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US-Justizministerium ermittelt gegen Baptisten

Führende Pastoren des Südlichen Baptistenverbands in den USA sollen Missbrauchsopfer jahrelang ignoriert, eingeschüchtert und diffamiert haben. Bisher stehen noch keine Einzelpersonen im Fokus der Ermittlungen.

Das US-Justizministerium hat Ermittlungen gegen den Südlichen Baptistenverband aufgenommen, die größte protestantische Kirche der USA. Das gab der kirchliche Informationsdienst „Baptist Press“ bekannt. Der Dienst stellte die Nachricht in Zusammenhang mit Missbrauchsvorwürfen gegen Pastoren der Southern Baptist Convention. SBC-Präsident Bart Barber und ein Dutzend führende Verbandsmitarbeiter versicherten in einer Erklärung, sie würden bei den Ermittlungen kooperieren.

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Der Baptistenverband hatte sich bei seiner Jahresversammlung im Juni für schärfere Maßnahmen gegen sexuellen Missbrauch ausgesprochen. Die Delegierten stimmten unter anderem für die Einrichtung einer Datenbank mit Namen von glaubhaft beschuldigten Pastoren und Kirchenmitarbeitern. Zuvor hatte eine von der SBC in Auftrag gegebene Untersuchung ergeben, dass führende Pastoren Missbrauchsopfer jahrelang ignoriert, eingeschüchtert und diffamiert hatten.

Fehler beklagt

Die Erklärung am Freitag betonte, man bedauere und beklage „Fehler in der Vergangenheit in Bezug auf sexuellen Missbrauch“. Die gegenwärtige Führung des Baptistenverbandes habe „Maßnahmen eingeführt, um sicherzustellen, dass die Fehler nie wiederholt werden“. Details zur Untersuchung wurden nicht bekannt. Ein Sprecher des SBC-Exekutivausschusses sagte im Informationsdienst Religion News Service, der Ausschuss habe eine Vorladung erhalten. Keine Einzelperson sei bisher vorgeladen worden.

Zu seiner Glanzzeit 2006 gehörten dem politisch konservativen Baptistenverband 16,3 Millionen Gläubige an. Laut dem jüngsten Jahresbericht lag die Zahl der Mitglieder 2021 bei 13,7 Millionen. Die SBC trat 2004 aus dem Baptistischen Weltbund aus.

Quelleepd

15 Kommentare

  1. Vielleicht sollten wir ALLE mehr beten

    Zum Thema sexuellem Missbrauch habe ich in der Vergangenheit sehr viel hoffentlich sinnvolles, kritisches und möglicherweise auch einiges konstruktive geschrieben. Eigentlich ist alles gesagt, was man als Laie sagen und schreiben kann. Es gibt leider nicht den Zauberstab, den das Problem aus der Welt bannen könnte. Allerdings ist mir beim Lesen über den Missbrauch des südlichen Baptistenverbandes der USA eine Uralterinnerung gegenwärtig geworden. Sie beschreibt, dass das betreffende Thema in der großen Welt und in der kleinen Gemeinde aktuell ist.

    In meiner nachpubertären Phase kannte ich einen älteren und sehr zugewandten Pfarrer in einem kleinen Dorf, den alle eher für einen Engel hielten als nur für einen guten Menschen. Ein Mensch also mit einer großen persönlichen Ausstrahlung, liebenswürdig, hilfsbereit und stets ansprechbar. Damals dachte ich: „Wenn ich mal ein schlimmes Problem habe, gehe ich zu ihm“ ! Aber auch seine Predigten waren intelligent, interessant, verständlich, spannend und nachdenkenswert. Seine Konfirmandenarbeit brachte ihm das Lob der Dorfbewohner*innen ein. Niemand hätte auch nur im entferntesten geahnt, welche Abgründe wohl mehr oder weniger in ihm (und/oder in allen Menschen ??!!) stecken. Denn da erschien ein verstörender und schockierender Zeitungsbericht der regionalen Zeitung, als Aufreißer über eine ganze Seite. Der Theologe hatte, wohl wiederholt und fast programmgemäß, Nacktfotos seiner Mädchen und Jungen der Vorkonfirmanden anlässlich von Saunabesuchen, angefertigt. Und diese von einem Fotolabor entwickelt lassen. Der Labormitarbeiter schickte sie schnurstracks zur Staatsanwaltschaft. Nun flog er Skandal auf. Er war deshalb auch ein wenig abgrundartig, weil der Redakteur einer gewissen zeitgemäßen Scham folgend – das Thema Missbrauch war relativ selten und neu – die Vorfälle nicht konkret beschrieben hatte. Jede und jeder durfte daher auch noch seinen Phantasien freien Lauf lassen. Das betreffende Dorf stand Kopf.

