brisanteste Ort“: Privater Besuch sei besser gewesen
„Ich glaube, das war zu wenig bedacht, welche Brisanz das vor Ort hat“, sagte der Münchner Erzbischof. Der Tempelberg sei „der brisanteste Ort, den man sich überhaupt für die Muslime vorstellen kann“. Rückblickend wäre es besser gewesen, den Tempelberg „privat“ zu besuchen.
Marx stand zusammen mit dem Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, an der Spitze einer hochrangigen ökumenischen Delegation, die am 20. Oktober den Tempelberg und die Klagemauer besucht hatte. Wegen der angespannten Sicherheitslage hatten beide Bischöfe ihre Amtskreuze abgenommen. Bedford-Strohm im Lutherrock und Marx im Kardinalsgewand waren aber klar als christliche Geistliche erkennbar.