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Ökumene im Stillstand: Ökumene-Experte mahnt Kirchen zu Bußfertigkeit und Selbstkritik

Zehn Jahre nach Unterzeichnung der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre sind sich die Kirchen nach Ansicht des Ökumene-Experten Ulrich H.J. Körtner in zentralen Fragen nicht näher gekommen.

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 Von einer gemeinsamen Abendmahls- oder Eucharistiefeier sei man heute genauso weit entfernt wie 1999, sagte der evangelische Theologieprofessor in einem epd-Gespräch. Auch in der Ämterfrage gebe es keine substanzielle Annäherung. Körtner empfahl den Kirchen «Bußfertigkeit und Selbstkritik».

 Was als «historischer ökumenischer Durchbruch» gefeiert worden sei, habe bislang nicht gehalten, was sich die Verfasser des Dokuments versprochen hätten, bilanzierte der Theologe. Er erinnerte daran, dass der Vatikan nur ein Jahr nach der Unterzeichnung in Augsburg das Dokument «Dominus Iesus» veröffentlichte und damit gehörig «viel Wasser in den ökumenischen Wein» geschüttet habe. In diesem Vatikan-Dokument wird den evangelischen Kirchen abgesprochen, Kirche «im eigentlichen Sinne» zu sein.

 Rechtfertigungslehre und Kirchenverständnis, das auf dem Priestertum aller Getauften beruht, gehörten in der Reformation auf das Engste zusammen, hebt der in Wien lehrende Körtner weiter hervor. Für die katholische Kirche habe sich beides damals als «systemsprengend» erwiesen. «Aber inzwischen scheint aus dem Dynamit der Rechtfertigungslehre ein ökumenisches Paniermehl geworden zu sein.»

 Zum Bild ökumenischer Einigkeit in Sachen Rechtfertigung passen nach Einschätzung von Körtner auch nicht die atmosphärischen Veränderungen und Irritationen im Miteinander der Kirchen in jüngster Zeit. Dahinter stecke mehr von einer «Konkurrenzökumene» als von der viel beschworenen «Konsensökumene».

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 Das umstrittene Ökumene-Papier aus dem Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland verrate ein wenig von der in der evangelischen Kirche verbreiteten Stimmung, sagte Körtner weiter. Dieses Papier könne einerseits als «Schwanengesang» der Ära des EKD-Ratsvorsitzenden Wolfgang Huber gelesen werden. Anderseits zeuge es von «Selbstüberschätzung», wenn die evangelische Kirche für sich eine religiöse und gesellschaftliche Themenführerschaft in Deutschland beanspruche. Zum Jahrestag der Unterzeichnung der Rechtfertigungserklärung stünde beiden Kirchen Selbstkritik gut an . «Nur dann hat Ökumene ein Zukunft», fügte der Theologe hinzu. 

(Quelle: epd)

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