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Walk For Freedom – Schritt für Schritt gegen Sklaverei

Sklaverei hat viele Gesichter, aber wenige Stimmen. Deswegen trugen am Samstag Menschen in mehr als 50 Ländern ihre simple wie radikale Forderung auf die Straßen: Sklaverei abschaffen, überall und endgültig!

Von Liesa Dieckhoff

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Knapp 200 Menschen, ganz in schwarz gekleidet, laufen in einer Linie dicht hintereinander durch die Straßen Bonns. Die Läufer haben sich gelbe Klebestreifen über den Mund geklebt, um die stumme Hilflosigkeit der Versklavten zu symbolisieren. Sie tragen Regenschirme, die die Aufmerksamkeit der Passanten auf sich ziehen sollen und zugleich als praktischer Wetterschutz dienen. Ein eindrückliches Bild.

Bereits zum fünften Mal fand der „Walk For Freedom“ am 20. Oktober weltweit in mehr als 50 Ländern statt. Organisiert wurde er erneut von der Initiative A21, die auf die christliche Mitgründerin Christine Caine zurückgeht. Bonn war in diesem Jahr zum ersten Mal mit dabei. Eine der lokalen Organisatorinnen, Lydia Herter, freut sich über die rege Beteiligung an dem Marsch: „Einige Leute sind spontan auf den Lauf aufmerksam geworden und wollten mitmachen, denen haben wir dann ein Schild in die Hand gegeben und gesagt: ‚Kommt mit.'“ Männer, Frauen und Kinder treten mit ihrer Teilnahme für die Freiheit der Menschen ein, die dies selbst nicht tun können.

Deutschland – ein attraktives Ziel

Eine bedrückende Stille begleitet den Marsch – lautlose Demonstrationen sind in der ehemaligen Hauptstadt eine Seltenheit. Damit die irritierten Passanten das Geschehen trotzdem einordnen können, werden die Läufer von zwölf Helfern begleitet, die Informationsflyer aushändigen und gezielt Menschen ansprechen. Die Reaktionen darauf sind überwiegend positiv, berichten die Verteiler: „Die erste Reaktion ist immer: ‚Krass, so was gibt es in Deutschland? Wussten wir gar nicht!‘ Viele haben gesagt: ‚Super, dass ihr das macht, gute Sache.'“

Walk For Freedom
Der Walk For Freedom in Bonn. Foto: Sophie Stiebig

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Weltweit sind schätzungsweise 40 Millionen Menschen Opfer von Menschenhandel, davon rund 71 Prozent Frauen. Über falsche Arbeitsangebote und Täuschung gelangen die Betroffenen an ihren Zielort und werden dort vor allem zum Zwecke der Zwangsarbeit, Prostitution oder der häuslichen Pflege ausgebeutet. Neben dem Mittleren Osten sowie Nord- und Mittelamerika sind vor allem West- und Mitteleuropa Hauptzielorte von Menschenhändlern. Ein höherer Lebensstandard, politische und wirtschaftliche Stabilität sowie eine hohe Nachfrage an Arbeitskräften machen auch Deutschland attraktiv.

Von der eigenen Mutter versklavt

Eine Überlebende der modernen Sklaverei ist Liana. Die Menschenrechtsorganisation International Justice Mission (IJM) erzählt auf ihrer Webseite die Geschichte der Betroffenen: Die junge Dominikanerin wächst auf einem Hof bei ihren Großeltern auf. Als sie für einen Neuanfang zu ihrer Mutter in die Stadt zieht, verkauft diese sie an Nachbarn und Bekannte für Sex. Sie wird als Sklavin gehalten, von der eigenen Mutter bedroht und muss mit ihren 14 Jahren jeden Tag zahlreiche Freier bedienen. Die Großeltern bekommen keinen Kontakt mehr zu ihrer Enkelin und ahnen, dass etwas nicht stimmt, sind jedoch nicht in der Lage, etwas zu unternehmen. Über den Stiefvater des Mädchens wird Liana schließlich als Kinderbraut mit einem fremden Mann verheiratet. Der Mann behandelt sie gut, sodass sie sich ihm schließlich anvertraut und von ihrer Vorgeschichte und der Ausbeutung durch ihre Mutter erzählt. Auf Wunsch des Mädchens bringt er sie zurück zu ihren Großeltern, die trotz der Morddrohungen durch Lianas Mutter die Polizei einschalten. Der Fall landet mithilfe von IJM vor Gericht, das Lianas Mutter zu 15 Jahren Haft verurteilt.

Das Urteil ist ein kostbarer Sieg, denn nur wenige Fälle werden angezeigt und kaum ein Fall endet mit einem rechtskräftigen Urteil. Selbst wenn Recht gesprochen wird, bleiben die Betroffenen meist mit großen physischen und psychischen Verletzungen zurück. Liana bekommt heute therapeutische Hilfe, um das Geschehene zu verarbeiten. Ihre Geschichte ist nur ein Beispiel für eine moderne Form der Sklaverei.

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Jeder Schritt hat Konsequenzen

Für Menschen wie Liana und zahlreiche weitere Betroffene, die noch immer in Sklaverei gefangen sind, initiiert die Organisation A21 regelmäßig informierende Kampagnen, um auf die Not der Opfer aufmerksam zu machen und Spendengelder zu sammeln. Ein Teil vom Gewinn der verkauften Schirme bei den Walks wird an A21 gespendet und kommt so Opfern von Menschenhandel zugute. Jeder Schritt, der für Gerechtigkeit getan wird, wird Konsequenzen haben. Da ist sich auch Lydia Herter sicher: „Letztes Jahr waren 17 deutsche Städte dabei, dieses Jahr schon 25 und nächstes Jahr werden es bestimmt noch mehr. Wir wollen noch mehr Leute erreichen und darüber informieren, dass Sklaverei existiert. Dass man auch aufstehen und etwas dagegen tun kann. Es ist nicht schwer, ein Zeichen zu setzen und Menschen darauf aufmerksam zu machen.“

In Bonn wurde der Walk in Kooperation mit verschiedenen Kirchen, unter dem Schirm der Evangelischen Allianz veranstaltet. Auch im nächsten Jahr, am 19. Oktober 2019, wird auf diese Weise auf der ganzen Welt wieder gegen Menschenhandel demonstriert.

Mehr Informationen gibt es zum Beispiel unter www.a21.org.

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