    Im Nachhinein habe ich mich gefragt, ob denn der Pfarrer eine gute Seite und eine böse andere Seite hatte, oder ob auch in jedem Menschen, sogar in solchen mit eigenen hohen Wertvorstellungen, ein seelischer Abgrund lauern kann. Jemand von berufener Seite des Wissens, Name ist mir entfallen, sagte wohl schon vor mehr als hundert Jahren: „Wir sind eigentlich alle potentielle Mörder, denn niemand kann wirklich vollkommen ausschließen, dass er einmal etwas sehr böses und abgründiges tun könnte“! Aber dies so einfach zu schreiben und zu postulieren, dürfte enormen Widerspruch hervorrufen. Denn dann sagte man, eigentlich sind alle potentiell böse, und warum nimmt man es dann den Christen dann ganz besonders übel, dass sie auch dazu gehören. Wer will schon gerne in eine Ecke gestellt werden derjenigen, die den Missbrauch kleinreden oder gar gerne vertuschen würden.

    Wir haben sicherlich als Christinnen und Christen eine noch größere Verantwortung für das Gute in dieser Welt. Und das kommt dem entgegen, der gerne hören will, den sexuellen Missbrauch nicht zu einem allgemeinen gesellschaftlichen Problem zu erklären. Im Umkehrschluss ist ja eigentlich so gut wie jeder, der nicht auf dieser Denkschiene läuft, verdächtigt vom Versagen von Kirche und Christentum ablenken zu wollen. Das ist eine Zwickmühle, auch eine der theologischen Art. Heißt es nicht: „Wir sind allzumal Sünder und mangeln des Ruhmes, den wir vor Gott haben sollten“! Aber vielleicht ist es gerade dieser sehr ehrliche Bibelvers, der uns Christen dazu anhalten sollte so zu leben wie es leider Kain nicht tat. Kain erschlug nämlich seinen Bruder Abel. (Das war ja auch Gewalt, aber eine rein eifersuchtsmäßig motivierte). Sagte da nicht Gott vorher sinngemäß „Bete, denn die Sünde lauert auch vor deiner Tür“! Vielleicht ist diese Sünde – wie bildlich gesprochen – wie eine Klapperschlange, die da im tiefen Gras liegt und tritt man unvorsichtig auf sie, kann sie gefährlich zulangen. Ich glaube daher, dass es bei Christenmenschen nur das Motto richtig sein kann, achtsam durch die Welt zu gehen. Denn es gibt noch mehr Gründe in den eigenen inneren Abgrund zu fallen. Das fängt beim Kavalierdelikt an, das Finanzamt übers Ohr zu hauen und es endet mit dem tiefen Griff in eine fremde Kasse mit phantasievoller Buchführung. Oder einen Menschen zu überfahren und Unfallflucht zu begehen. Aber dass wir Menschen alle, auch unabhängig von unserer religiösen Beschaffenheit, wirklich Sünder sind, scheint mancherorts kaum noch jemand zu glauben. Vielleicht sollten wir ALLE mehr beten.

    • Genauso muss man es im Bezug auf den Nationalsozialismus sehen, von dem sich jeder heutige Bürger distanziert „das passiert mir doch nicht“, aber eben diese Tendenzen hat man gerade im letzten Herbst sehen können.

      Sie haben es richtig geschrieben, wir alle sind Sünder, und wie es Paulus beschreibt, sind die Gläubigen zwar geistlich erneuert, aber immer noch im sündigen Fleisch und deshalb extrem angreifbar.

      Lasst uns täglich im Gebet wachsam sein und auf Gottes Wort hören, damit Satan, der brüllende Löwe, uns nicht verschlinge.

