Weltweit gibt es eine „dramatische Fülle“ an Verletzungen der Religionsfreiheit. Dies erklärte der Experte Dr. Heiner Bielefeldt in einer öffentlichen Anhörung des Ausschusses für Menschenrechte in Berlin.
In der öffentlichen Anhörung des Ausschusses für Menschenrechte zum dritten Bericht der deutschen Bundesregierung zur weltweiten Lage der Religions- und Weltanschauungsfreiheit thematisierten die eingeladenen Sachverständigen in Berlin die Religionsfreiheit in der Welt.
Auf die „dramatische“ Fülle „höchst unterschiedlicher“ Verletzungen von Religionsfreiheit rund um den Globus machte Prof. Dr. Dr. h. c. Heiner Bielefeldt, Professor für Menschenrechte und Menschenrechtspolitik am Institut für Politische Wissenschaft der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, aufmerksam. „Verletzungen der Religionsfreiheit finden in allen Lebensbereichen statt“, erklärte Bielefeldt. Die Religionsfreiheit zu stärken, ergebe nur Sinn, wenn man sie als Menschenrecht begreife. Umgekehrt setze ein volles Verständnis der Menschenrechte den Respekt der Religionsfreiheit voraus. Diese sei sonst „entmenschlicht“. Es wäre fatal, zwischen beiden künstliche Antagonisten zu konstruieren.
Religionsfreiheit ist kein „kein Sakralrecht“
Die Religionsfreiheit sei auch „kein Sakralrecht“ oder „Recht der Frommen“. „Berechtigte sind alle Menschen“, machte der Wissenschaftler klar. Auch die Freiheit, keine Religion auszuüben, gehöre dazu. „Auch bekennende Atheisten können sich auf sie berufen.“ Indem man die Infrastruktur der Menschenrechte stärke, werde der Religionsfreiheit am besten geholfen.
Kein Menschenrecht werde so unmittelbar gefühlt wie die Religionsfreiheit. Und um mit Missverständnissen auszuräumen: Religionsfreiheit ist ein individuelles Menschenrecht auf die freie Ausübung des Glaubens oder auch des Nichtglaubens – und kein Recht der Religionen. Die strikte Durchsetzung von religiösen Normen oder Dogmen – wie die Beschneidung von Frauenrechten im Iran oder die Blasphemiegesetze in Pakistan – hat nichts mit Religionsfreiheit zu tun und verletzt die Menschenrechte.
Schirrmacher: Religion als Teil der Demokratie
Dass Deutschland einen eigenen Bericht zum weltweiten Zustand der Religionsfreiheit vorlege, sei wichtig, sagte Erzbischof Prof. Dr. theol. Dr. phil. Dr. mult. Thomas Schirrmacher. Die darin festgestellten Dinge würden ansonsten nicht öffentlich gemacht. Außenpolitik brauche diese „effektiven Informationen“. Religion und Weltanschauung sind „konstitutiv für das Menschsein“, für unsere innersten Überzeugungen, unsere Identität, so der Schirrmacher. Das gelte für Muslime wie für Humanisten.
In Deutschland herrsche zwar eine Trennung von Religion und Staat, aber Religion und Politik ließen sich nicht trennen. Religion sei Teil der Demokratie. Die Religionsfreiheit durchziehe auch sämtliche Menschenrechte. „Ich kann die Thematik nicht herausnehmen.“ Immer müsse man auf die hinter einer individuellen Entscheidung liegende weltanschauliche Motivation eingehen. Kaum ein Menschenrecht werde individuell „so unmittelbar gefühlt“.
Verfolgung von Christen
Der Philosoph und Politologe Mag. Dr. Christian Machek mahnte, neben der berechtigten Beschäftigung mit den Phänomenen des Antisemitismus oder der Islamophobie die Verfolgung von Christen nicht zu vergessen und kritisierte, die Bundesregierung müsse die richtigen Prioritäten setzen. Die weltweit meist verfolgte Religion sei das Christentum. Dieser Aspekt fehle aber in dem Bericht.
Weltweit solle man anderen Religionen und Wertvorstellungen mit Respekt, nicht belehrend, begegnen. „Der Säkularismus kann nicht die alleinige Norm sein. 85 Prozent der Menschen bekennen sich irgendwie.“ Wichtig sei, in einen Dialog zu treten.
