Out of the Box – Weil wir wunderbar gemacht sind
Die Kolumne von Tom Laengner

Was verschenkst Du?

Ein Film, elf Freunde, zwölf Jünger. Gedanken über das Schenken und Beschenktwerden von Tom Laengner.

Nenne ich ihn mal Ismael. Wir hatten es uns auf dem Sofa gemütlich gemacht. Ich hatte sogar Kakao angerührt und flüssige Sahne steif geschlagen. Dann konnte es losgehen. Ismael hatte bereits die erste Seite aufgeschlagen. Bevor ich übernehmen konnte, las er: „Die Schüler der zweiten Klasse, in der 5. Volksschule, Berlin Wilmersdorf, Koblenzer Str. 23, hatten ihre Rechenaufgaben beendet.“ In dem Buch ‚Elf Freunde müsst ihr sein‘ bleibt dieser allererste Satz nicht lange allein. Bei den elf Freunden von Sammy Drechsel dachte ich immer, dass es wie bei Jesus war. Ja, die elf Freunde des legendären Sportreporters begleiten mich schon eine ganze Weile! Aber beim Nazarener waren es tatsächlich zwölf Gestalten. Einer mehr. Das überraschte mich, als ich darauf kam. Meinem Enkelsohn war das schnurz. Warum sollte er auch Opas Gedankenwindungen mit verfolgen? Ihm ging es um das Buch, das ich ihm geschenkt hatte. Und nun warteten die Seiten darauf, bewegt zu werden. Ja, Bewegung würde ihnen sicher guttun!

Das Wunder von Bern

Mit dem Schenken ist es manchmal verzwickt. Meinem Bruder habe ich zweimal hintereinander ‚Das Wunder von Bern‘ geschenkt. Damit ich ihm den Film über die Fußballweltmeisterschaft von 1954 nicht ein drittes Mal zu Weihnachten schicke, hatte er mich über meine Unachtsamkeit informiert. Sicher ist sicher. Verzwickt, oder besser verstrickt, war die Sache mit dem Pullover, den eine Freundin in Handarbeit hergestellt hatte. Der Beschenkte wollte nicht unhöflich sein und meinte: ‚Klasse, den kann ich mir jetzt über den Mantel ziehen‘.

Schließlich hat Gott mir auch mal was geschenkt. Mein Leben lang konnte ich wegen einer verengten Nasenscheidewand nicht gut atmen. Und meine Frau wachte immer auf, weil ich so laut schnarchte. Doch nach meiner letzten Chemotherapie war unerwartet Ruhe im Karton. Die Nase war noch da. Aber ich atme jetzt frei und meine Frau kann ruhiger schlafen. Ich finde, das war ein Geschenk Gottes. Dafür hatte er nicht um Erlaubnis gefragt. Und ich werde das Geschenk nicht zurückgeben. Hätte er nicht lieber den Krebs vertreiben sollen? Einen Kommentar dazu versage ich mir. Er würde mein Glück über das freie Atmen deutlich schmälern.

Gott ist souverän

Der Gott, den ich meine, ist souverän. Er ist der Andere, der ganz Andere. Das führt mich manchmal zur Verzweiflung. Andererseits ist er eben kein selbstgebackener Götze, dem ich meine Wunschzettel mit verdrehten Augen oder tonlos weihevoll vortrage. Er zwingt mir seine Nähe nicht auf. Ich muss also nichts mit ihm zu tun haben wollen. Aber wenn doch? Dann muss ich zur Kenntnis nehmen, was er von sich selber sagt: „Ich bin, der ich bin“. Der Mann Mose ließ sich darauf ein. Achterbahnfahrt war ab da für ihn Programm, wenn auch ohne Achterbahn.

Inzwischen waren mein Enkel und ich auf Seite neun angekommen und der Kakao war auch schon alle. „In Wirklichkeit können torreichere Partien unter Umständen viel ungünstiger sein!“ Heini sah den Lehrer nachdenklich an. Er hätte gern eine Antwort gegeben, aber sie fiel ihm nicht ein. Donnerwetter, dachte ich! Da traut Lehrer Peters seiner Schülerschaft richtig was zu und stellt anspruchsvolle Fragen! Da wusste ich noch nicht, dass die 2. Klasse damals kurz vor dem Abschluss stand und nicht aus Siebenjährigen bestand. Persönlich freue ich mich, dass der Torquotient seit der Saison 1969/70 durch die Tordifferenz abgelöst wurde. Und weil doch nach Weihnachten vor Weihnachten ist: Vielleicht bestelle ich mal gleich zwei Exemplare der „11 Freunde“ als Weihnachtsgeschenke für meinen Bruder! Für 2025 gleich mit!

Out of the box - weil wir wunderbar gemacht sind

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Tom Laengner

Tom Laengner ist ein Kind des Ruhrgebiets. Nach 20 Jahren im Schuldienst arbeitet er journalistisch freiberuflich und bereist gerne afrikanische Länder. Darüber hinaus arbeitet er als Sprecher für Lebensfragen und Globales Lernen.

In seiner Kolumne „Out of the Box – Weil wir wunderbar gemacht sind" schreibt er alle 14 Tage über Lebensfragen, die ihn bewegen.

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1 Kommentar

  1. Am Ende wird alles gut

    „Der Gott, den ich meine, ist souverän. Er ist der Andere, der ganz Andere. Das führt mich manchmal zur Verzweiflung. Andererseits ist er eben kein selbstgebackener Götze, dem ich meine Wunschzettel mit verdrehten Augen oder tonlos weihevoll vortrage. Er zwingt mir seine Nähe nicht auf. Ich muss also nichts mit ihm zu tun haben wollen. Aber wenn doch? Dann muss ich zur Kenntnis nehmen, was er von sich selber sagt: „Ich bin, der ich bin“!Das schreibt Tom Laengner zum Schenken und beim Thema Wunschzettel. Gott funktioniert nicht, er ist kein Gebetsautomat und auch nicht für Bestellungen beim Universum zuständig. Einerseits ist diese Autonomie unseres Schöpfers auch begreifbar in unserer völligen Freiheit: Wir können uns immer für das Gute oder Böse entscheiden, auch für das vollständig Böse und Destruktive und ihm den Rücken zukehren. Er zwingt uns seine Nähe nicht auf. Aber Gottes eigener Wunschzettel besteht aus der größten Botschaft im Unversum, dass Gott seinen Thron über dem Universum verlassen hat und in der Person Jesu in unsere tiefsten Tiefen kam. Größere Liebe und Solidarität gibt es nicht. Denn andererseits ist Gott nicht eine Instanz mit einer gewissen Gleichgültigkeit. Denn Jesus kam wirklich als der Friedefürst und Erlöser und wie alles bei Gott kann dies nicht scheitern. Deshalb gibt es Hoffnung für alle, sogar global, für alle Kreaturen und das gesamte Universum. Mit dem kleinen Baby, dem größten Liebesbeweis von Gott, beginnt bereits eine neue Welt und das Reich Gottes. In dieses mündet alles in einem Neuen Himmel und einer Neue Erde. Kann dies etwas anderes bedeuten als: Am Ende wird alles gut, denn alle Menschen werden sich freiwillig mit Gott versöhnen. Sonst wäre die Mühe umsonst, dass Jesus am Kreuz starb und jedem und jeder seine persönliche Schuld vergab – im Voraus und im Vertrauen dass sein Wort nicht leer zurück kommt.

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