    • Jeder sollte so viel beten, wie er für nötig hält. Aber sexueller Missbrauch lässt sich damit nicht aus der Welt schaffen. Ich denke, bei den südlichen Baptisten wie auch bei der katholischen Kirche oder EKD (die gern beim Missbrauchsthema vergessen wird, aber auch tief drin steckt) wurde und wird reichlich gebetet.

      Es stimmt, wir sind alle Sünder. und natürlich kann man sagen, dass Steuerschummelei und Kindesmissbrauch abstrakt das Gleiche sind, nämlich Rechtsbruch und Sünde. Aber schon der erste Blick auf die Opfer zeigt, dass das so nicht stimmen kann, dass da ein erheblicher Unterschied besteht.

      Auch kommt Missbrauch überall in der Gesellschaft vor. Und gerade die südlichen Baptisten zeigen ja, dass das z.B. nicht am Zölibat hängt. Sie haben keinen.

      Warum ist kirchlicher Missbrauch dennoch besonders?

      Nun, zunächst sollte man keinen Missbrauch dadurch relativieren (und damit letztlich hinnehmen), dass es ihn auch woanders gibt.

      Das besondere bei der katholischen Kirche, der EKD und hier bei den südlichen Baptisten ist das Verhalten der Institution (!) Kirche. Das jahrzehntelange Vertuschen, das institutionelle Druck ausüben auf Opfer und Strafverfolgung, das Missbrauch weiter ermöglichen und hierzu neue Möglichkeiten schaffen (z.B. durch Versetzung, ohne die neue Gemeinde zu informieren, das Schützen vor Strafverfolgung.

      Kirchen genossen ein besonderes Vertrauen. Ich schreibe hier bewusst in Vergangenheitsform.

      • Lieber Joerg, ich wollte den Missbrauch eben n i c h t relativieren, trotzdem wir alle Sünder sind und zweifelsohne einen inneren Abgrund haben. Ich habe nur hier verabsäumt, diesen inneren Spannungsbogen zwischen unserer allgemeinen Fehlerhaftigkeit und unserem Anspruch als Christen aufzuzeigen, etwas mehr Licht in die Welt zu bringen. Es stimmt nicht, dass das Gebet uns vor unserer Unvollkommenheit nicht zu schützen vermag. Neben der Hilfe die wir dabei von Gott anfordern geht es dabei auch um Kraft, achtsam mit unseren Mitmenschen umzugehen. Selbstverständlich gibt es die harmlose Steuerschummelei mit der Steigerung bis hin zur Unfallflucht oder gar jemanden Gewalt anzutun. Aber da geht es mir nicht alleine nur um die legalistische Einhaltung des Rechts in Kleinigkeiten , sondern auch des sozialen Verhaltens als grundsätzliche Haltung. Die 10 Gebote, schon im Altertum Grundlage eines rudimentären Rechts, sind zeitweise völlig außer Kraft gesetzt gewesen und niemand hat es gemerkt. Richtig ist dein Schluss-Satz: „Kirchen genossen ein besonderes Vertrauen“! Das stimmt und es stimmt beim genaueren Hinsehen eigentlich auch nicht: Denn im Dritten Reich hätten mutigere Christen und Kirchen – auch in einer frühen Phase von Hitlers Übernahme der Macht – das Unglück vielleicht noch ausbremsen können. Aber da hat fast niemand auf die Kirchen geblickt und wohl seltsamerweise auch fast gar nichts erwartet. So konnte der guten Reichsbischof Müller schon bald sich mit seinem Adolf vereinen. Außerdem haben die Nazis für die Kirchengemeinderäte Listen gebildet und diese mit ihrer Wahlbeteiligung die Macht in den Kirchengemeinden eingenommen. Der Rest von Getreuen wurde mit einem Tritt in den Hintern entfernt. Viele fromme Leute haben das gewusst und geschwiegen. Und das war vielleicht nicht so schlimm wie das Nichtstun beim sexuellen Missbrauch. Aber es hat gezeigt: Die Kirche braucht ständig geistliche Erneuerung (Neudeutsch Reformation) und den kritischen Blick auf sich selbst. Sie nur in böse Ecken zu stellen ist zu wenig. Wer also die Katholische Kirche kritisiert, sollte in sie eintreten. Bei uns Evangelen ist derzeit Ruhe, was aber nicht bedeutet, dass es nicht überall (wenn auch andere) Leichen im Keller gibt.