Ausführlicher Bericht der Anhörung zum „Dritten Bericht der Bundesregierung zur weltweiten Lage der Religions- und Weltanschauungsfreiheit“: Link
Religionsfreiheitals Menschenrecht: – Am Ende wird alles gut werden
Die Religionsfreiheit zu stärken, ergebe nur Sinn, wenn man sie auch als Menschenrecht begreife. Umgekehrt setze ein volles Verständnis aber der Menschenrechte den Respekt der Religionsfreiheit voraus. Damit hat Dr. Heiner Bielefeldt vollkommen recht. Vielleicht sollte man anfügen, dass unsere menschliche und damit heute stattfindende soziale Weiterentwicklung durchaus immer rechtfertigt, insbesondere in modernen Zeiten, ins Auge gefallene neuzeitliche Gegebenheiten – etwa wie Toleranz und die Demokratie – ebenso als christliche Werte anzusehen. Die Demokratie darf immer nur eine Herrschaftsform auf Zeit sein, ist durch Gesetze geregel. Aber auch das Gewaltmonopol des Staates berücksichtigt ebenso, dass dort immer die menschliche Würde bewahrt bleiben muss: Weil wir Geist von Gottes Geist sind und ebenso nach seiner Vorstellung mit Werten und Fähigkeiten versehen wurden. Mit Mitmenschlichkeit, Achtsamkeit, Mitgefühl, Empathie und mit dem Vermögen auch solidarisch und kooperativ zu handeln. Die Toleranz Gottes besteht darin, dass wir sogar unseren Freien Willen auch dann noch ausleben können, weil wir ihn als Freiheit erhalten haben, selbst wenn wir damit andere beherrschen, unterdrücken und sogar töten würden. Gott fiel auch nicht Kain in die Hand, als er seinen Bruder Abel ermorden wollte. Oderer verhindert daher auch nicht unsere bösartigen Kriege. Diese sind, genauso wie religiöse Unterdrückung in vielen Ländern der Erde, unser menschliches Werk. Daher haben wir eine sehr große Verantwortung für alles was wir denken, reden und tun, damit es uns selbst und möglichst auch allen anderen Menschen gut geht. Und selbstverständlich müssen wir uns für verfolgte Christen genauso einsetzen wie die Drangsalierung von Menschen weltweit, die andere Religionen ausüben. Im Namen von Religionen dürfen Menschen nicht beherrscht, unterdrückt, manipuliert und unaufgeklärt gehalten werden. Aber im Namen richtiger Religion gilt es Liebe zu praktizieren.
Mein (und unser) Credo lauten daher: Dass jeder so an Gott glauben darf wie er es möchte und niemand ihm vorschreiben kann, ob oder welche Form von Religion er für richtig hält. Nur Gott sieht ins Herz. Das ganze Evangelium für den ganzen Menschen ist immer ein Angebot der Nächsten- und Gottesliebe, dass ich jeder/jedem n u r freiwillig machen darf. Die Angst ist in der christlichen Liebe niemals notwendig, aber definitiv auch nicht erlaubt sie in Dienste irgend einer Religion zu instrumentalisieren. Mit Gott Angst zu machen entspricht nicht den Absichten des Himmels. Denn der einst herrschende Messias kam und kommt sanftmütig und mit Liebe, um die ganze Schöpfung zu einem Neuen Himmel und einer Neuen Erde zu machen. Jesus ist für die heutigen „Gutmenschen“ genauso gestorben wie für auch für alle Gleichgültigen, Frommen, Unreligiösen und sämtliche Bösewichte dieser Welt. Er will nicht versuchen die Welt zu erlösen, oder teilweise zu erlösen, oder nur uns Christen zu erlösen: Er wird die ganze Schöpfung und damit das gesamte Universum erlösen und erneuern. Und damit kann er nicht scheitern. Am Ende wird und muss alles gut werden.
„Die Strafe lag auf ihm, damit wir Frieden hätten“. Wir sind freigesprochen von unseren Sünden, Fehlern sowie Ecken und Kanten. Und weil dies so ist, darf Religion niemand Zwang beinhalten und kein Staat darf eigentlich Menschen zu einer bestimmten Religion zwingen. Gott lässt uns die Freiheit und für diese Freiheit haben wir Verantwortung. Aber auch die Verantwortung die Wahrheit über Gott zu erkennen: In seinem Sohn Jesus Christus.