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Russisch-orthodoxer Patriarch Kyrill verspricht Soldaten Sündenvergebung

Kyrill I. radikalisiere sich zunehmend, sagt die Theologin Regina Elsner. Seine Kriegspropaganda begründet er theologisch.

Der Moskauer Patriarch Kyrill I. unterstützt den russischen Präsidenten Wladimir Putin im Krieg gegen die Ukraine nach Einschätzung der Osteuropa-Expertin Regina Elsner nicht nur, um Repressionen abzuwenden. In vielem von dem, was Kyrill sage, müsse er gar nicht so weit gehen, wie er es tue, sagte die katholische Theologin der ZEIT-Beilage „Christ & Welt“. „Etwa in dem Versprechen, dass allen russischen Kämpfern, die in der Ukraine fallen, sämtliche Sünden vergeben werden“, nannte Elsner als Beispiel. Das sei aus theologischer Sicht hanebüchen und erinnere an die Kreuzzüge oder an den radikalen Islamismus.

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Je länger der Krieg in der Ukraine dauere, umso mehr radikalisiere sich der russisch-orthodoxe Patriarch, sagte Elsner. Er begründe seine Kriegspropaganda theologisch beispielsweise mit der Apokalypse. „In seiner Doktrin ist das heilige Russland die letzte moralisch saubere Bastion, die den Antichristen noch aufhalten kann“, erläuterte Elsner, die am Lehrstuhl für Ostkirchenkunde und Ökumenik der Universität Münster lehrt.

Elsner: „Russen empfänglich für mystische Erzählungen“

Verbreitete Unkenntnis in religiösen Dingen in der russischen Bevölkerung erleichtere Kyrill die Verbreitung seiner Botschaften, erklärte die Theologin: „Diese Unkenntnis macht empfänglich für mystische Erzählungen, Wunderglauben und Verschwörungstheorien.“ Sie sei eine Folge davon, dass die Menschen in der Sowjetunion kaum religiös gebildet worden seien.

Für Elsner ist Kyrills Haltung keine Überraschung. Seinen ideologischen Hauptgedanken zufolge finde ein entscheidender Kampf zwischen liberalen und traditionellen Werten statt, sagte die Theologin. 1999 habe er darüber einen programmatischen Artikel veröffentlicht. „Die westlichen Kirchen hätten schon damals nachlesen können, welchen Kurs der spätere Patriarch da fährt“, sagte sie.

Quelleepd

1 Kommentar

  1. Eine Generalsabsolution gibt es nicht

    Dem was Regina Elsner schreibt, kann ich voll zustimmen. Wichtig ist vor allem (Zitat):“ Verbreitete Unkenntnis in religiösen Dingen in der russischen Bevölkerung erleichtere Kyrill die Verbreitung seiner Botschaften, erklärte die Theologin: „Diese Unkenntnis macht empfänglich für mystische Erzählungen, Wunderglauben und Verschwörungstheorien.“ Sie sei eine Folge davon, dass die Menschen in der Sowjetunion kaum religiös gebildet worden seien“! (Zitat Ende) Im übrigen ist Sünde nicht was wir tun – oder absichtlich nicht tun – sondern alleine jene Tatsache im folgenden Bibelvers: „Wir sind allzumal Sünder und mangeln den Ruhmes, den wir vor Gott haben sollten“! Dies trifft übrigens auf alle Menschen in dieser Welt zu. Allerdings resultiert dieser mangelnde Ruhm aus der Tatsache, dass kein Mensch vor Gott sich selbst gerecht machen kann: Also weder durch das Denken, seine Absichten oder die Werke. Denn Sünder zu sein ist leider unsere Natur und deshalb ist die Welt nicht nur in Putins Reich nicht heil. Sünde ist nicht was wir im Einzelnen tun – oder nicht tun – sondern was wir in unserem Wesen sind: Von Gott getrennt Aber doch andererseits: Christinnen und Christen sind Menschen, für die Jesus am Kreuz gestorben ist und die hierdurch gerechtfertigt werden bereits hier auf Erden. Wenn ich also, egal ob ich ein Durchschnittsmensch bin, der Papst oder ein Kirchenpräsident, meine Sünde immer wieder zum Kreuz bringe, jeden Tag aus der Vergebung lebe, dann wird mir auch alle Schuld vergeben. Dazu muss ich nicht ein Soldat bei Putin sein. Der Patriarch Kyrill vermittelt hier die falsche Vorstellung einer sehr Billigen Gnade und macht sich daher an denen schuldig, die eine einfachen Weg suchen, ihre persönliche Schuld aufgrund einer Teilnahme am Krieg bei einem Kirchenoberen einfach abzugeben. So geht das nicht. Jede Schuld kann jeder Mensch nur ganz persönlich bei Gott selbst abgeben – von mir aus auch bei einem Priester, wenn dies sein Glaube fordert und zudem ernsthaft ist. Aber eine Generalabsolution kann es nicht geben. Die Soldaten des 2. Weltkrieges, egal auf welcher Seite, waren teilweise sehr traumatisiert. Dies waren sie nicht nur weil sie in den Krieg mussten und weil sie überleben wollten. Jenen Soldaten Putins durch Kyrill kirchlich-orthodox noch eine Freisprechung von aller Schuld zu versprechen, ist letztendlich seelische Grausamkeit, die kein wirklich funktionierendes Gewissen zu besänftigen vermag. Leider gelten die 10 Gebote auch im Krieg. Der Krieg ist der Versuch, den Teufel mit dem Belzebub auszutreiben. Es ist zwar mein Recht Notwehr zu praktizieren (als Soldat), aber Notwehr generiert nur die nicht-heile Welt und daher werden wir immer wieder schuldig. Selbst die gute Absicht Dietrich Bonhoeffer`s im Widerstand gegen den Antichristen Hitler, verhindert nach Aussage von Bonhoeffer selbst nicht, dass man sich die Finger schmutzig machen musste.

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