        • > Sie nur in böse Ecken zu stellen ist zu wenig. Wer also die Katholische Kirche kritisiert, sollte in sie eintreten. Bei uns Evangelen ist derzeit Ruhe, was aber nicht bedeutet, dass es nicht überall (wenn auch andere) Leichen im Keller gibt.

          Zunächst: Bei den Evangelen ist eigentlich keine Ruhe bezüglich Missbrauchsskandal. Es geht nur medial derzeit unter, weil andere Themen auf der Tagesordnung oben stehen.

          Und ja, bei kleinen Missständen kann es helfen, sich selbst einzubringen. Aber es gibt eine Grenze und die ist meiner Ansicht nach überschritten. Gäbe es in der RKK den synodalen Weg, wenn nicht so viele Gläubige ausgetreten wären? Ich glaube nicht. Wenn alle drin bleiben, gibt es keinen Handlungsdruck.

          Und letztlich: Unterstützt man nicht auch durch das Drinbleiben die Strukturen und den dadurch bedingten Missbrauch? Wird man dadurch nicht sogar Mittäter?

          Mal krass: Sollte man der Mafia auch beitreten, um sie etwas besser zu machen?

          Die Grenze ist da, wo die Verbrechen so schwerwiegend sind und die Strukturen so verfestigt, dass keine wirkliche Änderung möglich oder sinnvoll wäre. Für mich ist diese Grenze weit überschritten.

          Und es gäbe ja Alternativen: Man könnte als Katholik zur altkatholischen Kirche gehen. Diese ist auch katholisch anerkannt, gut, wenn auch klein, verbreitet und bisher ohne solche Skandale.

  2. “ Die, die da betrogen und Kinder missbraucht haben, waren keine Pharisäer (also Angehörige einer früheren sehr angesehenen jüdischen Gruppierung, die seit quasi Anbeginn des Christentums von diesem diffamiert wird) sondern Christen! “
    Die Diffamierung stimmt nicht, das ist Fehlinterpretation.
    Solltest Du die EKD Texte, die Du hier so gerne anderen empfiehlst , selbst gelesen haben, dann wüsstest Du das.
    Jesus diskutierte viel mit den Pharisäern, den Schriftgelehrten seiner Zeit , er war nur nicht ihrer Meinung, befolgte ihre Regeln nicht, und erregte damit ihren Unmut. Er nannte sie Heuchler, weil sie zu Hochmut neigten, etc.
    An uns liegt es , zu ergründen, was damit gemeint war. Es geht um keine Urteile. Und den Begriff Pharisäer als Synonym für Heuchler zu benutzen, ist keine große Sache, und schon gar nicht Polemik.
    Eine intolerante Gesellschaft führt zu Polemik , aber das steht auf einem anderen Blatt.
    Menschen, die zu Tätern werden, und es schaffen, lange Zeit unerkannt zu bleiben, oder anderen vorzumachen, dass es Sinn macht, sie zu schützen, sind die geborenen Heuchler, die erst, wenn sie entdeckt werden, Reue bekunden. Und auch dann heucheln sie oft nur. Und die, die sie schützen , machen sich mitschuldig.

    Dabei geht es natürlich nicht um das Pharisäertum als jüdische Sekte, oder die damals herrschende religiöse Gruppe an sich, aber die Parabel lässt sich auf den Umstand der Heuchelei anwenden.

    Das trifft nicht nur auf Täter zu, denn in jedem steckt ein Pharsiäer, oder Zöllner, u.s.w.
    Du solltest darüber reflektieren, was Du aus diesen Texten verstanden und gelernt hast.

    • Nun Gabrielle, Deine Schwierigkeiten in Hinsicht auf Antisemitismus hast Du hier schon mehrfach zum besten gegeben. Und das für dich manches bei Antisemitismus keine große Sache ist, überrascht mich auch nicht. Zu meiner angeblichen Fehlinterpretation folgende Texte.

