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Theologe: Einfluss der Kirchen auf die Politik schwindet

In Österreich hat die rechtsgerichtete FPÖ den Auftrag zur Regierungsbildung erhalten. Mit Deutschland direkt vergleichbar sei die Situation nicht, sagt der Theologe Ulrich Körtner, aber: Der Einfluss der Kirchen auf die Politik gehe in beiden Ländern zurück.

Mit Blick auf die voraussichtliche Regierungsbeteiligung der rechtspopulistischen FPÖ in Österreich warnt der Wiener Theologe Ulrich Körtner davor, voreilig Parallelen mit der Situation in Deutschland zu ziehen. „Die politische Landschaft in beiden Ländern ist zu unterschiedlich“, sagte der Ordinarius für Systematische Theologie an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien dem Evangelischen Pressedienst. Die FPÖ sei in Österreich bereits seit Jahrzehnten etabliert und habe mehrfach Regierungsverantwortung getragen.

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„Innere Verbindung zum Christentum weggebrochen“

Insgesamt nehme der Einfluss der Kirchen und der christlichen Prägekräfte in der österreichischen Gesellschaft und Politik dramatisch ab, räumte Körtner ein. Kirchenpolitisch bedeutsam sei, dass der christlich soziale Flügel in der ÖVP, einer der ehemals staatstragenden Parteien, „völlig marginalisiert ist“. Er habe sich auf die katholische Soziallehre gestützt.

Von den ganzen christlichen Inhalten sei bei der ÖVP nicht mehr viel übrig geblieben. Für viele sei die innere Verbindung zum Christentum weggebrochen, sagte Körtner weiter. Unabhängig davon, wie die momentanen Koalitionsverhandlungen laufen und ob Kickl am Ende Kanzler wird oder nicht: „Der Einfluss des Christentums, ob nun katholisch oder evangelisch, der ist spürbar zurückgegangen.“ Für Deutschland wäre das in manchem vergleichbar.

AfD und FPÖ: verschwistert, aber andere Entstehungsgeschichte

Körtner äußerte sich jedoch vorsichtig zu Vergleichen zwischen FPÖ und AfD. Die FPÖ sei mit der AfD verschwistert, aber die FPÖ habe eine andere Entstehungsgeschichte als die AfD. „Es gibt einen Strang in der Geschichte der FPÖ, der geht zurück auf die 1848er Revolutionszeiten.“ Zudem sei die FPÖ in der Fläche schon lange vertreten. Es gebe viele FPÖ-Bürgermeister und die Partei sei momentan in fünf Landesregierungen mit vertreten. In der Steiermark stelle die FPÖ erstmals den Landeshauptmann. Das habe es zuletzt in Kärnten mit Jörg Haider (1950-2008) vor Jahrzehnten gegeben.

Die rechtsextremen Tendenzen der Partei stellten gleichwohl eine ernste Gefahr für Österreich und Europa dar. Am Montag hatte Österreichs Bundespräsident Alexander Van der Bellen den rechtsnationalen Politiker und FPÖ-Chef Herbert Kickl mit der Regierungsbildung beauftragt.

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5 COMMENTS

  1. Man sollte dem schwindenden Einfluss der Kirchen in der Gesellschaft endlich einmal gründlich auf den Grund gehen.
    Denn an den Kirchen selbst kann es ja nicht liegen, oder ? 🙂

    • Kirche fromm und innerlich und/oder politisch aktiv?

      Nun ja, lieber Herr Wößner. Was ist denn „christlicher Einfluss der Kirchen in der Gesellschaft“?? Setzen wir uns NICHT für Nächstenliebe ein, also für Diakonie und Caritas, Frieden in der Welt, Menschenrechte und Flüchtlinge, dann würde man uns Christinnen und Christen zurecht Vorwürfe machen. Aber andererseits, insbesondere auch unter Berücksichtigung von vielem was Jesus wirklich lebte und sagte, hier vorallem auch seine Bergpredigt, kann doch niemand behaupten dies beinhalte nur fromme Innerlichkeit (die durchaus wichtig ist), sondern auch ein sehr bewusstes Einmischen und kritische Einwände, sowie eine ebenso kritische Solidarität der Kirchen auch mit dem Staat. Aber dann sagen und schreiben doch Leute, die Kirche und damit die Christinnen und Christen seien zu politisch und sie sollten stattdessen fromm sein. Da sehe ich mich aber eher auf der Wellenlinie von Jesus, der sich bei den damaligen Religionsdienern (die Religionsherrscher waren) eher zwischen alle Stühle setzte und sogar die Tische im Tempel umkippte, weil es dort nur um den Verkauf und Verweltlichung (als Geschäftsmodell) ging. Also wie sollen wir denn sein? Ich denke schon so, wie Jesus war. Vorallem wie dürfen wir sein, wenn solch kritische Einmischung aus christlicher Sicht als linksgrün und manchmal sogar absurd dann als kommunistisch diffamiert werden? Und wie sollen denn Kirchen sein: Nur als fromme Innerlichkeit? Oder nur aktiv und für Menschen auch den den Hecken und Zäunen der Welt. Ich glaube, beides ist gut. Aber wie könnte Kirche denn zwei völlig entgegengesetzte Erwartungen erfüllen, wenn diese nicht selten gegeneinander ausgespielt werden? Und lieber Herr Wößner: Ich schreibe sicherlich zu ausführlich. Aber sie könnten doch mehr als drei Sätze schreiben und einmal etwas wirklich formulieren, was sich so liest wie eine wirklich konkrete Antwort auf hoffentlich verständliche Fragen. Vorallem müsste ich mal wissen, wie man denn Licht der Welt und Salz der Erde sein soll, wenn wir da keine Lichter anzünden und auch unser menschliches Zusammenleben in der Gesellschaft nicht für andere schmackhafter machen (Salz sein)?? Die Urgemeinde war nach meinem Verständnis fast revolutionär. Vorher im Tempel oder in der Synagoge kamen nun reiche Leute, arme Menschen und sogar Sklaven zum Gottesdienst in fremde Wohnzimmer, die doch dann alle gleich waren als Geschwister. Allein das war für damalige Moral schon völlig ungehörig. Mag sein, daß unser westlicher Individualismus das wirklich geschwisterliche Leben und zumindest ein wenig das Leben auch zu teilen, stark beeinträchtigt. Aber das könnte doch Menschen zu den Kirchen und dann zu Jesus bringen, wenn sie bei uns Gemeinschaft finden. Ich bin zwar dagegen sich überheblich auf die fromme Brust zu schlagen, aber diesbezüglich könnten wir doch mehr für uns investieren und auf Bedürfnisse von Menschen nach Gemeinschaft antworten. Nun sagen sie mal piep.

