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Tod im KZ: Ausstellung würdigt den „Prediger von Buchenwald“

Paul Schneider war evangelischer Pfarrer der Bekennenden Kirche während der NS-Zeit. Er legte sich mit dem Regime an, kam mehrmals in Haft und wurde 1939 im KZ ermordet. Anlässlich seines 75. Todestages zeigt die Stadt Weimar eine Sonderausstellung über den "Prediger von Buchenwald".

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Der Pfarrerssohn stammte aus Pferdsfeld bei Bad Kreuznach (Rheinland-Pfalz) und zog nach dem Notabitur 1915 in Gießen als Freiwilliger in den Ersten Weltkrieg. Dem Theologiestudium ab 1919 in Gießen, Marburg und Tübingen folgten Tätigkeiten unter anderem am Hochofen in Dortmund-Hörde und bei der Berliner Stadtmission.

 Im September 1926 übernahm er nach dem Tod des Vaters dessen Pfarrstelle in Hochelheim bei Wetzlar. Im Oktober 1933 wurde er wegen öffentlicher Kritik an einem Zeitungsartikel von SA-Stabschef Ernst Röhm zum ersten Mal angezeigt. Nach Unstimmigkeiten in der Kirchgemeinde wegen überholter kirchlicher Traditionen erteilte ihm die Rheinische Kirchenleitung Predigtverbot und versetzte ihn Anfang 1934 nach Dickenschied im Hunsrück.

 

 Dort führte im Juni 1934 ein Zusammenstoß mit dem Kreisleiter der NSDAP bei der Beerdigung für einen Hitlerjungen zu mehreren Verhaftungen, nach denen er schließlich im November 1937 in das KZ Buchenwald bei Weimar überstellt wurde. Nachdem er sich am 20. April 1938 geweigert hatte, beim Fahnenappell der Lagerinsassen zu Hitlers Geburtstag die Mütze abzunehmen, erhielt er verschärfte Einzelhaft im Arrestzellenbau.

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 Vom Zellenfenster im "Bunker" aus wandte er sich immer wieder an die Häftlinge auf dem Appellplatz. Mit Bibelsprüchen und Trostworten versuchte er, den Mitgefangenen Mut zu machen. Zugleich prangerte er die Verbrechen der SS-Mannschaft im KZ Buchenwald an. Nach Folter und Misshandlung tötete ihn der Lagerarzt Erwin Ding am 18. Juli 1939 mit einer Überdosis Strophanthin.

 Der Blick auf den christlichen Widerstand in der NS-Zeit werde häufig sehr verengt, sagte Pastorin Elsa-Ulrike Ross, Kuratorin der Sonderausstellung. Der bevorstehende Todestag Schneiders sei eine der letzten Möglichkeiten für ein gemeinsames Gedenken mit Zeitzeugen von damals, betonte Ross. Das "allmähliche Verschwinden der Zeitzeugengeneration" stelle auch die Arbeit der Pfarrer-Paul-Schneider-Gesellschaft vor neue Herausforderungen. Das Bild von der Persönlichkeit des Theologen sei allerdings in den vergangenen Jahren durch zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten zusehends differenzierter geworden. So sei mittlerweile Konsens unter Kennern, dass Schneiders konsequente Ablehnung der nationalsozialistischen Ideologie im kirchlichen Leben wie im Konzentrationslager "ein Ausdruck seines Ringens um den christlichen Glauben" gewesen sei.

 

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 Ross verwies zugleich auf die Schwierigkeiten bei der Vermittlung von Schneiders Lebensgeschichte vor allem unter jungen Menschen. Die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus habe in jüngster Zeit den Fokus besonders auf den Holocaust und damit auf die Gräueltaten der Nazis gerichtet. Der alltägliche Faschismus und die Vernichtung durch Arbeit wie im KZ Buchenwald und anderen Lagern sei dabei "etwas aus dem Blick geraten".

 Die bevorstehende Ausstellung unter dem biblischen Motto "Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen" zeigt neben dem Lebensweg Schneiders auch seine Wirkungsgeschichte. Dazu gehöre die Vereinnahmung durch die DDR als "antifaschistischer Widerstandskämpfer" ebenso wie die Ablehnung der Thüringer Kirchenleitung in den 60er Jahren, einen Kirchenneubau in Weimar nach dem "Prediger von Buchenwald" zu benennen. 

 

(Quelle: epd)

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