      Veröffentlichung der EKD unter dem Titel ‚Antisemitismus‘:

      „Antijüdischen Klischees in der Kirche begegnen
      (…)
      »Pharisäer sind scheinheilig.«
      Scheinheiliges Verhalten wird bis heute oft als »pharisäerhaft« bezeichnet. Einzelne Aussagen der Evangelien werden dabei in unzulässiger Weise verallgemeinert. Gerade die Anhänger des pharisäischen Judentums, denen Jesus durchaus nahestand, waren bemüht, Gott durch ihre Lebensweise hingebungsvoll zu dienen. Im rabbinischen Judentum genießen die Pharisäer da­rum hohes Ansehen. Das Klischee einer angeblich starren pharisäischen »Gesetzesfrömmigkeit« verzeichnet das jüdische Anliegen, nach den Geboten der Tora zu leben. Das Beharren auf der besonderen Berufung des jüdischen Volkes wird oft nicht verstanden und als Ausdruck von Überheblichkeit verunglimpft.

      https://www.ekd.de/antijuedischen-klischees-in-der-kirche-begegnen-30986.htm

      Zum historischen Antisemitismus des Christentums (von der Bundeszentrale für politische Bildung):

      „Christlicher Antijudaismus
      Die erste Schicht ist die religiös motivierte Ablehnung der Juden durch die Christen, einer selbst aus dem Judentum hervorgegangenen Gruppierung. Während die frühe Jesusbewegung nur aus Juden bestand, kamen allmählich auch Nichtjuden hinzu und es entwickelte sich eine Distanz und ein Konkurrenzverhältnis zum Judentum. Aus dieser Situation entstand unter den Christen eine antijüdische Tradition, die bereits in Teilen des Neuen Testaments spürbar ist. Die Christen sahen sich im „neuen Bund“, als „wahres Israel“ und schlossen die Juden als Volk des „alten Bundes“ aus dem neuen Gottesbund aus (Galater 4,21-31; Markus 12, 9-12). Sie überbetonten den jüdischen Anteil an der Leidensgeschichte Jesu (Matthäus 27,25; Markus 15,6-15; Lukas 23,13-15). Innerjüdische Konflikte, über die das Neue Testament berichtet, wurden nachträglich als Auseinandersetzungen zwischen Judentum und Christentum interpretiert. So erscheinen die Pharisäer und Schriftgelehrten als Heuchler (Matthäus23,13-29) und Verfechter einer nur äußerlichen Frömmigkeit (Lukas 16,15). Den Kern des christlichen Judenhasses bildete der so genannte Gottesmordvorwurf („Welche auch den Herrn Jesum getötet haben, und ihre eigenen Propheten, und haben uns verfolget“, 1. Thessalonicher 2,15). Dabei wurde übersehen, dass nicht die Juden, sondern die römische Besatzungsmacht Jesus zum Tode verurteilt und – nach römischer Strafpraxis – ans Kreuz geschlagen hatte.

      In polemischen Bibelauslegungen, in Predigten, in der christlichen Geschichtsschreibung sowie unter den Gläubigen entwickelte sich seit dem frühen zweiten Jahrhundert eine konsequent judenfeindliche Haltung. Die Herabsetzung von Volk und Glauben der Juden wurde zum integralen Bestandteil der christlichen Lehre – und zum religiösen Vorurteil mit folgenden Elementen: Die Juden galten als blind und verstockt, weil sie Jesus nicht als Messias anerkennen wollen; man erhob den Vorwurf des Christusmordes und der Christenfeindlichkeit und behauptete ihre Verwerfung durch Gott. Doch findet sich im Neuen Testament auch die Aussicht auf ihre endzeitliche Bekehrung und Errettung eines „Restes“ (Römer 11). Damit war theologisch eine Grenze gegenüber Zwangsbekehrung und Ausrottung markiert, die ihren rechtlichen Ausdruck im Schutz der jüdischen Religion fand.

      Negative Stereotype aus dem Neuen Testament reichen bis in den heutigen Sprachgebrauch hinein: Wir nennen einen Heuchler immer noch „Pharisäer“. Judas ist bis heute die Symbolfigur des Verräters, und Juden wurden in der Geschichte häufig des Verrats an ihren „Gastvölkern“ bezichtigt.

