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SPD-Politiker Castellucci: Ungenutzte Kirchen können allen dienen

Der SPD-Politiker Lars Castellucci ermutigt die Kirchen dazu, nicht mehr benötigte Kirchen der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen. Solche Entscheidungen seien „schmerzhaft“, böten aber auch Chancen.

Der SPD-Politiker Lars Castellucci rät den großen Kirchen, nicht mehr benötigte Gebäude der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen. Überall in Deutschland ständen „mitten in den Dörfern und Städten zentrale, prägende, oft denkmalgeschützte Gebäude zur Disposition“, heißt es in einem Beitrag des Beauftragten für Kirchen und Religionsgemeinschaften der SPD-Bundestagsfraktion in der in Freiburg erscheinenden „Herder-Korrespondenz“ (September-Ausgabe): „Das ist eine einmalige Chance, zu Nachnutzungen zu kommen, die allen dienen.“

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Der Professor für Nachhaltiges Management an der Hochschule der Wirtschaft für Management in Mannheim räumte ein, dass die Aufgabe von Kirchengebäuden ein schmerzhafter Prozess sei, besonders, wenn die Generationen noch leben, die geholfen haben, die Gebäude zu errichten – auch wegen der persönlichen Erinnerungen an Taufen oder Hochzeiten. „Obwohl die Aufgabe von Immobilien angesichts der prognostizierten Entwicklung von Mitgliedern und Kirchensteuereinnahmen zwingend ist, treibt sie doch mancherorts auch noch die besonders Engagierten enttäuscht aus der Kirche“, gibt Castellucci zu bedenken. Dennoch müssten die beiden großen Kirchen „bis 2060 bis zu 40.000 Immobilien verkaufen“. Allerorten liefen Prozesse, „von welchen Gebäuden man sich trennen will oder muss.“

Die Kirchen müssen laut Castellucci ihren Sinn und Zweck neu beantworten. Nirgendwo stehe geschrieben: «Baut euch Häuser und verkriecht euch darin, hängt euer Herz an alles, was ihr angehäuft habt!» Weniger Immobilien, «in denen es unten schimmelt, oben reinregnet und um die herum niemand mehr die Hecken schneiden will» könnten auch eine Chance auf Neubesinnung sein. «Wer offen sein will für Neues, muss in der Regel erst einmal Platz schaffen und loslassen», mahnt der SPD-Politiker.

Quelleepd

1 Kommentar

  1. Es ist nicht so einfach wie es aussieht

    Selbstverständlich ist die Idee gut, nicht mehr benutzte Kirchen der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen. Allerdings bin ich schon immer davon überzeugt, dass auch jeder vernünfte Kircheninsider so denkt und nach Möglichkeit so handeln wird. Das eigentliche Problem besteht darin, dass kaum jemand ein Gebäude einer – vor allem größeren Kirche – zu verkaufen in der Lage ist: Der Erhaltungsaufwand ist riesig. Die ganz normale Dachsanierung eines sogar noch relativ kleinen romanischen Gotteshauses in meiner alten Heimat kostete in den billigen 1980er Jahre bereits 600.000,- DM, dies dürfte heute in Euro das Doppelte bis Dreifache sein. Auch der laufende Unterhaltungsaufwand ist enorm. Dazu braucht auch eine kleine Gemeinde oft einen jederzeit fleißigen Bauausschuss. Ausserdem stehen die allermeisten Kirchen unter Denkmalschutz, dürfen also nicht verändert werden, dazu gehört u.U. auch (antikes) Holzgestühl innen. Die Bestimmungen des Denkmalschutzes sind fast noch mehr auf ewige Zeiträume angelegt wie dogmatische Lehren. Jedenfalls kann sich dies kein Investor leisten, egal wie viele Menschen (etwa kulturell) in den Gebäuden unterkommen. Die angeblich so reichen Kirchen (was auch auf die Katholische Kirche nicht zutrifft, schon gar nicht allerdings auf die evangelische) haben eine große Last zu tragen nicht nur für nach dem 2. Weltkrieg zu viele erbaute Kirchen, sondern aus den genannten Gründen auch als die Bewahrer von Kulturgütern. Übrigens war man in den großen modernen Kirchenneubauten schon Jahrzehnte so klug, grundsätzlich keine Glockentürme mehr zu bauen und die Kirche selbst als Mehrzweckraum auszustatten. Die Sache ist insgesamt nicht so einfach wie sie aussieht. Mit der Kirche ist das oft so wie mit einer deutschen Burg aus dem Mittelalter: Die nimmt niemand auch nur für symbolische 1,- Euro.

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