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Plakataktion: Publizist Friedman verteidigt Belohnung für Hinweise auf NS-Verbrecher

Der Publizist Michel Friedman hat die vom Simon-Wiesenthal-Zentrum ausgeschriebene Belohnung für die Ergreifung von Nazi-Kriegsverbrechern verteidigt. Auch im normalen polizeilichen Alltag würden Schwerkriminelle mit diesem Instrument gesucht und dadurch gefangen, sagte der Anwalt und frühere Vizepräsident des Zentralrats der Juden der "Saarbrücker Zeitung" (Mittwochsausgabe).

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Nach Auffassung des Historikers Norbert Frei geht es bei der Fahndung nach noch lebenden NS-Verbrechern vor allem darum, den Opfern nachträglich Gerechtigkeit zu verschaffen.

 Das Simon-Wiesenthal-Zentrum hatte am Dienstag unter dem Motto "Spät. Aber nicht zu spät! Operation Last Chance II" eine Plakatkampagne in Berlin, Hamburg und Köln zur Suche nach NS-Verbrechern gestartet. Auf den Plakaten wird die deutsche Bevölkerung aufgerufen, mögliche NS-Täter an die Nazi-Jäger zu melden. Für wertvolle Hinweise wird eine Belohnung von bis zu 25.000 Euro ausgesetzt. Der Münchner Historiker Michael Wolffsohn hatte die Belohnung kritisiert: "Ich finde es geradezu pietätlos und schamlos: 25.000 Euro für Schwerstverbrecher", so Wolffsohn. Mit einer moralisch intensiven Aufarbeitung habe das alles "weniger als nichts zu tun".

 Friedman widersprach dem Begriff "Kopfgeld". Es gehe dem Wiesenthal-Zentrum "nicht um Rache, sondern um Recht und Gerechtigkeit". Zudem kritisierte der Jurist die deutsche Justiz. Zu keinem Zeitpunkt seien die Möglichkeiten der deutschen Rechtsprechung voll ausgeschöpft worden. Ein Teil der deutschen Justiz habe "viel zu lange viel zu wenig getan, um die Strafverfahren in den letzten Jahrzehnten umzusetzen".

 Viele ehemalige Nazis hätten ihre bürgerliche Existenz weiterleben könne, statt ihre Strafe in einem Gefängnis abzusitzen. Die Mörder, Mitläufer, Helfershelfer seien in einem sehr hohen Alter. "Viel Zeit bleibt also tatsächlich nicht mehr", sagte Friedman. Die überlebenden Opfer und ihre Angehörigen wollten eine klare rechtliche Zuordnung.

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 Der Historiker Norbert Frei vertrat den Standpunkt, bei Prozessen gegen NS-Täter gehe es heute letztlich nicht um die Frage, ob Urteile noch ausgeführt werden könnten. Vielmehr gehe es darum, den NS-Opfern nachträglich Gerechtigkeit zu verschaffen, sagte der Historiker an der Universität Jena. Die Kampagne des Wiesenthal-Zentrums solle öffentliche Aufmerksamkeit erzielen: "Ich schätze eigentlich an der ganzen Aktion die Sache selbst für das Wichtige ein und nicht die Modalitäten", sagte Frei.

 Die Justiz dürfe nicht ruhen, solange es Überlebende des Holocaust oder Nachkommen von Überlebenden gebe, "die argumentieren, dass sie eine Sühne für das Leid erwarten", unterstrich Frei. Zudem gelte ganz klar, dass Mord nicht verjährt. Vermutlich gebe es aber nur noch "eine sehr kleine Zahl von Tätern", sagte der Historiker.

 Durch das Urteil gegen den früheren SS-Wachmann John Demjanjuk hätten sich die Möglichkeiten der Anklage und der wirksamen Prozessführung verändert, unterstrich Frei. Demjanjuk war 2011 in München wegen Beihilfe zum Mord in 20.000 Fällen zu fünf Jahren Haft verurteilt worden. Er starb 2012 in einem oberbayerischen Pflegeheim im Alter von 91 Jahren. Die neue Rechtsprechung mache es sinnvoll, Anklage zu erheben, sagte Frei. Bis in die 80er Jahre habe die Justiz eine andere Position eingenommen und dem Wachpersonal und den Helfern in den Vernichtungslagern keinen eigenen Tatwillen unterstellt.

(Quelle: epd)

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