      Die Christianisierung Europas, die innerkirchlichen Reformbewegungen, insbesondere die Missionsbestrebungen der Bettelorden und die Wendung gegen abweichende christliche „Irrlehren“ (so genannte Ketzer) und Feinde des Christentums (Kreuzzüge), verbreiteten die Judenfeindschaft über den Kreis der Theologen hinaus unter den Laien, sodass Vorurteile gegen Juden zum festen Bestandteil der erstarkenden Volksfrömmigkeit wurden.“

      https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/izpb/9714/antisemitismus/

        • Welche Diskussion?

          Du hast Falsches behauptet, ich habe das widerlegt.

          Bei einer Diskussion müsstest Du dich auf Fakten einlassen und auch mal selbst welche bringen, was Du hier aber nie machst.

          Du haust nur Behauptungen raus und irgendwann kommen dann, wie zuletzt gegen Bernd, nur noch Beleidigungen.

          • Natürlich gibt es eine Diskussion, nur merkst Du es vielleicht nicht, weil Du so damit beschäftigt bist, Deine Meinung durchzusetzen. Du kannst andere Meinungen nicht akzeptieren, und fängst an, beleidigend zu werden.
            Du drehst Dich im Kreis, deshalb mein Einwand.
            Ich rede Dir nicht nach dem Mund, auch sonst nicht. Halte Dich also an die Regeln, und pöbele nicht.
            Wenn Du nicht verstehst, was ich sage, lass es stehen. Oder frage nach.
            Bernd hat es zwar auch schon formuliert, liess aber trotzdem anschliessend eine schöne Tirade auf mich los.
            Das ist auch nicht viel besser. Ich verstehe daher, dass Du Dich hier wohl fühlst.
            Aber diese Einseitigkeit ist übel.

            Bernd schreibt:
            “ Wir haben sicherlich als Christinnen und Christen eine noch größere Verantwortung für das Gute in dieser Welt. “
            Ein schöne Satz, nur leider verfällt er damit sofort in einen Predigt Slang, der dazu führt, oder Dich dazu verführt, Deine üblichen Vorwürfe loszulassen.
            Außerdem denke ich ähnlich darüber, wie Du, dass es beim Missbrauch nicht um Relativierungen gehen kann.
            Aber man fängt oft zu relativieren an, weil es im Grunde nichts mehr wirklich Ungesagtes zum Thema gibt.
            Das führt also nicht mehr weiter.

            Fazit : ich denke, dass das deutlich genug ist, was ich meine. Du kannst Dich meinetwegen gerne zum Thema weiter auslassen, nur bleib bitte möglichst sachlich.

          • > Halte Dich also an die Regeln, und pöbele nicht.

            Gabrielle, es sind Deine postings und nicht meine, wo die Redaktion Beleidigungen rausstreicht.

            > Und den Begriff Pharisäer als Synonym für Heuchler zu benutzen, ist keine große Sache, und schon gar nicht Polemik.

            Und über derartiges wie diesen Satz von Dir diskutiere ich in der Tat nicht sondern belege (!) schlicht, dass das in Richtung Antisemitismus geht.

  3. Da, wo frommes Theater gespielt wird, versucht man immer zuerst, den Schein zu wahren. So funktioniert das System. Jesus warnte seine Jünger vor diesem Sauerteig der Pharisäer, der Heuchelei. Denn wer vor Menschen nicht ehrlich ist, der kann auch vor Gott nicht ehrlich sein. Diese zwei Dinge hängen untrennbar zusammen. Schade, dass es oft gerade die „Bibeltreuen“ sind, die dieses Prinzip nicht verstanden haben …

    • Die, die da betrogen und Kinder missbraucht haben, waren keine Pharisäer (also Angehörige einer früheren sehr angesehenen jüdischen Gruppierung, die seit quasi Anbeginn des Christentums von diesem diffamiert wird) sondern Christen!

      Bitte nicht durcheinander werfen und bei der wirklich schuldigen Gruppe bleiben.

      PS: auf den Websites der EKD gibt es inzwischen gute Artikel zu den Pharisäern.

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