  2. Im Grundsatz gilt die Politik der Demokratie und diese wiederum verteidigt mit aller Staatsgewalt die Würde des Menschen.

    Wo also liegt das Problem, wenn sich einzelne Parteien über dieses Rechtsprinzip der Demokratie stellen und es außer Kraft setzen wollen?

    Für mich fehlt es innerhalb der Parteien am Verständnis um die demokratische Verbindlichkeit, die sich in ihrem Unterfangen aus der gegenwärtigen Politik ergibt.

    Mit welchem Recht fordern Politiker etwas von dem Volk ein, dessen Hand sie füttert?

    Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich, sodass kein Unterschied zwischen einem Politiker, einem Arbeiter und einem Unternehmer besteht, denn ihre Rollen sind aus dem Volk erwachsen, dem sie angehören. Dieses Volk wurde in einer anderen Zeit Polis genannt, eine Verbindung, die dem Wohlergehen aller dienen soll, so würde ich diese Polis heute in ihrer weiteren Entwicklung bezeichnen.

    Letztendlich stellt sich die Frage nach ihrer Struktur eigentlich gar nicht, denn Polis ist das Wachstum, dem sich der Mensch verpflichtet hat, der von ihrem Wohlwollen gegenüber seinen Bedürfnissen profitiert. Alles, was darüber hinaus praktiziert wird, mag ein nettes Beiwerk sein, doch hat es keinerlei Auswirkung auf das Leben, das in seiner Einheit weder von der Polis abhängig ist noch auch nur einen einzigen Anspruch daran erhebt.

    Der Anspruch des Lebens ist in Gott begründet und erfüllt an ihm die Zeit, die sich selbst ergründen will. Damit sei, so Gott will, all seine Zeit an dem Leben erfüllt, das es braucht, um als Mensch gegenüber der Einheit von Gott bestehen zu können. Wir brauchen uns alle, um das Leben an der Einheit zu erheben, durch die es sich beschreiben lässt, weil eben diese Einheit, sich ihrer Anteilnahme bewusst, den Teil zur Betrachtung beiträgt, der es zu einem Ganzen werden lässt.

  3. Ja, es gibt Unterschiede zwischen Österreich und Deutschland. Während die katholische Kirche in Österreich noch etwas präsent ist, istz sie in Deutschland vollkommen unbedeutend. Man sieht es nicht nur an aktuellen Themen, sondern auch an der Teilnahme an irgendwelche Veranstaltungen oder an der sonntäglichen Reichweite.
    Etwas was nicht verwunderlich ist wenn man die Kirchen betrachtet. Ja, auch die Säkularisierung der Gesellschaft ist schuld, aber die Kirchen sind oftmals die Auslöser davon und selber nicht in der Lage die eigene Säkularisierung zu überwinden. Hinzu kommt das Desinteresse zu den eigenen Glaubensinhalten zu stehen. War auch bislang nicht notwendig, die Kirchensteuer ist reichlich geflossen und hat dafür gesorgt das man den eigentlichen Auftrag vergessen hat.

    Aber es gibt einen gemeinsamen Nenner zwischen Österreich und Deutschland, unabhängig der Religionen: In beiden Ländern ignorieren die etablierten Parteien die Sorgen der Wählerinnen und Wähler, was letztendlich zum Erstarken von „Alternativen“ führt.
    Beides ist in Österreich und Deutschland zu beobachten und an beidem sind die etablierten Parteien schuld. Letztendlich geht die Macht vom Wähler aus und wenn man nicht abgewählt werden will, sollte man sich an den Wählern orientieren.
    Nun kann man übelst schimpfen über die Nazis und die Faschisten und sonst irgendwas. Das hilft sogar ein paar Jahre, aber bald sind die Begriffe abgenutzt und da die Vertreterinnen und Vertreter der etablierten Parteien keine reinere Weste haben als die der anderen Parteien, ist es den Wählern egal. Und die vielen Korruptionsskandale und Postenschachereien in Österreich und Deutschland sorgen für massiven Vertrauensverlust.

    So gesehen sind die etablierten Parteien schuld daran dass Parteien wie FPÖ oder AfD erfolgreich sind. Die Wähler haben nicht allzu viele Alternativen.

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