In Pakistan bleibt die Lage nach der Ermordung des liberalen Gouverneurs Salman Taseer angespannt.
Pakistanische Medien berichteten am Donnerstag, der Prozess gegen den mutmaßlichen Täter werde aus Sicherheitsgründen in Islamabad und nicht in der Nachbarstadt Rawalpindi abgehalten. Unterdessen wächst die Angst um Pakistaner, die unter dem Verdacht der Gotteslästerung stehen, wie die zum Tode verurteilte Christin Asia Bibi.
Der Angeklagte Mumtaz Qadri (26), der den Mord an dem Gouverneur der Punjab-Provinz gestanden hat, war am Mittwoch von einer Menschenmenge mit Jubel und Rosenblüten gefeiert worden. Taseer hatte sich massiv für die Abschaffung des Blasphemie-Gesetzes eingesetzt, das Gotteslästerung unter Strafe stellt.
Der Elite-Polizist Qadri war kürzlich Taseers Leibwache zugeteilt worden. Er erklärte, er habe den Gouverneur wegen seiner liberalen Einstellung umgebracht. «Taseer ist ein Gotteslästerer und dies ist die Strafe für Gotteslästerer», sagte er im Fernsehen.
Unterdessen soll eine Gruppe Militanter nach Angaben der pakistanischen Tageszeitung «Express Tribune» ein Selbstmord-Attentat auf das Gefängnis geplant haben, in dem die verurteilte Christin Bibi inhaftiert ist. Die fünffache Mutter war im November wegen angeblicher abfälliger Bemerkungen über den Propheten Mohammed zum Tode verurteilt worden. Taseer hatte sich für ihre Begnadigung eingesetzt.
Bibi sitzt in einer Haftanstalt in Sheikhupura in der Punjab-Provinz. Die Sicherheit ist nach Angaben der Polizei erhöht worden. Der Sohn des verstorbenen Gouverneurs, Shehryar Taseer, erklärte der Polizei, dass politische und religiöse Parteien den Mord an seinem Vater unterstützt hätten. Der Politiker habe ständig Todesdrohungen erhalten. Er gehörte der Regierungspartei an und galt als enger Vertrauter von Präsident Asif Ali Zardari.
Es war das erste Mal seit dem tödlichen Attentat auf Oppositionsführerin Benazir Bhutto im Dezember 2007, dass in Pakistan ein so wichtiger Politiker Opfer eines Anschlages wurde. Das Attentat gilt als ein weiteres Zeichen dafür, dass extremistische Kräfte in dem islamischen Land erstarken: Der Vorstoß der Regierung, das Blasphemie-Gesetz zu ändern, führte am Jahreswechsel zu tagelangen Straßenprotesten religiöser Hardliner.
(Quelle: epd)