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ZDF-Moderator Tim Niedernolte: „Jesus war der Wertschätzer par excellence“

ZDF-Moderator Tim Niedernolte im Magazin lebenslust über sein Projekt „Wertschätzung“ und die Begegnung mit anderen „Wertschätzern“.

lebenslust: Tim, wie ist das Thema „Wertschätzung“ eigentlich zu deinem Thema geworden?

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Tim Niedernolte: Ich habe mich vor Jahren aus einem Impuls heraus mit ein paar guten Freunden getroffen, um ein gemeinsames Projekt auf die Beine zu stellen, wofür uns allen das Herz schlägt. Wir waren ein Wochenende lang in einem Hotel in Österreich und haben etwa 60 Ideen entwickelt – von denen man 30 zwar direkt wegschmeißen konnte (lacht). In den nächsten Jahren haben wir uns immer wieder getroffen und versucht, bei den anderen 30 guten Ideen zu schauen, was man daraus machen kann. Irgendwann haben wir festgestellt: Alle hatten diesen Kern der Wertschätzung. Wegen unserer unterschiedlichen Lebensrhythmen haben wir es über Jahre aber noch nicht geschafft, Ideen konkret umzusetzen. Aber dieser Gedanke der Wertschätzung war da. Und daraus entstand dann auch das Buch.

Was ist Wertschätzung in deinen Worten?

Für mich ist das eine Lebenshaltung. Eine Grundeigenschaft, die jeder haben und leben sollte, weil sie unseren Alltag besser macht.

Und was heißt Wertschätzung im Alltag?

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Das ist sehr facettenreich. Wertschätzung beginnt immer im Kleinen. Mal jemand Fremdes in der U-Bahn anlächeln, jemandem die Tür aufhalten oder fragen, ob er Hilfe braucht … Das sind die Klassiker. Aber sie sind nur ein Teil, die Basis dafür, dass man Wertschätzung im Großen lebt.

Im Alltag: einfach mal mehr zuhören, hinsehen! Wir reden alle viel über uns selbst, posten viel von uns und sind mit eigenen Gedanken beschäftigt. Da finde ich es wichtig, sich mal wieder Zeit zu nehmen, mal kurz von sich weg auf den anderen zu gucken: in Beziehungen, im Privaten, aber auch beim Bäcker, beim Pförtner, Schaffner, dem Kollegen im Büro. Mal wieder die Person hinter dem Menschen wahrzunehmen.

Warum ist Wertschätzung wichtig? Wenn ich jemanden in der U-Bahn anlächle: Was bringt das?

Zunächst mal gar nichts. Denn Wertschätzung sollte kein Kalkül sein, um als erstes zu gucken, was es mir bringt. Wenn ich in der U-Bahn das Gefühl habe, „der Mensch gegenüber hat wohl einen schlechten Tag“, dann kann ich ihm zumindest mit einem Lächeln ein gutes Gefühl geben und sagen: „Mensch, ich hab dich wahrgenommen.“ Vielleicht tut ihm das ja gut und er denkt: „Endlich. Alle anderen hasten nur an mir vorbei.“ Wenn man jemandem etwas Gutes tut und merkt, man hat dessen Leben für diesen kleinen Moment erhellt, dann macht das auch etwas mit mir, wenn ich nicht völlig gefühlskalt bin. Und je mehr und öfter man das macht, und je größer vielleicht die Aktionen werden, desto mehr merkt man: Es kommt auch immer was zurück. Wenn jeder ein bisschen mehr im Kleinen macht, dann wird aus vielen kleinen Lichtstrahlen ein helles Licht.

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Du hast andere Menschen getroffen – und die Begegnungen in einem Buch notiert. Wieso?

Ich habe nach Leuten geschaut, mit denen ich schon eine persönliche Geschichte habe. Dadurch kannte ich Punkte aus ihrem Leben, an denen sie beispielhaft Wertschätzung gelebt haben. Christian Rach zum Beispiel habe ich 2015 während der Dreharbeiten für eine ZDFReportage in Indonesien kennengelernt. Da hat er mir eine Geschichte erzählt aus Thailand: Er hatte ein großes Koch-Projekt, fast gar nicht zu schaffen. Und trotzdem hat er sich erst mal einen Tag Zeit genommen, um die Mitarbeiter kennenzulernen und wertzuschätzen, anstatt gleich loszulegen – obwohl er nur zwei Tage hatte. Das Ergebnis war eine unglaublich positive, effektive Arbeitsatmosphäre, ohne die das Ganze gnadenlos gescheitert wäre. Das war für mich ein Indiz zu sagen: In einem Buch über Wertschätzung will ich unbedingt Christian dabeihaben!

Tim Niedernolte mit TV-Koch Christian Rach (Bild: dirk schmidt dsphotos.de)

Und wie kamst du auf Dunja Hayali?

