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Papst: Kritik an Christen, Juden und Muslimen

Papst Benedikt XVI. will die christliche Minderheit im Nahen Osten stärken und die Friedensbemühungen in der Region voranbringen. Die für den Herbst im Vatikan geplante Nahost-Synode soll nach dem Willen des Kirchenoberhaupts den vielfach in ihrer Existenz bedrohten Christen Mut machen, gleichzeitig aber auch Missstände innerhalb der Kirchen sowie in islamischen Ländern und in Israel aufzeigen. Das Arbeitspapier der Synode übergab der Papst am Sonntag zum Abschluss seiner dreitägigen Zypern-Reise bei einer Messe in Nikosia an Bischöfe aus der Region.

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 Die Bemühungen der Kirchen droht die Gewalteskalation nicht erst seit den jüngsten israelischen Attacken auf Hilfskonvois für den Gazastreifen zunichtezumachen. Nach Einschätzung des Papstes droht ein «größeres Blutvergießen», wenn sich die internationale Gemeinschaft nicht entschiedener für ein Ende des Konflikts in der Region einsetzt.
 Das mit Spannung erwartete 40-seitige Arbeitspapier der vom 10. bis 24. Oktober tagenden Nahost-Synode beklagt, dass Israel Kritik an seiner Politik im Umgang mit den Palästinensern mit Antisemitismus gleichsetzt und damit versucht, unwirksam zu machen. Die israelische Besetzung von Palästinensergebieten brandmarkt das Dokument offen als «politisches Unrecht».
 Mehrheitlich muslimischen Ländern wirft der Vatikan eine mangelnde Trennung von Staat und Kirche vor, die in fehlendem Respekt vor der Religionsfreiheit münde. Das verbreitete Verbot für Muslime, zum christlichen Glauben überzutreten, verletzte die Religionsfreiheit. Die Annahme eines anderen Glaubens gelte im Orient vielfach «als Verrat an der vor allem auf seiner religiösen Tradition fußenden Nation». Eine Trennung von Religion und Staat würde dagegen zu «mehr Gleichheit unter Bürgern unterschiedlicher Glaubensgemeinschaften führen und damit eine gesunde Demokratie fördern», die die Rolle der Religion auch im öffentlichen Leben anerkennt. An die Adresse der Christen gewandt warnt das Arbeitspapier vor dem Rückzug in einer für Minderheiten typische «Ghettohaltung», auch wenn wachsender muslimischer Fundamentalismus mehr Gewalt nach sich ziehe.
 Das vom Vatikan im Vorgriff auf die Nahost-Synode ausgearbeitete Papier spart indes auch nicht mit Kritik an den in zahlreiche einzelne Gemeinschaften getrennten katholischen Kirchen der Region. Weniger Prachtentfaltung und mehr Transparenz in finanziellen Fragen fordert es den Würdenträgern der unter schwierigen Bedingungen existierenden Kirchen ab. Als Minderheit könnten die Christen aus Vatikansicht zudem mehr Gewicht in der internationalen Debatte erhalten, wenn sie sich weniger gespalten zeigten.
 Wie wenig im Nahen Osten Religion und Politik zu trennen sind, demonstriert auch der Hinweis auf Gruppen fundamentalistischer Christen, die Ungerechtigkeiten an Palästinensern unter Hinweis auf die Bibel rechtfertigen. «Das macht die Lage der arabischen Christen noch schwieriger», gesteht das Dokument ein, in das Forderungen und Klagen kirchlicher Vertreter der Region eingeflossen sind.
 Der Papst übergab das Synodenpapier nicht zufällig bei seiner ersten Reise in ein mehrheitlich orthodoxes Land. Zumindest im Dialog mit den Ostkirchen sieht der Vatikan inmitten der ansonsten eher düsteren Bestandsaufnahme des Arbeitsdokuments Chancen für Fortschritte.

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