- Werbung -

Bewundert und kritisiert: Mutter Teresa wird heiliggesprochen

Am 4. September wird Mutter Teresa von Papst Franziskus heiliggesprochen. Die Friedensnobelpreisträgerin aus Skopje im heutigen Mazedonien war 1997 im Alter von 87 Jahren gestorben. Bis heute wird sie von vielen bewundert, aber die kritischen Stimmen mehren sich.

Im Jahr 1950, hatte Agnes Gonxha Bojaxhiu, so lautet ihr Geburtsname, im indischen Kalkutta die Gemeinschaft der „Missionarinnen der Nächstenliebe“ gegründet. Ansteckende Krankheiten waren dort weit verbreitet, eine staatliche Krankenversorgung praktisch nicht vorhanden. Mutter Teresa erbettelte ein Gebäude für ihre Arbeit von der Stadtverwaltung und wandelte es in ein Hospiz um. 1979 erhielt der „Engel der Armen“ für die „Bekämpfung von Armut und Elend“ den Friedensnobelpreis. Heute hat der von ihr gegründete Orden rund 4.000 Schwestern in mehr als 130 Ländern.

- Werbung -

Es liest sich in der Tat wie eine Heiligengeschichte, doch in den vergangenen Jahren hat die Kritik an der Arbeit von Mutter Teresa zugenommen. Sie habe sich gerade nicht um die Ursachen von Armut und Krankheit gekümmert, sondern die Armut theologisch idealisiert. Dazu seien die hygienischen Zustände und die medizinische Versorgung in den von der Schwesternschaft gegründeten Hospizen trotz der Geldspenden in Millionenhöhe miserabel gewesen, was viele Patienten das Leben gekostet hätte. Der Einsatz von Schmerzmitteln sei unerwünscht gewesen, denn der Schmerz an sich sei „ein Geschenk an den Menschen“, sagte Mutter Teresa. So könne er „am Leiden Christi teilhaben“.

Außerdem steht der Vorwurf im Raum, die Ordensschwestern hätten Kranke auf dem Sterbebett bekehrt. Letztlich sei es nicht um die Betreuung von Kranken und Sterbenden sondern nur um deren Bekehrung gegangen. Dies bestritt Mutter Teresa allerdings vehement.

„Leiden billigend in Kauf genommen“

- Weiterlesen nach der Werbung -

In den gängigen Biografien über Mutter Teresa fehlten die Grautöne, kritisiert die Religionspädagogin Ulrike Witten. „Da gibt es entweder harte Kritik oder ganz große Heiligsprechung“, erklärt die wissenschaftliche Mitarbeiterin der Universität Halle. Oft würden die Motive für Mutter Teresas Handeln falsch wiedergegeben.

Bei der „sprichwörtlich gewordenen Ikone der Nächstenliebe“ werde der theologische Aspekt kaum beachtet. Mutter Teresa sei es weniger um den leidenden Nächsten gegangen, als darum, sich Christus im Leiden des Anderen zu nähern, so Witten. „Es ging um ihre eigene Gotteserfahrung, um ihr eigenes Seelenheil.“ Mit dem Verzicht auf moderne medizinische Standards habe sie „Leiden billigend in Kauf genommen und Heilung zum Teil verhindert“. Auch die Bekämpfung von Armutsursachen sei ihr deshalb nicht wichtig gewesen.

Was sie erreicht habe, lasse sich nur schwer bemessen. „Die Arbeit der Missionarinnen, die den ‚Ärmsten der Armen‘ ihre Liebe schenken, lässt sich kaum quantifizieren“, so Witten. Mit ihrem Wirken habe Mutter Teresa den Menschen „die Frage gestellt, was eigentlich Nächstenliebe ist und welches Konzept sich dafür eignet“. Ihre Art, auf die Menschen zuzugehen, habe etwas Vorbildhaftes gehabt. „Dabei muss man sie aber kritisch sehen.“

Vielen gilt Mutter Teresa jedoch auch heute noch als so etwas wie ein „Pop-Star“ der Wohltäter. Die Ordensschwester empfing Prinzessin Diana in ihrem Sterbehospiz, traf den britischen Musiker Bob Geldorf und den US-Präsidenten Ronald Reagan. Kalkutta feiert die Heiligsprechung mit einem Filmfestival, einer Fotoausstellung, Gebeten und Gedenkveranstaltungen. Die Arbeit der Ordensschwester wird in ganz Indien respektiert – unabhängig von der Religionszugehörigkeit.

- Werbung -

Weiterlesen: Mutter Teresa: Ihre 20 bewegendsten Zitate über die Liebe

Konnten wir dich inspirieren?

Jesus.de ist gemeinnützig und spendenfinanziert – christlicher, positiver Journalismus für Menschen, die aus dem Glauben leben wollen. Magst du uns helfen, das Angebot finanziell mitzutragen?

Zuletzt veröffentlicht