In der Planungsphase des Buchprojekts war gerade das Thema Hass in sozialen Medien total präsent. Und für sie ist das ein großes Thema: Dunja Hayali ist ein Paradebeispiel dafür, wie man in diesem Bereich Inspiration leben – und damit umgehen kann.

Was mich vor allem beeindruckt, ist die Ausdauer und Energie, mit der sie gegen Hass im Netz vorgeht. Sie gibt sich nicht damit zufrieden, dass es Menschen gibt, die andere niedermachen. Sie stellt sich Konflikten, weil sie gelernt hat, dass man nur was verändern kann, wenn man sich mit Menschen auf Augenhöhe begibt, mit ihnen redet, statt auf gleicher Schiene zurückzuschießen. Ich finde auch faszinierend, dass sie gerade in Situationen, in denen sie mit völlig konträren Meinungen konfrontiert ist, nicht einfach nur drüberbügelt, sondern sie sagt: „Ich will den Menschen dahinter sehen. Ich will wissen: Warum ist er so und denkt so? Was ist die Geschichte dahinter?“

Mit Menschen auf Augenhöhe: Die ZDF-Kollegen Dunja Hayali und Tim Niedernolte (Bild: dirk schmidt dsphotos.de)

Sie hat auch AfD-Demonstranten in Erfurt die Möglichkeit gegeben, zu erklären, was ihre Ängste und Sorgen sind, gerade in Bezug auf Flüchtlinge. Was bewirkt so etwas?

Es bewirkt, dass Menschen sich wahrgenommen, angehört fühlen. Viele Menschen in unserem Land neigen oft deshalb zu eher radikalen Ansichten, weil sie sich abgehängt fühlen. Da gilt es zu fragen: „Was sind deine Sorgen? Warum tickst du so? Warum hast du das Gefühl, dass kein Ausländer in unser Land kommen darf? Okay, weil du selber nicht genug zum Leben hast. Weil dein Alltag so schwierig ist und du das Gefühl hast, dass die Politik sich nur um die anderen kümmert, aber nicht um dich.“ Das verändert etwas. Man gibt dem Menschen das Gefühl, er ist nicht nur der Loser – sondern ein Mensch mit Gefühlen, mit Wünschen, Hoffnungen, auch mit Frust. Wahrgenommen und angehört zu werden, schafft eine ganz andere Gesprächsgrundlage, von der aus Veränderung geschehen kann.

Bringt eine wertschätzende Haltung nicht auch die Gefahr mit sich, dass Leute dich ausnutzen, weil du ihnen zu sehr entgegenkommst?

Davor hatte ich im Blick auf das Buchprojekt tatsächlich Respekt: vor der Frage, ob das Thema ankommt. Oder ob die Leute sagen: „Gut, das ist jetzt der naive Tim und sein Team. Mehr Wertschätzung wäre schön, aber die Welt tickt anders.“ Aber ich habe einfach viel zu oft die Power von Wertschätzung erlebt. Dieser scheinbar naive Schritt kann so viele Schritte nach vorne bewirken, dass man damit am Ende immer viel weiter kommt.

Ich habe mich in der Vorbereitung viel eingelesen, Statistiken und Fachliteratur, habe mit Unternehmern gesprochen, die mir bestätigen: Wenn wir nicht alle step by step umdenken – und zwar schnell –, dann werden wir mit der Art, wie wir miteinander umgehen und arbeiten, das Ende des 21. Jahrhunderts nicht positiv erreichen. Wenn man den Fachleuten Glauben schenkt, dann gehen wir als Gesellschaft ziemlich bald kaputt, wenn wir nicht wertschätzender werden.

(…)

In deinem Buch finden sich auch biblische Zitate. Welche Rolle spielt dein Glaube beim Thema Wertschätzung?

Ich habe viel gelernt von Gott, von Jesus. Jesus war der Wertschätzer par excellence. Das Paradebeispiel für gelebte Wertschätzung, für Nächstenliebe steckt in dem Satz von Jesus: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“ Das ist das Motto von Wertschätzung: den anderen so anzunehmen und anzusehen, wie man selbst angesehen werden möchte. Den anderen mitnehmen und nicht nur bei sich selbst verharren.

Was ist deine weitere Planung: Geht das Projekt Wertschätzung noch weiter?

Im Moment möchte ich vor allem das Buch und seine Message ins Land tragen. Wir gehen auf eine Lesereise, in Städte in Deutschland und in Amerika. Der nächste Schritt ist zu schauen: Was kommt zurück? Welche Ideen entwickeln sich durch unser Projekt, auch durch Menschen, die davon lesen; durch andere Netzwerke? Ich habe jetzt nicht ein Fass aufgemacht, um mich danach wieder aufs Sofa zu setzen. Ich will dranbleiben.

Vielen Dank für das Gespräch!


Die Fragen stellte Lydia Rieß

Tim Niedernolte: „Wunderwaffe Wertschätzung. Vom großen Glück einer einfachen Lebenshaltung“ (adeo Verlag)

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