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Nach Chemnitz: „Raus aus den christlichen Subkulturen!“

Die ganze Welt blickt in diesen Tagen auf Chemnitz, aber wie blicken die Chemnitzer eigentlich auf die Welt? Und was können Christen in dieser Situation tun? Wir haben bei Bernard Millard nachgefragt. Er ist seit 19 Jahren Pastor in der dortigen Freien evangelischen Gemeinde.

Pastor Millard, wie denken die Menschen in Chemnitz über die jüngsten Vorfälle?  

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Millard: „Aus persönlichen Gesprächen weiß ich, dass sich viele ungerecht behandelt fühlen. In der Berichterstattung wurden die schlimmsten Szenen herausgepickt. Ich persönlich bin entsetzt, wie pauschalisierend über die Ereignisse berichtet wird. Da wird suggeriert, Sachsen sei sowieso „braun“ und voll mit Rechtsextremisten. Um den Getöteten geht es gar nicht mehr. Ich bekomme Anfragen, zum Teil sogar aus den USA, wie es sein könne, dass in Chemnitz 6.000 Rechtsradikale vermeintliche Ausländer durch die Stadt jagen – was so nicht geschehen ist. Ja, es hat schlimme Ausschreitungen gegeben. Aber wie berichtet wird, das ist üble Nachrede und vermittelt ein falsches Bild von den Menschen hier. Diese Polarisierung nützt niemandem.

Sie sind Gemeindepastor. Was können oder sollen Christen in dieser Situation tun?

Auch Christen lassen sich von Stimmungen oder Gefühlen hinreißen. Auch unter Christen gibt es Menschen, die an Verschwörungstheorien glauben. Aber wir sollten uns von der Wahrheit leiten lassen, nicht von Gerüchten. Wir müssen uns mit denen vernetzen, die für ein gutes Miteinander einstehen. Hier in Chemnitz gibt es viele Menschen, die politisch links oder rechts stehen, aber nicht extrem sind.

Am Montag gab es ein interkonfessionelles Friedensgebet. Sie selbst haben auch einen Gebetsaufruf gestartet…

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Das Gebet ist ein „Pfund“, das wir Christen einbringen können. Ich wünsche mir zwei Dinge. Erstens, dass wir all diese Ereignisse im Gebet begleiten. Gebet für Opfer und Angehörige, aber auch für Politiker und die Polizei. Zweitens müssen wir als Christen aufstehen und die Gesellschaft mitgestalten. Wir müssen raus aus unseren frommen Subkulturen, da haben wir noch Nachholbedarf. Sowohl der Mord am frühen Sonntagmorgen im Stadtzentrum als auch die entfesselten Reaktionen darauf in Spontan-Demos auf dem Stadtfest und angemeldeten Demos und Gegendemos lassen es nicht zu, dass wir als Christen in einer Zuschauerhaltung bleiben. Ansonsten dürfen wir uns nicht wundern, wenn andere die Gesellschaft nach ihren Vorstellungen gestalten.

Danke für das Gespräch.


Bernard Millard ist Pastor der Freien evangelischen Gemeinde und Leiter des christlichen Netzwerks „Miteinander für Chemnitz“. Die Initiative unterstützt am Sonntag (2. September, 16 Uhr)  eine Kundgebung der Lutherischen Landeskirche auf ökumenischer Ebene. Das Motto: „Wir in Chemnitz – aufeinander hören, miteinander handeln“. 

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